Witten. Die Hardenstein-Fähre nimmt trotz der Corona-Gefahr kurz vor Ostern ihren Betrieb in Witten auf. Eine Entscheidung, die nicht unumstritten ist.

Es passt eigentlich alles. Bilderbuchwetter, sommerliche Temperaturen und zwei Fähren, die pünktlich zu Ostern startklar sind. Wabe-Chef Thomas Strauch hätte also allen Grund zum Strahlen. Wenn, ja wenn da nicht die Corona-Gefahr wäre. Sie macht den Saisonauftakt der „Hardenstein“ zur Zitterpartie.

Hier fängt die „Einkranung“ der Ruhrtalfähre am Mittwochmorgen (8.4.) in Witten gerade an.
Hier fängt die „Einkranung“ der Ruhrtalfähre am Mittwochmorgen (8.4.) in Witten gerade an. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nur unter strengsten Auflagen darf die große Ruhrtalfähre an diesem Donnerstag (9.4.) ihren Betrieb aufnehmen. Dies sei mit dem Ordnungsamt abgesprochen, betont der Geschäftsführer des Vereins für Arbeit und Beschäftigungsförderung, der den Boots-Schuttle in den letzten Jahren zu einer Erfolgsgeschichte hat werden lassen. 170.000 Fahrgäste sind bis Oktober wieder angepeilt, eine Marke, von der man früher nicht einmal geträumt hätte. Der Ruhrtalradweg lässt die Menschen herbeiströmen. Und da fängt das Problem an.

Jeder kennt das Bild, wie sich bei schönem Wetter gerade am Wochenende oder an den Feiertagen Warteschlangen am Fähranleger am Königlichen Schleusenwärterhäuschen oder gegebenüber an der Burgruine Hardenstein bilden. Sollte es auch Ostern dazu kommen: Alle Sicherheitsauflagen wegen Corona und Kontaktverbot müssen beachtet werden.

Es ist fast geschafft: Hier wird die kleine Fähre ins Wasser befördert…
Es ist fast geschafft: Hier wird die kleine Fähre ins Wasser befördert… © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

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Am Mittwoch (8.4.) waren die strengen Regeln noch kein Problem, weil die beiden Fähren da erst ins Wasser gehievt wurden und noch keine Fahrgäste von einem anders andere Ufer brachten. „Einkranung“ nennt sich dieser Termin, der in diesem Jahr schon zweimal gekippt werden musste. Erst wegen Hochwasser, dann wurde ein Schiffsführer krank – und nun auch noch Corona.

Immerhin lief jetzt alles glatt, als ein 100 Tonnen schwerer Kran die beiden Schiffe an den Haken nahm, um sie vom Trockendock ins Ruhr-Wasser zu befördern. 20 Tonnen wiegt die große Hardenstein-Fähre, zehn die kleine, die als Ersatz bereitsteht.

„Das Schiff schwimmt“, verkündete Thomas Strauch am Mittag froh, nachdem er erst ein paar Stunden auf einige Beteiligte hatte warten müssen. In Corona-Zeiten ist eben alles ein bisschen anders. Deutsche Gründlichkeit muss aber sein.

Mindestabstand einhalten: Gesa Schäfer von der Wabe verteilt entsprechende Info-Zettel.
Mindestabstand einhalten: Gesa Schäfer von der Wabe verteilt entsprechende Info-Zettel. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

„Denn jetzt haben wir noch das Problem mit Corona“, räumt Strauch ein. Die Entscheidung, den Fährverkehr trotzdem aufzunehmen, ist nicht unumstritten – wie auch Leserbriefe an diese Redaktion dokumentieren. Die Ansteckungsgefahr sei zu groß, wird argumentiert. „Unverantwortlich“ nennt es ein Leser. Nun, Thomas Strauch weiß, was er tut. Und sagt: „Das ist momentan weniger gefährlich, als mit der Bogestra zu fahren.“

„Das Schiff schwimmt“: Am Mittwochmittag kann Wabe-Chef Thomas Strauch den gelungenen Abschluss der „Einkranung“ vermelden.
„Das Schiff schwimmt“: Am Mittwochmittag kann Wabe-Chef Thomas Strauch den gelungenen Abschluss der „Einkranung“ vermelden. © FUNKE Foto Services | Walter Fischer

Nun ja, immerhin ist man an frischer Luft und außerdem dürfen maximal 15 bis 20 Personen mit an Bord. Zugelassen ist die große Hardenstein für 54. Die Mitte auf dem Schiff bleibt frei, die Fahrgäste stehen mit zwei Metern Mindestabstand zueinander – „zwei halbe Räder“ (Strauch) – am Rand in markierten Feldern. Sollte sich irgendjemand nicht an die Corona-Sicherheitsauflagen halten und die Skipper zu oft einschreiten müssen, soll der Betrieb kurzfristig eingestellt werden. Strauch: „Die Menschen müssen sich vernünftig verhalten, den Richtlinien angemessen.“ Mitgenommen werden maximal acht Einzelradfahrer oder Pärchen bzw. Familien , die in einem gemeinsamen Haushalt leben. Strauch: „Das katholische Männerwohnheim aus Dortmund könnte auch zu 40 Leuten aufs Schiff.“

Die „Hardenstein nimmt am Donnerstag (9.4.) um 10 Uhr ihren Betrieb zwischen Schleuse Heven und Burgruine Hardenstein auf. Sie ist täglich von 10 bis 18 Uhr im Einsatz.