Witten. In den Drogerien in Witten sind kaum noch Desinfektionsmittel zu bekommen. Arztpraxen haben dasselbe Problem. Schulen treffen erste Maßnahmen.

Zwei Personen sind am Donnerstag in Witten auf das Coronavirus getestet worden. Das Paar hatte Kontakt zu einem China-Rückkehrer. Am Freitagmorgen kam die Entwarnung. Die Proben seien negativ, sagt der behandelnde Arzt Dr. Arne Meinshausen. Wirklich entspannt ist das Vorstandsmitglied der ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten aber trotzdem nicht.

Schon am Donnerstag sagte er im Gespräch mit dieser Redaktion: „Das Coronavirus wird ins Ruhrgebiet kommen, da bin ich sicher.“ Auch Ärzte seien beunruhigt. „Ich finde es nicht gut, wie Arztpraxen von den zuständigen Behörden alleine gelassen werden“, so das Vorstandsmitglied der Ärztlichen Qualitätsgemeinschaft Witten.

Mediziner in Witten in Sorge um fehlende Desinfektionsmittel

Schon jetzt seien keine Atemschutzmasken, Schutzanzüge oder Desinfektionsmittel mehr für die Praxen zu bekommen. Teilweise hätten chinesische Firmen Atemmasken-Lieferungen zurückbeordert, erzählt der 62-Jährige. Ebenso sehr sorgt er sich um fehlende Desinfektionsmittel. „Da laufen wir sehenden Auges in eine Katastrophe.“

Der Mediziner sieht es als Aufgabe der Landesregierung, dafür zu sorgen, dass ausreichend Reserven dieser Hilfsmittel vorhanden sind und Medizinern zur Verfügung gestellt werden. „Da wurde nicht gut vorgeplant im Ministerium“, kritisiert Meinshausen.

Regale in Drogeriemärkten sind schon leer

Drogeriemärkte haben keine Desinfektionsmittel mehr im Regal – auch in Witten.
Drogeriemärkte haben keine Desinfektionsmittel mehr im Regal – auch in Witten. © Kirsten Simon

Auch im Drogeriemarkt DM an der Bahnhofstraße gibt es mittlerweile kein Desinfektionsmittel mehr zu kaufen. Zwar komme am Samstag (29.2.) neue Ware – allerdings sei nur das Hygiene-Spray für den Haushalt dabei, sagt eine Mitarbeiterin. Die Regale mit Handdesinfektionsmitteln werden weiterhin leer bleiben. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei Rossmann. Dort fragen Kunden bereits regelmäßig an der Kasse, wann neues Desinfektionsmittel komme. „Momentan ist nichts lieferbar“, sagt eine Mitarbeiterin. Bisher wisse man auch nicht, wann es wieder neue Ware gibt.

Und auch bei Kaufland sind die Regale mit Desinfektionsmittel leer. Nudeln, Tomatensoße und Toast sind zwar noch jede Menge da, aber man merke bereits, dass die Menschen ihre Vorräte auffüllen, heißt es von einer Verkäuferin.

Hygiene in Wittener Schulen

Schulen treffen indes besondere Hygienemaßnahmen. „Wir haben jede Klasse mit einem Seifenspender ausgestattet“, sagt Michael Günzel. Der Schulleiter der Holzkamp-Gesamtschule erinnert seine Schüler auch verstärkt daran, sich häufig die Hände zu waschen – und mindestens 20 Sekunden lang.

Panische Eltern, die ihre Kinder zu Hause lassen möchten, gäbe es bis jetzt allerdings nicht. In zwei Wochen steht jedoch die Skifreizeit nach Seefeld in Österreich an. „Wir überlegen, ob wir die Fahrt aus Sicherheitsgründen absagen“, sagt der Schulleiter. Bisher sei aber noch nichts entschieden. „Wir warten erst einmal, wie sich die Lage in der nächsten Zeit entwickelt.“

Auch in der Adolf-Reichwein-Realschule sei noch keine Panik ausgebrochen, so Sekretärin Cornelia Seigies. „Wir haben ein Infoblatt vom Gesundheitsamt an die Schüler ausgeteilt.“ Die Kinder würden darüber informiert, wie man sich vor einer Ansteckung schützen kann. „Papiertücher und Desinfektionsmittel stehen den Schülern aber sowieso auf allen Toiletten zur Verfügung“, sagt die 50-Jährige.

Apotheken gehen Schutzmasken aus

Auch die Wittener Apotheken bemerken schon seit Wochen die wachsende Nachfrage nach Atemschutzmasken. „Seit den Vorfällen in Italien ist es schlimmer geworden“, sagt Marija Petrovic, Angestellte in der Rathaus Apotheke. „Die einfachen Mundschutzmasken sind bereits seit einem Monat ausverkauft.“ Vor einigen Tagen gab es zumindest noch die teureren FFP2-Schutzmasken, die sind mittlerweile aber auch nicht mehr zu bekommen.

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Kundin Corinna Bach hat noch zwei Atemschutzmasken ergattern können. Für sie war es vollkommen klar, dass das Virus früher oder später in Witten ankommt. Daher möchte sie sich schützen. „Mein Mann fährt jeden Tag mit der Bahn“, sagt die 58-Jährige. „Ich denke aber, dass bald auch die Menschen in Witten mit Masken herumlaufen werden.“