Witten. Die Zahl der Trickdiebstähle ist in Coronazeiten drastisch gestiegen – in Witten sogar um das 15-Fache. Diesmal war eine Frau Mitte 50 das Opfer.

Wieder haben Betrüger, die sich am Telefon als Polizisten ausgeben, Menschen in Witten ausgetrickst. Diesmal war eine Frau Mitte 50 das Opfer. Angeblich gebe es Raubüberfälle in ihrer unmittelbaren Nähe und die Täter hätten es auch auf sie abgesehen, warnten die falschen Beamten sie. Da sei es doch besser, wenn sie ihr Geld in die sicheren Hände der Polizei gebe…

Tatsächlich gelang es den Trickdieben, die Bommeranerin um einen Bargeldbetrag im – laut echter Polizei – „unteren vierstelligen Bereich“ zu erleichtern. Die Frau tat wie geheißen und übergab den angeblichen Polizisten das Geld, nachdem sie es von der Bank abgehoben hatte. Die Kriminellen brachten die Frau sogar das zu, das Geld in eine Mülltonne zu legen, wo die "Polizei“ es abholen wolle – natürlich waren es die Betrüger selbst, die sich ihrer Beute bemächtigten.

Zahl der Trickdiebstähle und Versuche steigt in Witten von 12 auf 180

Anders als die sonstige Kriminalität ist die Zahl solcher Trickdiebstähle (inklusive Versuche) in der Corona-Krise deutlich gestiegen, in Witten sogar um das 15-Fache. Die Täter nutzen die oftmals ohnehin schon große Verunsicherung, manchmal vielleicht auch die Einsamkeit der Menschen, skrupellos für ihre Zwecke aus. Im gesamten Polizeibezirk mit Bochum, Witten und Herne stieg die Zahl der angezeigten Fälle innerhalb von zwei Monaten – zwischen dem 9. März und 8. Mai – gegenüber 2019 um das Vierfache, von 87 auf 355, nur in Witten sogar von 12 auf 180.

Gleichzeitig halbierte sich die Zahl der anderen Delikte im Gesamtbezirk. So sank die Zahl aller übrigen angezeigten Straftaten in dieser Zeit im Gesamtbezirk von 8034 (Witten: 1072) auf jetzt 4068 (Witten: 689). Ein Beispiel für den deutlichen Rückgang der Gesamtkriminalität sind abermals die Wohnungseinbrüche. Hier sank die Zahl in Witten von 22 auf 5, bei Geschäften von 12 auf 5. Taschendiebstähle gingen von 17 auf acht zurück.

Fast wöchentlich warnt die Polizei vor den üblen Machenschaften dieser Täter, die oft aus dem Ausland anrufen und Tausende, Zehntausende oder sogar Hunderttausende von Euros erbeuten. Um noch seriöser zu wirken, raten sie ihren Opfern manchmal, noch während des laufenden Gesprächs mit der Polizei-Leitstelle zu sprechen – woraufhin dann natürlich ein anderer Komplize diese Rolle übernimmt.

Täter raten Opfern sogar dazu, den Notruf der Polizei zu wählen

Einige Täter fordern ihre Opfer sogar dazu auf, den Polizeinotruf 110 zu wählen, ohne vorher aufzulegen. „Im Hintergrund besteht für die Kriminellen dann die Möglichkeit, das Gespräch zwischen Opfer und echter Polizei mitzuhören. Dabei erlangen sie weitere Detailkenntnisse, die genutzt werden, um die Tat fortzusetzen und die Beute, in der Regel Bargeld oder Schmuck, zu erlangen“, sagt Polizeisprecher Volker Schütte.

Deshalb solle man das eine Gespräch immer erst beenden, indem man den Hörer auflegt oder die „Beenden-Taste“ drückt, rät der 61-jährige Hauptkommissar. Nur so könne ein Mithören der falschen Beamten verhindert werden. Und, daran erinnert die Polizei immer wieder: Sie erkundigt sich niemals – weder per Telefon noch an der Haustür – nach den Vermögensverhältnissen. Deshalb ihr Tipp: Am besten verdächtige Anrufe sofort beenden, indem man einfach auflegt – und niemals Fremden Geld aushändigen.