Witten. Der EN-Kreis hat den ersten Corona-Toten. Ein 58-jähriger Mann aus Ennepetal ist im Krankenhaus in Schwelm gestorben. Die Betroffenheit ist groß.

Große Betroffenheit im EN-Kreis: Dort gibt es nun den ersten Corona-Toten. Ein 58-jährgier Mann aus Ennepetal ist laut Kreisbehörde am Donnerstagabend (19.3.) im Schwelmer Helios-Klinikum verstorben. Er habe wegen einer chronischen Grunderkrankung zur Risikogruppe gehört.

Der Schock ist um so größer, weil es bisher immer hieß, dass fast alle Krankheitsfälle kreisweit einen milden Verlauf nähmen. So ist beispielsweise die Frau aus Hattingen, die als erster Corona-Fall kreisweit galt, längst wieder genesen und aus dem Essener Uni-Klinikum entlassen worden.

Landrat Olaf Schade spricht Familie sein Beileid aus

Landrat Olaf Schade, derzeit selbst noch in häuslicher Quarantäne, sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus. „Unsere Gedanken sind bei der Familie des Verstorbenen“, sagte der SPD-Politiker als Chef der Kreisbehörde. „Wir wünschen allen Verwandten, Bekannten und Freunden jetzt die Kraft, die nötig ist, um mit diesem Verlust weiterleben zu können.“

Landrat Olaf Schade sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus.
Landrat Olaf Schade sprach der Familie des Verstorbenen sein Beileid aus. © Zabka, Funke Foto Services

Der Landrat (51) sprach von einer „ganz schlimmen Nachricht. „Der Mann war ja sozusagen in unserem Alter. Das zeigt, wie gefährlich die Krankheit ist. Man muss wirklich aufpassen.“ An welcher Grunderkrankung der Ennepetaler gelitten hatte, dazu wollte das Kreisgesundheitsamt nichts sagen.

Schade appellierte einmal mehr an die Bevölkerung in den neuen Städten des EN-Kreises, sich an die verschärften Auflagen der Behörden zu halten und die eigenen Kontakte auf ein Minimum zu reduzieren. „Nehmt das ernst, haltet euch voneinander fern, das ist kein Kindergeburtstag!“

Es sei absolut unverständlich, dass viel zu viele Menschen immer noch eng an eng in Straßenlokalen sitzen, beim Einkaufen keinen Mindestabstand von zwei Metern einhalten oder das zuletzt gute Wetter nutzen würden, um sich in Gruppen in die Ruhrwiesen zu setzen. Denn es komme auf jeden Einzelnen an, um die rasante Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Wenn seine Behörde Quarantäne anordnen müsse, sei dies keine Schikane, sondern eine notwendige Maßnahme, die man durchhalten müsse. Schade: „Es ist nicht mehr nur China oder Italien. Jetzt ist es hier.“

Zwar stimme es, dass der Krankheitsverlauf bei den meisten Corona-Betroffenen mild sei, so der Kreischef. Nach dem tragischen Todesfall weist er aber darauf hin, wie gefährlich es für Menschen mit Vorerkrankungen oder einem allgemein geschwächten Immunsystem werden könne. Schade: „Ihre Risiken lauten Lungenentzündung, Krankenhausbehandlung und Beatmung.“ Der Landrat warnt vor Engpässen, wenn Müsse zu vielen Patienten auf diese Weise gleichzeitig geholfen werden, drohten Engpässe.Mit anderen Worten: Wer sich den notwendigen Einschränkungen widersetzt, der macht sich mitschuldig daran, was andernfalls auf uns zurollen wird. „Was das sein wird?“, fragt Schade rhetorisch. Die Antworten lieferten beispielsweise die Bilder aus Italien. Dort ist das Militär im Einsatz, um Verstorbene auf Krematorien zu verteilen. „Antworten finden sich aber auch in Frankreich. Im Elsass fehlt es an Betten, Atemschutzmasken, Beatmungsgeräten und medizinischem Personal. Patienten mussten von der Armee mit großem Aufwand in andere Kliniken des Landes geflogen werden“, so Schade.Um die Bürger des Ennepe-Ruhr-Kreises eindringlich aufzufordern, sich verantwortungsbewusst zu verhalten, hat die Kreisverwaltung heute auch die Warnapp NINA genutzt. „Über diesen Kanal haben wir in kurzer Form die Handlungsempfehlungen in die Hosentasche der Bürger transportiert, worauf es im Moment mehr denn je ankommt“, so Schade.Parallel beteiligen sich Kreisverwaltung, Kreispolizeibehörde, Feuerwehren und Hilfsorganisationen auch an der Kampagne „Wir bleiben für dich da! Bleib Du für uns zu Hause!“Der Landrat hält es für „angemessen“, in dieser kritischen Phase „alles herunterzufahren“. Nun komme es auf jeden Einzelnen an, wenn es gelte, die rasante Ausbreitung des Virus zu vermeiden. Wenn seine Behörde Quarantäne anordnen müsse, sei dies keine Schikane, sondern eine notwendige Maßnahme, die man durchhalten müsse. Schade: „Es ist nicht mehr nur China oder Italien. Jetzt ist es hier.“

Die aktuellen Fallzahlen will seine Behörde im Laufe des Freitags bekanntgeben. Letzter Stand von Donnerstag (19.3.): Es gab 45 bestätigte Corona-Fälle, davon 15 in Witten.https://www.waz.de/staedte/witten/coronavirus-en-landrat-muss-in-haeusliche-quarantaene-id228706547.html