Witten. Waschen, schneiden, Abstand halten: Nach sechs Wochen Corona-Zwangspause haben die Friseure in Witten am Montag wieder mit der Arbeit begonnen.

Folie auf dem Kopf und Lockenwickler in den Haaren – diesen Anblick gab es in Witten schon lange nicht mehr. Nach wochenlanger Schließung wegen der Corona-Pandemie fallen im Friseursalon Lübbert in der Johannisstraße endlich wieder Haare zu Boden. Doch nur wenige Kunden hatten am Montag (4.5.) das Glück, endlich wieder auf dem Friseurstuhl sitzen zu können. So zum Beispiel Doris Pullbitt.

Ihre eigentlich kurzen blonden Haare sind in den vergangenen Wochen ordentlich gewachsen. "Ich habe sofort angerufen, als ich erfahren habe, dass die Friseure wieder öffnen dürfen", sagt sie. Denn selbst zur Schere zu greifen, das kommt für die Stammkundin nicht in Frage. "Ich lasse niemand anderes an meine Haare ran." Und färben dürfen natürlich auch nur die Profis.

Friseursalons in Witten verlängern ihre Öffnungszeiten

Doch nicht jeder konnte die grauen Ansätze wochenlang ignorieren. "Einige Kunden haben sich in den vergangenen Wochen selbst die Haare gefärbt", sagt Geschäftsführerin Karolin Artmeyer. Die Farbe müsse nun wieder angeglichen werden – und das kostet Zeit. Daher hat der Salon vorerst seine Öffnungszeiten verlängert. Von Montag bis Samstag wird durchgearbeitet, von 8 bis 20 Uhr.

Damit die Kunden im Salon Abstand halten, hat das Lübbert-Team einen kleinen Bereich um den Friseurstuhl herum mit Klebeband abgetrennt. Außerdem gilt die Maskenpflicht, für Friseur und Kunde. Doch wie gut klappt das Haareschneiden eigentlich, wenn die Gäste einen Mundschutz tragen? Zumindest in Witten scheint man eine Lösung gefunden zu haben. Eine ältere Dame hält ihre Schutzmaske an beiden Seiten fest und drückt sie vor Mund und Nase, während die Stylistin ihre Haare an den Ohren kürzt.

Ordnungsamt kontrolliert Friseursalons in Witten

Weißer Mundschutz, blaue Einmalhandschuhe: Auch im Salon von Anke Taubert an der Ruhrstraße müssen die strengen Hygienevorschriften eingehalten werden. Direkt neben dem Eingang steht eine große Flasche mit Desinfektionsmittel für die Kunden bereit. "Heute Morgen war schon das Ordnungsamt hier", sagt die 60-Jährige. Es habe unter anderem kontrolliert, ob der Mindestabstand eingehalten werden kann. Das klappt, indem statt normalerweise vier derzeit nur zwei Besucher gleichzeitig frisiert werden.

Kundin Susanne Schmidt ist trotz der ungewohnten Situation entspannt. Neue Farbe und ein frischer Schnitt – die 63-Jährige genießt an diesem Morgen das volle Programm. "Ich habe mir heute extra frei genommen." Zumal der Selbstversuch nicht so gut geklappt hat. "Ich habe mir den Pony geschnitten", sagt Susanne Schmidt. Allerdings habe sie schnell bemerkt, dass das den Besuch beim Friseur nicht ersetzen kann.

Wittener schätzen den Beruf des Friseurs

Lulzim Qunaj aus dem Wiesenviertel erwartet um kurz nach zwölf schon seine vierte Kundin. Nachdem die Jacke abgelegt und die Hände desinfiziert wurden, kann es endlich losgehen. "Ich hätte gerne einen modernen Bob", sagt Petra Kaltofen. "In den vergangenen sechs Wochen sind meine Haare am Hinterkopf endlich lange genug geworden."

Der Friseurmeister musste seine Haare ebenfalls wochenlang wachsen lassen. "Am Wochenende hat mein Mitarbeiter mir sie endlich mal wieder geschnitten", sagt der 43-Jährige. Dabei habe er gemerkt, wie wichtig ein frischer Haarschnitt für das eigene Wohlbefinden ist. "Es geht ja nicht nur um das Äußere", sagt er. Ein frischer Schnitt betone die Gesichtskonturen und sorge dafür, dass man gerne in den Spiegel sieht. "Ich hoffe, dass viele Menschen unseren Beruf nun endlich zu schätzen wissen."

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Info:

Ein sechsseitiges Papier der Berufsgenossenschaft für "Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege" (BGW) gibt den SARS-CoV-2-Arbeitsschutzstandard für das Friseurhandwerk vor.

Neben vorgeschriebener Abstandsregel oder Mundschutzpflicht sind zum Beispiel Trockenhaarschnitte verboten. "Gesichtsnahe Dienstleistungen" wie Augenbrauen- und Wimpernfärben, Augenbrauenzupfen, kosmetische Behandlungen, Rasieren und Bartpflege sind ebenfalls bis auf Weiteres nicht erlaubt.