Witten. Das Schaufenster der Buchhandlung Lehmkul in Witten ist am Mittwochabend (10.6.) zu Bruch gegangen. Jugendliche waren in die Scheibe gesprungen.
Wieder Randale in der Innenstadt: Zwei Jugendliche haben am Mittwochabend das Schaufenster der Buchhandlung Lehmkul auf dem Rathausplatz demoliert. Mehrere Mitglieder der CDU-Fraktion, die gerade im Ratssaal getagt hatten, konnten das Geschehen mitansehen. „Im Vollsprint rannten beide, von der Bushaltestelle auf dem Rathausplatz kommend, auf das Fenster zu und sprangen hinein“, so schildert es Jan Herbrechter, das ist auch auf einem Video zu sehen, das bei Facebook kursiert. Erst vor einem Monat hatten randalierende Jugendliche die Bumerang-Bushaltestelle am Rathaus stark demoliert.
Herbrechter saß nach der Fraktions-Sitzung noch im Casa Cuba am Markt. „Man hörte die Jugendlichen schon an der Bushaltestelle“, erzählt er. Rund 15 Leute seien es gewesen, mal mehr, mal weniger. Sie hätten sich zum Spaß gekloppt, dann seien einige zur Trattoria Pavarotti auf dem Rathausplatz gelaufen und hätten Stühle umgeworfen. „Und etwas später rannten zwei plötzlich auf einen dritten zu, der vor dem Schaufenster von Lehmkul stand“, so schildert es der 28-Jährige. Ohne zu bremsen seien die beiden vor die Scheibe gesprungen. Herbrechter glaubt: „Die wollten den Laden nicht ausrauben, die wollten Stress machen.“ Selbst das glaubt Lehmkul-Inhaberin Sabine Wirths-Hohagen nicht: „Das war Beklopptheit, keine mutwillige Zerstörung.“ Sie geht davon aus, dass sich die Jungen ein Wettrennen geliefert haben und nicht rechtzeitig bremsen konnten.
Einer der Jugendlichen blutete an den Händen
Das hatte Folgen: Das Schaufensterglas zersprang in tausend Scherben. Der laute Knall der berstenden Scheibe habe mehrere Anwohner und Ladeninhaber auf den Marktplatz gelockt. „Das war echt ein Schock, alle waren entsetzt.“ Ordnungsamt und Polizei wurden informiert, rückten schon kurz darauf an. „Die Randalierer waren da aber schon wieder bei ihrer Gruppe, einer blutete offenbar an den Händen“, das konnte Herbrechter sehen. Dennoch versuchten sie zu flüchten, doch die Polizei konnte mindestens einen der Täter – einen 15-Jährigen aus Hattingen – stellen. Wegen seiner Schnittverletzungen wurde er ins Krankenhaus gebracht.
Wieder Randale – dabei haben die Behörden den Markt angeblich im Blick: Rathausplatz und Kornmarkt seien insbesondere an den letzten Wochenenden vom Kommunalen Ordnungsdienst und einem Großaufgebot der Polizei Witten – inklusive Hundertschaft – überwacht worden, das hatte das Ordnungsamt auf Nachfrage bereits vor dem Vorfall am Mittwoch mitgeteilt. Schon vor der Randale an der Rathaus-Haltestelle hatte die Polizei ein besonderes Augenmerk auf den Bereich Rathausplatz und Kornmarkt. Bereits 2018 hat eine Jugend-Bande für Unruhe in der City gesorgt. Aktuell habe es wieder zahlreiche Hinweise von Bürgern und Anwohnern gegeben.
Polizei ist „mit starken Kräften“ vor Ort
Seit Anfang Mai sei man daher nun in regelmäßigen Abständen „mit starken Kräften“ vor Ort, so ein Polizeisprecher. Es habe seitdem auch bereits regelmäßig Festnahmen, Strafanzeigen und Platzverweise gegeben. Auch seien viele Ordnungswidrigkeiten festgestellt worden – dabei handele es sich vor allem um Verstöße gegen das Corona-Kontaktverbot. Man habe vor, das Konzept der verstärkten Präsenz weiterzuverfolgen.
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Bürgermeisterin Sonja Leidemann bestätigt die Bemühungen der Behörden: „Seit mehreren Wochen haben eine Hundertschaft der Polizei und unser Ordnungsamt Kontrollen durchgeführt. Es handelt sich um eine Gruppe von etwa 40 Jugendlichen im Alter zwischen 12 und 18 Jahren, die immer wieder auffällt und unbelehrbar ist. Einige von ihnen sind leider nicht strafmündig. Eine Videoüberwachung des Rathausplatzes wird bislang nicht genehmigt.“
Angesichts der verschiedenen Vorfälle flammt die Diskussion über eine Videoüberwachung nun aber wieder auf. In der nächsten Ratssitzung will die WBG-Fraktion die Verwaltung damit beauftragen, die Kosten für eine flächendeckende Videoüberwachung für den Rathausplatz und den Kornmarktbereich zu ermitteln. Doch die Parteien sind unterschiedlicher Ansicht über den Nutzen so einer Maßnahme.
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