Witten. Da fällt der Groschen: 86 Parkuhren standen in den 60er Jahren in der Wittener Innenstadt. Vor allem auf einem Parkplatz, aber welcher war das?
Na, fällt der Groschen? In unserem Rätselbild haben wir einen Platz in Witten gesucht, auf dem die Parkuhren in Reih und Glied standen. Den gab es Ende der 60er Jahre in der Innenstadt – umringt von Geschäften, die es längt nicht mehr gibt – wie das „Sporthaus Brodt“.
Gabriele Petig, geb. Brodt, hat die Parkplätze an der Heilenstraße sofort erkannt – schließlich führten ihre Eltern dort das Sporthaus. „Dieser Parkplatz wurde später völlig umgestaltet und durch Grünflächen und Sitzgelegenheiten deutlich aufgelockert“, schreibt sie der Redaktion. Das Gebäude im Hintergrund sei der rückwärtige Anbau des Hauses Ruhrstraße 12. Als das Foto entstand, wurden die Räume noch durch die „WKV Warenkredit – Verkehrsbank“ genutzt. „1982 erweiterten unsere Eltern das Sportgeschäft um den Gebäudeteil. Erst bei diesem Umbau wurden die ursprünglichen Fenster zu Schaufenstern umgebaut und vergrößert“, so Petig.
Erfunden in den USA
Erfinder der Parkuhr ist vermutlich der Amerikaner Carlton Cole Magee in North Dakota, der am 13. Mai 1935 ein Patent für ein münzgesteuertes Parkmessgerät erhielt. Die erste Parkuhr wurde am 16. Juli 1935 in Oklahoma City (USA) aufgestellt und erhielt den Namen „Schwarze Maria“. In Europa wurden 1952 in Basel die ersten Parkuhren aufgestellt.
1954 gab es in der Bundesrepublik Deutschland noch keine rechtliche Regelung, Autofahrer zum Bezahlen von Parkgebühren zu zwingen. Es war umstritten, ob Parkuhren mit dem deutschen Verkehrsrecht vereinbar waren. Am 1. Mai 1956 wurde die Straßenverkehrsordnung geändert und Parkuhren somit rechtlich legitimiert.
Auch Christina Wildvang erinnert sich an Sport Brodt: „Zu meiner Schulzeit gab es dort Badminton-Schläger, deren Bespannung man auch erneuern oder reparieren lassen konnte. Auch Leih-Ski für die schulische Skifreizeit konnte man dort anpassen lassen.“
Auf dem einstigen Parkplatz in Witten kann man heute Eis essen
Wo sich die Parkplätze mit den Parkuhren befanden, ist heute der Fußweg von der Casinostraße zur Ruhrstraße mit den im Frühling herrlich blühenden japanischen Kirschbäumen. Daneben stellt das Eiscafé Simonetti in der warmen Jahreszeit Tische und Stühle heraus. Und an den Rankgittern drumherum wächst Wein. In den Räumen des ehemaligen Sporthauses – das haben gleich mehrere Leser gewusst – befindet sich inzwischen das Stadtwerke-Servicecenter „Impuls“.
Piet van Dijk erinnert sich, dass man in den 60er Jahren noch bis zur Tiefgaragen-Einfahrt des Horten-Kaufhauses, heute Galeria Karstadt Kaufhof, fahren konnte. Auch die WAZ-Redaktion befand sich in der Heilenstraße.
Gegenstände blockierten die „Groschengräber“
In einem Verwaltungsbericht der Stadt Witten von 1958-1963 ist im Stadtarchiv Witten zu erfahren: „Zwischen 1958 und 1963 wurden 1400 Parkstände in ganz Witten errichtet. In der Ruhrstraße, der Heilenstraße und der Herbeder Straße wurden 55 Parkzeituhren aufgestellt, um das Kurzparken zu ermöglichen.“ 1964 gab es bereits 86 Parkuhren in Witten.
Diese nannten die Wittener gern „Groschengräber“, da sie hin und wieder streikten und beispielsweise statt einer halben Stunden nur wenige Minuten Parkzeit anzeigten. Gelegentlich bewegte sich der Zeitanzeiger überhaupt nicht. Ursache für diesen „Parkuhrenstreik“ waren eingeworfene sperrige Gegenstände, die die Automaten blockierten und beschädigten. Bei Reparaturen kamen Nägel, Schrauben, Metallringe und vieles mehr zutage, an denen sich die Apparate “verschluckt“ hatten.
Seit 2019 ist Handyparken in Witten möglich
Noch Mitte der 50er Jahre konnte man in Deutschland durchschnittlich noch für einen Groschen eine Stunde lang parken. Anfang der 1990er Jahren kam in Deutschland langsam das Ende der Parkuhren. Diese wurden nach und nach durch Parkscheinautomaten ersetzt. Heute vollzieht sich der nächste Wandel: Seit 2019 ist Handyparken in Witten möglich. Apps wie „Park and Joy“ oder „Park Now“ digitalisieren den kompletten Parkvorgang. Anwender können damit Parkplätze suchen, finden, buchen und bezahlen – alles per Smartphone. Bargeld ist nicht länger notwendig.