Witten. Die giftigen Raupen sind in Witten zurück: Diesmal will das Grünflächenamt die Schädlinge in die Falle locken und setzt auf die Hilfe von Meisen.

Die Raupen des Eichenprozessionsspinners sind in den letzten Jahren zu einer Plage geworden - und aufgrund der milden Winter wächst deren Bestand stetig. Das Wittener Grünflächenamt versucht, die Schädlinge mit zwei verschiedenen biologischen Tricks zu bekämpfen. Einer davon: mehr Meisen.

Die ersten Nester mit den behaarten Raupen haben Wittener Bürger bereits gemeldet, so der Wittener Verantwortliche für Baumschutz, Carsten Heier. Nachdem der Winter und die Eisheiligen zu mild ausfielen, haben viele Eier überlebt. "Überlegen Sie mal: ein Weibchen legt pro Jahr 150 Eier", erklärt er. Weil das städtische Amt nach Ratsbeschluss keine Giftmittel ausbringen darf, greift seine Mannschaft nun zu Tricks.

Raupen krabbeln den Baum hinunter

Einer davon sind Spaziergängern wie Reinhard Frank schon aufgefallen: Auf dem Hauptfriedhof am Walfischbusch sind an einigen Eichenstämmen "seltsame Vorrichtungen befestigt". Er fragt sich mit Blick auf eine Art Gartenschlauch, an dem schwarze Tüten hängen: "Für was sind diese Gebilde gut? Carsten Heier erklärt diese biologische Falle: "Die Tüten sind mit einem Granulat ähnlich wie Katzenstreu gefüllt. Darin befindet sich ein Lockstoff. Die Raupe krabbelt dann den Baum hinunter, in den Schlauch hinein, fällt dann in den Sack." Dort verende die Raupe. Weil durch das schwarze Plastik eine solche Hitze in dem Sack herrsche, verglühen auch die giftigen Härchen.

Ein von der Stadt beauftragter Baumdienst kontrolliert diese Fallen regelmäßig, wechselt die Tüten aus und entsorgt die "Beute" über eine thermische Verwertung. "Wir hoffen sehr, dass das klappt", sagt Heier. Diese Fallen sind in einem Testlauf zurzeit im ganzen Stadtgebiet zu finden, auch an Eichen im Außengelände einiger Kitas.

Unverhoffte Hilfe von Meisen

Einen unverhofften Erfolg bei der Bekämpfung der Raupen auf dem Hauptfriedhof hat das Grünflächenamt einer anderen Idee zu verdanken: Das Energieunternehmen Amprion hatte wegen der Baumfällungen für die neue Stromtrasse Ausgleichspflanzungen auf dem Friedhof vornehmen müssen. Dabei spendierte es auch zahlreiche Nistkästen. "Weil wir auf dem Friedhof einen schönen Mischbewuchs haben, haben sich viele Meisen angesiedelt", freut sich der Baumexperte. "Und die Vögel haben viele der Larven offenbar schon in frühem Stadium gefuttert."

In Witten werden die giftigen Raupen seiner Erfahrung nach ziemlich gut entdeckt - sei es durch die beiden städtischen Baumkontrolleurinnen, die Gartenfachbetriebe bei der Kronenpflege oder von Bürgern. Zusätzlich regt die Wittener CDU in einem Antrag an den Rat an, ein Meldesystem, ähnlich des Mängelmelders, einzuführen. Bürger könnten mit dem Smartphone ein Foto aufnehmen und es auf der städtischen Seite hochladen.