Witten. Mitarbeiter des Marien-Hospitals in Witten sind nach dem Kontakt mit einem Infizierten in Quarantäne. Eigentlich. Tatsächlich arbeiten einige.
Erneut ist ein Mitarbeiter des Marien-Hospitals in Witten am Coronavirus erkrankt – und erneut hört man aus der Belegschaft Klagen. Mehrere Kollegen, die Kontakt zu dem Erkrankten hatten – Pflegekräfte wie Ärzte – , seien zwar in vorsorglicher häuslicher Quarantäne. Sie dürften aber dennoch wieder arbeiten. Das sei nicht zu verstehen. Erst vor zwei Wochen war eine Pflegekraft der Klinik infiziert gewesen.
Das Marien-Hospital betont, das Vorgehen sei eng mit dem Gesundheitsamt abgestimmt und richte sich dabei streng an die Richtlinien des Robert-Koch-Institutes. Alle Mitarbeiter und Patienten, die mit dem Erkrankten engen Kontakt hatten, würden getestet. Beschäftigte, die dann keine Symptome zeigten und negativ getestet wurden, würden in die häusliche Quarantäne gehen. Allerdings: „Wenn aufgrund der häuslichen Quarantäne Personalmangel entsteht, können diese Mitarbeiter in Abstimmung mit dem Gesundheitsamt mit Mund-Nasen-Schutz arbeiten, was sie aktuell im Marien-Hospital auch tun. Sie müssen ein Symptomtagebuch führen“, sagt Theo Freitag, Geschäftsführer der St.-Elisabeth-Gruppe, zu der das Marien-Hospital gehört.
Kritik: Problem des Personalmangels in Witten hausgemacht
Diese Vorgehensweise stößt in der Belegschaft auf Kritik. Es sei nicht zu verstehen, warum eine Krankenschwester wegen einer noch nicht ganz sicher ausgeschlossenen Ansteckung nach der Arbeit zwar nicht einkaufen gehen, aber einen schwerkranken Risikopatienten versorgen dürfe, heißt es in einem Schreiben, das der Redaktion vorliegt. Diese Regelung sei eigentlich als Notlösung gedacht gewesen, um die Versorgung der Patienten in der Corona-Krise sicherzustellen. Das Problem des fehlenden Personals sei im Marien-Hospital aber hausgemacht, so der Vorwurf. Denn statt mit Augenmaß sei der Klinikbetrieb wieder mit Vollgas hochgefahren worden.
Dass jetzt mehr als ein Dutzend Mitarbeiter in Quarantäne mussten, sei zum Teil auch dem System im Haus geschuldet, heißt es aus der Belegschaft. Stationsarbeitsplätze würden fehlen und Pausenräume seien zu klein, um angemessen Abstand halten zu können.
Geschäftsführer: Pausen müssen versetzt organisiert werden
Geschäftsführer Theo Freitag betont, in der Klinik würden klare Corona-Vorgaben gelten. „Mitarbeiter, die in der patientennahen Versorgung tätig sind, sind im Krankenhaus verpflichtet, einen Mund-Nasen-Schutz zu tragen. In Pausenräumen oder beim Rauchen in den Außenbereichen ist ein Abstand von mindestens 1,50 Meter einzuhalten.“ Während des Essens und Trinkens könne auf eine Maske verzichtet werden, der Abstand müsse aber eingehalten werden. Regelungen gebe es auch für die Pausen. „Aufgrund der aktuellen Situation sind die Teams dafür verantwortlich, ihre Pausen versetzt zu organisieren, um die notwendigen Abstände währenddessen einzuhalten“, so Freitag.
Keine Fälle im EvK bekannt
Aktuell ist ein Mitarbeiter des Marien Hospital Witten an Corona erkrankt. Das bestätigt die Klinik. Er müsse aber nicht im Krankenhaus behandelt werden. Damit gibt es bis jetzt insgesamt sieben bekannte Corona-Fälle bei Mitarbeitern der St. Elisabeth-Gruppe - vier im Wittener Marien-Hospital und drei in Herne. Zudem werden aktuell vier Patienten, die an Covid-19 erkrankt sind, im Marien-Hospital behandelt.
Vom Evangelischen Krankenhaus (EvK) heißt es, dass es weder bei Ärzten noch bei Pflegekräften der Klinik bislang eine Corona-Infektion gegeben habe. Insgesamt seien im Haus bereits zwölf Corona-Patienten behandelt worden. Darunter ein 60-jähriger Niederländer, der aus einer Nijmegener Klinik nach Witten verlegt worden war und im EvK erfolgreich behandelt werden konnte.
Auf den Vorwurf aus der Belegschaft, zu schnell Vollgas gegeben zu haben, erwidert der Klinik-Chef: „In den vergangenen Wochen und Monaten durften viele Menschen mit unterschiedlichen Krankheitsbildern aufgrund der Vorgaben von Bundes- und Landesregierung nicht behandelt werden oder haben aus Angst vor einer Corona-Infektion auf eine Behandlung verzichtet und diese aufgeschoben. Nun kommen diese Patienten wieder in die Arztpraxen und Krankenhäuser, um sich behandeln zu lassen und wir behandeln diese Patienten.“ Betten für die Behandlung von Corona-Patienten würden aber entsprechend des Vorgaben von Land und Bund weiterhin frei gehalten.
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