Witten. Hafermann aus Witten zählt zu den großen Reisebusveranstaltern in NRW. Nun will er sich die Reiseverbote wegen Corona nicht länger bieten lassen.
Meinhold Hafermann ist eigentlich kein „Revoluzzer“, der auf die Straße geht, um zu demonstrieren. Die Straße ist zwar sein Revier, aber im Moment ist sie für seine Branche tabu. Hafermann-Reisen gehört zu den größten Reisebusunternehmen in NRW. Am Mittwoch (27.5.) sind er und seine Kollegen zu Demos nach Düsseldorf und Berlin gerollt, um gegen die Verbote für Busreisen zu protestieren.
Zweimal hat der 68-jährige Familienunternehmer in dritter Generation schon an die Kanzlerin und den NRW-Ministerpräsidenten geschrieben. Die Antwort, die er zuletzt bekam, war wieder ernüchternd. „Die derzeitig gültige Coronaschutzverordnung untersagt Busreisen bis zum 5. Juni“, schrieb ihm das Arbeits- und Gesundheitsministerium. Das ruft großes Unverständnis bei dem Wittener hervor.
Durch den Shutdown seit Mitte März habe sein Unternehmen schon 8,7 Millionen Euro Umsatz verloren, und zwar „unwiederbringlich“. Täglich gingen 145.000 Euro verloren. Umsatzstarke Termine wie Ostern oder die langen Wochenenden mit all den Feiertagen, sonst gern gebucht zum Beispiel für Städtereisen – alles musste abgesagt werden.
„Tausenden Mittelständlern in der Tourismusbranche geht langsam die Luft aus“, warnt Meinhold Hafermann in seinem letzten Schreiben an Merkel und Laschet. Es sei zu befürchten, „dass im nächsten Monat eine Vielzahl von Insolvenzen und Betriebseinstellungen in der Branche eintreten werden“.
Hafermann sieht angesichts der vielen anderen Lockerungen auch den Gleichbehandlungsgrundsatz verletzt. Es könne nicht sein, dass Massage-, Tattoo-Studios und Frisörsalons wieder öffnen dürften, Menschen wieder in Bussen, Bahnen und Flugzeugen sitzen, „aber unsere Reisebusse still stehen müssen“.
Allein an Himmelfahrt wären rund 70 seiner rund 100 Busse unterwegs gewesen, von Paris über London, Rom, Florenz bis Skandinavien. Die Fahrgäste müssten Schutzmasken tragen und würden so weit wie möglich auseinandergesetzt. Ein Mindestabstand von 1,50 Meter gehe aber nicht. Dann könnten in einem Bus für 50 Personen maximal 14 sitzen, was nicht wirtschaftlich sei.
Nun steht der Wittener Busveranstalter an diesem Mittwoch vor dem Düsseldorfer Landtag und demonstriert, das erste Mal in seinem Leben. 100 Reisebusse, zwei davon mit dem typisch weißen Grund und dem farbigen Hafermann-Logo darauf, parken auf den Rheinwiesen. Meinhold Hafermann hat selbst Plakate mitgebracht. Gefordert werden die sofortige Aufhebung des Verbots von Busreisen und direkte Zuschüsse, „um drei Millionen Arbeitsplätze in der Tourismusbranche zu retten“. „Klimaschutz mit Reisebus“ lautet ein weiterer Slogan. Hafermann: „Wir verbrauchen weniger CO2 als die Bahn, geschweige denn Pkw oder Flugzeuge.“
„Ein Zeichen“ will die Reisebus-Branche an diesem Tag in Düsseldorf und auch Berlin setzen, wohin Hafermann ebenfalls zwei Busse geschickt hat. Am Rhein formieren sich die 100 Fahrzeuge zu dem Schriftzug „Bus SOS NRW“. Mit einem Funken Hoffnung kehrt der Unternehmer nach Gesprächen mit Wirtschaftsminister Pinkwart und dem Sprecher der CDU-Landtagsfraktion für Tourismus, Rehbaum, später nach Witten zurück. Vom 30. Mai habe die Politik nun gesprochen, was die Wiederaufnahme des Reisebusverkehrs angeht. Der 68-Jährige bleibt skeptisch. „Noch sind das nur Bekundungen.“Hier gibt es mehr Artikel, Bilder und Videos aus Witten