witten. . Hafermann-Fahrer können manche Anekdote erzählen. Jetzt warten zehn nagelneue Busse auf weitere Abenteuer.
- Hafermann-Fahrer können manche Anekdote erzählen
- In Berlin brannte mal ein Bus ab, aber Menschen kamen in über 100 Betriebsjahren nie zu Schaden
- Fahrzeuge werden jedes Jahr wie jetzt wieder gegen zehn neue ausgetauscht
Wenn einer eine Reise tut, dann kann er was erzählen. Bei der 1911 gegründeten Firma Hafermann ließen sich damit ganze Bibliotheken füllen. Zehn nagelneue Busse stehen jetzt bereit, damit die Reisefreude der Kunden und der Erzählfluss nicht abbrechen.
Viel zu berichten haben auch die Fahrer. Sie düsen nicht nur kreuz und quer durch Deutschland. Die Luxusgefährte, die mit jeweils etwa 300 000 Euro so teuer wie ein Einfamilienhaus sind, steuern Ziele von Gibraltar bis St. Petersburg an, von Sizilien bis zum Nordkap. „In Barcelona, wo es jede Menge zu sehen gibt, haben sich die Mitreisenden im vorigen Jahr viel von der Stadt erlaufen. Eine lebenslustige jüngere Frau, die halbseitig gelähmt war, hat sich dabei wohl übernommen. Unser Reiseleiter Heinz hat sie dann zum Bus zurückgetragen. Sie hat über das Malheur nur herzlich gelacht“, erzählt Marcel Egden. Der 33-Jährige fährt seit zehn Jahren für das Wittener Busunternehmen.
Sein Kollege Jörg Laber, der schon 19 Jahre bei Hafermann ist, kann da von ganz anderen Kalibern erzählen. „In der Silvesternacht zur Jahrtausendwende ist mein Bus in Berlin komplett abgebrannt. Ein Feuerwerkskörper war in die Klimaanlage geflogen“, erinnert sich Laber, der selbst aus der Hauptstadt stammt. Dort hatte der 55-Jährige dieses historische Silvester im Familienkreis gefeiert, nachdem er die Gäste im Hotel abgeliefert hatte.
„Als mir am nächsten Morgen ein Kollege von dem Brand erzählte, dachte ich zuerst, das ist ,Versteckte Kamera’“. War es leider nicht. Auch der Nachbarbus einer Dortmunder Reisefirma fackelte komplett ab. Zwei weitere Hafermann-Gefährte wurden in Mitleidenschaft gezogen. Zum Glück waren alle versichert.
„Aber Menschen sind in den über hundert Jahren unseres Unternehmens nie zu Schaden gekommen. Das liegt nicht nur am Können unserer Fahrer. Sondern auch daran, dass wir so schnell und regelmäßig unsere Busse austauschen“, betont Mitinhaberin Christel Hafermann-Grein. In der Regel geschieht dies nach einem Jahr, in dem sie im Schnitt 100 000 Kilometer abreißen. „Vor zwei Jahren haben wir bei einem Hersteller mit Sitz in Holland einen Vertrag über den Kauf von knapp 40 Bussen unterzeichnet. Jedes Jahr liefert er uns zehn neue, die gegen die vorigen ausgetauscht werden“, erklärt Christels Bruder Meinhold Hafermann den zur Routine gewordenen Ablauf.
Den Hauptsitz hat das Unternehmen an der innerstädtischen Brüderstraße, die Busse stehen in den Firmenhallen an der Rüdinghauser Brauckstraße. Elegant sind die großen Fahrzeuge, mit viel moderner Technik wie einer Rückfahrkamera ausgestattet, mit ordentlich Beinfreiheit und peppigen Sitzen in rot und mit cremeweißem Leder versehen. „Damit gehen wir auf unsere Ursprungsfarben Rot und Elfenbein zurück“, so Christel Hafermann-Grein. Ihr Opa hat das stadtbekannte Firmenlogo erfunden: ein Männchen mit einer Haferähre über der Schulter, dessen Körper die Form des Kleinbuchstaben „h“ hat.
Bis heute ist die Traditionsfirma komplett in Familienhand. Christel (67), Schwester Monika (57), Bruder Meinhold (65) und dessen Sohn Mark (31) sind die Gesellschafter, die nächste Generation steht schon bereit. Dass die Geschwister so tatkräftig wirken, erklärt Meinhold Hafermann augenzwinkernd: „Reisen hält eben jung.“