Witten. Die Zahl der Arbeitslosen in Witten hat sich wegen der Corona-Krise auf über 4000 erhöht. Rekorde wurden inzwischen bei der Kurzarbeit erreicht.

Erstmals schlägt die Corona-Krise voll auf die aktuellen Arbeitslosenzahlen durch. „Wir hatten noch nie einen so starken Anstieg in einem April“, sagt Agentursprecher Ulrich Brauer. Auch die Kurzarbeit hat eine Rekordmarke erreicht. Witten ist stark betroffen.

Die Zahl der Erwerbslosen erhöhte sich in Witten gegenüber März um 444 auf 4058. Dass darüber hinaus so viele Menschen in Kurzarbeit sind, beurteilt Agenturchefin Maren Lewerenz eher positiv. „Jede Kurzarbeitsanzeige signalisiert die Bereitschaft, das Personal zu halten und auf Kündigungen zu verzichten.“

Handel und Gastronomie auch in Witten besonders betroffen

Zahlen für Witten lassen sich erst Ende Mai herunterbrechen. Im EN-Kreis haben seit Mitte März, also seit Ausbruch der Pandemie in dieser Region, fast 2900 Unternehmen für knapp 38.000 Beschäftigte Kurzarbeit angemeldet. Viele Betriebe, besonders kleine und mittlere, sind das erste Mal davon betroffen.

Während der Lebensmittelhandel durchweg boomte, mussten viele andere Läden wochenlang schließen. 87 Unternehmen im EN-Kreis zeigten für 1100 Beschäftigte im Handel Kurzarbeit an, bei insgesamt rund 9000 Mitarbeitern also für jeden Achten. Noch stärker hat es die Gastronomie erwischt, natürlich auch in Witten. Die Wirte warten weiter auf eine Öffnung ihrer Lokale. Von insgesamt 1500 Beschäftigten sind kreisweit 624 in insgesamt 59 Betrieben von Kurzarbeit betroffen, also über 40 Prozent.

Schon jetzt mehr Kurzarbeit als während der gesamten Finanzkrise 2009

Schon jetzt, nach fünf oder sechs Wochen, gebe es mehr Kurzarbeit als in einem ganzen Jahr während der Finanzkrise 2009, sagt Agentursprecher Brauer. Damals waren rund 1300 Betriebe mit knapp 35.000 Beschäftigten betroffen – im Gesamtbezirk Hagen/EN.

Die Kräftenachfrage ist derzeit fast komplett eingebrochen. Im Geschäftsstellenbezirk Witten (mit Wetter und Herdecke) waren im April 92 Stellen gemeldet, im März noch über 200. Gegenüber dem Vorjahr ist das ein Minus von fast 70 Prozent oder knapp 190 Stellen.

Arbeitslosenquote im Geschäftsbezirk Witten steigt auf 6,7 Prozent

Mit Wetter (623 Arbeitslose) und Herdecke (556) stieg die Zahl der Menschen ohne Arbeit im Geschäftsstellenbezirk Witten von 4666 im März auf 5237 im April. Die Quote kletterte von 6,0 auf 6,7 Prozent. Gegenüber dem gleichen Vorjahreszeitraum sind das 725 Menschen mehr ohne Job.

Positiv bewertet die Agentur für Arbeit die Fortsetzung von Angeboten vieler Bildungsträger. Agenturchefin Maren Lewerenz: „Hoffnung gibt auch, dass die Ausbildungsbereitschaft der Unternehmen nicht wie in anderen Regionen einbricht.“ Eine Prognose, wie sich der Arbeitsmarkt weiter entwickelt, mag die Behörde diesmal nicht wagen, die Ende Februar ohne einen Gedanken an Corona noch geglaubt hatte, die „höchste Arbeitslosigkeit des Jahres liege wahrscheinlich hinter uns“. Nun heißt es: „Entscheidend ist die Dauer der Beschränkungen und die Frage, wie schnell eine Rückkehr zur Normalität erfolgen kann.“

Auch interessant