. Seit 15 Jahren kämpft ein Bürgerverein aus Rüdinghausen um den Erhalt des alten Kotten. Jetzt hat er endlich einen Fuß in der Tür.

Seit 15 Jahren kämpft ein kleiner Bürgerverein aus Rüdinghausen um den Erhalt des alten Günnemann-Kotten. Jetzt könnte es soweit sein: „Wir haben endlich zum ersten Mal einen Fuß in der Tür“, sagt Dr. Marc Junge. Bislang konnte mit der zwölfköpfigen Erbengemeinschaft keine Einigung über die Zukunft des Fachwerkhauses erzielt werden. Doch nun gehören dem Verein selbst zwei Zwölftel des Anwesens: Eines wurde ihm geschenkt, eines hat Junge gekauft. Der Verein kann also mitbestimmen – und will den anderen Miteigentümern einen Vorschlag machen.

6000 Quadratmeter groß ist das Grundstück an der Brunebecker Straße 98. Der Bach schlängelt sich durchs Tal mit seinen alten, knorrigen Bäumen, kleine Ställe stehen im Garten unter mächtigen Büschen: Selbst im kalten, ungemütlichen Januar ist leicht zu erahnen, welch idyllisches Plätzchen dies hier einst war. Indes: Der eigentlich denkmalgeschützte, 350 Jahre alte Kotten selbst ist sehr verfallen. Die Fensteröffnungen sind leer, Löcher klaffen in Decke und Außenmauer. Doch der Gutachter, der jüngst im Haus war, hat bestätigt: Das Gebäude ist in einem schlechten Zustand, aber durchaus zu retten. Noch – wenn rasch etwas getan wird. „Es besteht dringender Handlungsbedarf.“

Abriss kostet 60 000 Euro

Deshalb will der Verein „Rettet den Günnemann-Kotten“ jetzt Nägel mit Köpfen machen. Und so sieht der Vorschlag aus, den er der Erbengemeinschaft unterbreiten will: Zum Grundstück gehört auch eine große Wiese jenseits des Glaswegs, sie könnte Bauland werden und damit einen guten Preis erzielen. Ganz im Gegensatz zum Kotten selbst: Rund eine Million müsste ein Investor in die Restaurierung stecken, schätzt Junge. Und selbst die Abrisskosten liegen laut Gutachter bei rund 60 000 Euro, ein Neubau ist nicht erlaubt.

Mitstreiter und Sponsoren gesucht

Der Verein „Rettet den Günnemann-Kotten“ sucht Mitstreiter, die sich mit Zeit, Ideen und Kraft an der Restaurierung des Gebäudes beteiligen wollen. Außerdem werden – falls es zu einer Einigung mit den Erben kommt – dann dringend Spender und Sponsoren gebraucht.

Interessenten können Dr. Marc Junge unter der Mail-Adresse marc.junge@rub.de oder Friedhelm Specht unter 801765 erreichen.

Der Verein will daher anbieten, die wertvolle, obere Wiese vom Grundstück abzutrennen – und an die anderen abzutreten. Im Gegenzug erhält er die Nutzungsrechte für den Kotten. „Wir haben das genau durchgerechnet, das ist ein wirklich faires Angebot“, versichert der Historiker Junge. So könnten die Erben an ihren Erlös, die Heimatschützer an ihr Museum kommen. Junge und sein Kollege Friedhelm Specht sind zuversichtlich, dass die Idee nicht auf taube Ohren stoßen wird: „Wir sind in Verhandlungen und es sieht bislang wirklich ganz gut aus.“

Mit Kredit, Eigeninitiative und Sponsoren

Mit viel Eigeninitiative, Sponsoren, Spenden und einem Kredit der NRW-Bank wollen sie den Kotten dann wieder in Schuss bringen. Das Dach hat es besonders nötig. Bei den Lehm-Arbeiten am Fachwerk würden Architekturstudenten helfen. „Für die wäre das wirklich ein Glücksfall – wann kann man sonst schon an so einem Objekt arbeiten?“

Anschließend soll das Archiv des Heimatvereins, das derzeit noch notdürftig in einem Dachboden untergebracht ist, im Kotten ein neues, schönes Zuhause bekommen. „Wir haben solche Schätze zu zeigen!“, schwärmen die Rüdinghauser. Geschichte und Geschichten aus dem Dorf: Fotos vom stolzen Kohlehändler mit seinem Pferdewagen, Postkarten von den Ausflugslokalen im Ort, aber auch Bilder von den martialischen Naziumzügen. „Früher war alles besser? Das ist nicht unser Ding“, sagt Specht, der seine schöne Gläser-Sammlung von der benachbarten Glashütte beisteuern würde.

Die Arbeit lohnt sich

Zu mieten sein soll das kleine Museum dann, als Veranstaltungsraum, als Treffpunkt, als Kulturort. „Das wäre unser Traum – und wir waren noch nie so optimistisch wie jetzt, dass er wahr wird“, versichern die beiden. Dass sich die ganze Arbeit lohnt, daran zweifeln sie ohnehin nicht eine Minute: Es sei immer wichtig, aus der Vergangenheit zu lernen. In dieser Idylle aber ganz besonders reizvoll.