Witten. Auf der Zeche Nachtigall kann man jetzt in Papierwelten eintauchen, im Bethaus-Biergarten entspannen. Die Eberles laden in ihre Ausstellung ein.
Viele Wochen hieß es auch im Muttental: Lockdown. Jetzt lebt Wittens Top-Ausflugsziel wieder auf, das als Wiege des Ruhrkohlebergbaus jährlich Zehntausende von Besuchern nach Bommern lockt. Auf der Zeche Nachtigall kann man ab Sonntag (17.5.) Kunstwerke aus Karton bewundern. Der Bier- und Café-Garten des Bethauses ist wieder geöffnet. Und auf dem Außengelände des Zechenhauses Herberholz kann man jetzt auch ein Modell der letzten privat betriebenen Kleinzeche im Ruhrgebiet bewundern, die 1976 in Herbede ihren Betrieb einstellte.
Heinz Eberle, Pächter und Gastgeber des Zechenhauses Herberholz, strahlt. Der geschickte Modellbauer ist sein Enkel Phil. Das Bochumer Kind hat wie Großvater Heinz und Vater Bastian eine Leidenschaft für den Bergbau. Und die einstige Herbeder Zeche Egbert, die man in einem kleinen Bachtal nahe der Kämpenstraße findet, hat es den Eberles angetan. Derzeit wird das Denkmals auf Initiative des Wittener Arbeitskreises des „Fördervereins Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier“ von Azubis der Dortmunder Firma Redpath Deilmann saniert.
Außengelände des Zechenhauses Herberholz ist an sieben Tagen in der Woche geöffnet
Der vierjährige Phil und sein Vater Bastian Eberle haben in 14-tägiger Arbeit ein Modell der Zeche angefertigt. Zusammen mit vielen anderen Stücken aus der Bergbau-Vergangenheit des Ruhrgebiets kann man die Holzkonstruktion auf dem Außengelände des Zechenhauses Herberholz bewundern. Die Ausstellung an der Muttentalstraße ist an sieben Tagen in der Woche geöffnet. Der Biergarten des Zechenhauses und das 1875 erbaute Gebäude bleiben für Gäste jedoch noch geschlossen.
Heinz Eberle und seine Frau Angelika, die sich als Eheleute um das Zechenhaus und sein Gelände kümmern, bieten Besuchern zu normalen Zeiten auch Kuchen und Getränke an. „Wir sind beide 68 und können die Auflagen, die mit einer Öffnung derzeit verbunden sind, nicht bewerkstelligen", erklärt Heinz Eberle. Schmied Rainer Simmat freut sich im nahen Bethaus, dass er am Donnerstag (14.5.) wieder seinen Biergarten öffnen konnte. Nach der Schließung am 17. März durfte Simmat ab dem 1. April Kaffee und Würstchen „to go" verkaufen. Der Ausstellungsraum im Erdgeschoss des Hauses ist auch wieder geöffnet, darf gleichzeitig aber nur von zwei Gästen und dem Schmied - mit Masken - betreten werden.
Zeche Nachtigall zeigt Papierwelten, die Hobby-Künstler aus Duisburg erschaffen haben
Stadtmarketing-Chefin Silvia Nolte betont, dass das Bethaus leider noch nicht für Veranstaltungen angemietet werden kann. Auch der Gastraum in der ersten Etage bleibt geschlossen und darf von Biergarten-Gästen nur auf dem Weg zur Toilette betreten werden. Wer mag, kann Rainer Simmat - mit dem gebotenen Abstand - beim Schmieden von Herzen zusehen. Die verkauft der 59-Jährige derzeit für fünf Euro das Stück an seine Gäste. „Das Geld kommt sozialen Zwecken in Witten zugute."
Auf der Zeche Nachtigall wird am Sonntag (17.5.) ab 11 Uhr die Ausstellung Papierwelten eröffnet. Flugzeuge, Schiffe, Landschaften und Häuser - insgesamt über 70 Exponate - haben Hobby-Künstler aus Duisburg aus Karton geschaffen. Zu sehen ist die Sonderausstellung bis zum 3. Oktober im kleinen Saal des Werkstattgebäudes auf dem Zechengelände an der Nachtigallstraße. Am Eröffnungstag werden auch Karton-Künstler vor Ort sein.
Das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia bleibt weiterhin geschlossen
Der Besucherstollen der Zeche Nachtigall bleibt noch zu. Auch Führungen finden auf Nachtigall noch nicht statt. Im Eingangsbereich des Museums und in allen geschlossenen Räumen müssen Besucher einen Mund-Nasen-Schutz tragen, so Dagmar Werbeck von der Zeche Nachtigall. Der Spielplatz am Ruhrnachen öffnet am Samstag (16.5.). Ein Highlight für Kinder und Eltern auf dem Museumsgelände kann auch eine Rundfahrt mit der Gruben- und Feldbahn Montania sein. Werbeck: „Die Fahrt ist im Museumseintritt enthalten."
Eine Fahrt mit der Muttenthalbahn ist derzeit leider noch nicht möglich. Auch das Gruben- und Feldbahnmuseum Zeche Theresia öffnet noch nicht wieder, so Hannsjörg Frank vom Trägerverein Arge Muttenthalbahn.
Die Eberles setzen Industriekultur in der Dunkelheit fotografisch in Szene
Um etwas Farbe in Corona-Zeiten zu bringen und Menschen ein Lächeln auf das Gesicht zu zaubern, haben sich Heinz Eberle vom Zechenhaus Herberholz und sein Sohn Bastian noch etwas Besonderes ausgedacht. Ihr gemeinsames Hobby: Industriefotografie. Zusammen fahren die Männer seit März durch das Ruhrgebiet, suchen sich geeignete Objekte, um diese bei Dunkelheit mit LED-Scheinwerfern bunt auszuleuchten und dann zu fotografieren. „Mein Sohn hat früher in der Bochumer Diskothek Prater gearbeitet und versteht deshalb auch etwas davon, mit Licht Stimmung zu erzeugen", erzählt Heinz Eberle.
Vater und Sohn, beide Bochumer, haben gemeinsam nicht nur die Burg Hardenstein fotografisch in Szene gesetzt, sondern auch das Bochumer Planetarium. Sie fotografierten auf dem Gelände der ehemaligen Dortmunder Zechen Gneisenau und Minister Stein. Ihre Bilder, die mit Handys entstehen, in denen hochwertige Kameras stecken, veröffentlichen die Eberles im Netz - in Foren von Bergbaufreunden, auf Facebook, einige Bilder auch über die Internetseite des Zechenhauses Herberholz (http://www.muttental-zechenhaus-herberholz.de). Und Vater und Sohn machen weiter. Heinz Eberle: „Wir denken immer darüber nach, was wir noch fotografieren können."
>>> Zeche Nachtigall
Die Gastronomie „Auf Nachtigall" hat an der Nachtigallstraße 35 ihren Bier- und Café-Garten geöffnet. Bis einschließlich 30. Juni finden im Museum Nachtigall keine Veranstaltungen oder Führungen statt.
Die Ausstellung „Papierwelten", die bis zum 3. Oktober besucht werden kann, entstand in Zusammenarbeit mit den Kartonmodellbaufreunden der Modellsportgemeinschaft Duisburg.