Witten. Orkantief „Sabine“ hat Witten zwar nicht verschont. Unterm Strich kam die Ruhrstadt aber mit 50 Feuerwehreinsätzen noch glimpflich davon.
Es kam einerseits wie vorhergesagt, andererseits dann aber doch nicht ganz so dicke. Orkantief Sabine hat auch in Witten Bäume entwurzelt, Ziegel von den Dächern gefegt und Ampeln umgeknickt. Doch unterm Strich sind die Schäden bisher offenbar nicht so groß wie befürchtet. Niemand wurde verletzt und die Feuerwehr spricht trotz gut 50 Einsätzen von einer fast entspannten Lage.
Wobei es selbst Einsatzleiter Ralf Schröder nach dieser langen Nacht langsam reicht. Es stürmte, es regnete in Strömen und immer wieder kommt der gleiche Einsatzbefehl: „Baum auf Fahrbahn.“ Nach der Nacht von Sonntag (9.2.) auf Montag (10.2.) scheint es kaum eine Straße in Witten zu geben, wo nicht die Kettensägen brummten. Die vielen freiwilligen Helfer, 80 an der Zahl, zersägten unzählige Bäume, die auf die Fahrbahn gekippt waren – aber zum Glück niemanden getroffen haben.
Baum fällt auf Autobahn zwischen Witten-Herbede und Sprockhövel
Wo anfangen, wo aufhören? Nehmen wir nur die „spektakulärsten“ Fälle. Die A 43 musste am Sonntag gegen 23.30 Uhr für eine halbe Stunde zwischen Herbede und Sprockhövel in Fahrtrichtung Wuppertal gesperrt werden. Man ahnt es: Baum auf Fahrbahn.
Auch interessant
An der Kreisstraße in Rüdinghausen waren zwei Fichten auf einen Dachstuhl gekracht. Mehrfach rückte die Feuerwehr zur Großbaustelle an der Ardey- beziehungsweise Pferdebachstraße aus. Dort waren die rotweißen Sperrbaken umgekippt und auch die Baustellenampel blieb nicht mehr stehen. Eine Ampel am Ruhrdeich in der Nähe des Cafe del Sol wurde ebenfalls von einer Windböe erfasst. Und, natürlich, der Klassiker: Die Lkw-Sperren auf der Ruhrbrücke in Herbede fielen wieder fast herunter. Anderswo wurde ein Auto durch einen umgekippten Baum beschädigt.
Nach 22 Uhr wurde es am Sonntagabend in Witten richtig stürmisch
Bis Sonntagabend hatte „Sabine“ offenbar erst Anlauf genommen. Erst nach 22 Uhr wurde es richtig stürmisch. „Viele kleine Bäumchen“ und hier und da ein paar Dachpfannen hielten die Feuerwehr laut Einsatzleiter Ralf Schröder in Atem, ob auf der Rauendahlstraße, der Kellerstraße, dem Brandholzweg, Ardeytal, der Markenstraße, der Kämpenstraße, am Deitermannsknapp, an der Dortmunder Straße, im Oberdorf, an der Kleinherbederstraße, Annenstraße, Bruno-Heide-Straße oder am Volzberg in Rüdinghausen.
Am Montagvormittag, von 7 Uhr bis zum Mittag kamen zehn weitere Einsätze hinzu – etwa an der Nachtigall- und Waldstraße, in der Westerweide und in der Rüdinghauser Kreisstraße, wo sich der Putz von einer Fassade gelöst hatte. Größter Einsatz war an der Kreuzung Ruhrdeich/Ruhrstraße/Wetterstraße. Ein Baum war auf die Leitungen gefallen, hatte sogar die Straßenbeleuchtung mit sich gerissen. Die Kreuzung war für etwa zwei Stunden gesperrt. Wer aus Bommern, Wetter oder Herbede kam, wurde von der Polizei großräumig umgeleitet.
Wittener Straßen mit kleinen Ästen übersät
Wer durch Witten fuhr, konnte feststellen: Gerade in den Vororten waren die Straßen übersät mit kleineren Zweigen und Ästen. Einige Straßenschilder oder Mülltonnen waren umgekippt. Der starke Regen flutete manche Senke. „Betroffen war im Prinzip das ganze Stadtgebiet“, erklärt Feuerwehrsprecher Uli Gehrke. „Das zeigt, dass immer wieder einzelne starke Böen Probleme bereiteten.“ Allerdings: Viele Leute blieben zuhause. Auf den Straßen hielt sich der Verkehr in Grenzen, manche Läden in der Innenstadt blieben dicht.
Für die Pendler war der Montagmorgen ebenfalls kein Vergnügen. Busse und Straßenbahnen fuhren zwar. Aber der Bahnverkehr war – schon seit Sonntagabend – komplett eingestellt, wovon auch die Regionalbahnen nach Essen und Hagen oder die S-Bahn nach Dortmund betroffen waren. Viele kamen nicht pünktlich zur Arbeit.
Pendler am Montagmorgen auf Wittener Hauptbahnhof gestrandet
Dumm, wenn einem so etwas ausgerechnet am ersten Tag des Praktikums passiert. Genauso ist es Hannah, Medizinstudentin aus Witten, ergangen. Sie wollte eigentlich nach Dortmund fahren, um in einer Kinderarztpraxis anzufangen. „Sehr ärgerlich“, sagte sie, als die Bahn um 6.44 Uhr nicht fuhr.
Auch Ralf Böhler (57) aus Dortmund-Oespel hatte auf die Regionalzüge gesetzt. „Am Dortmunder Hauptbahnhof fährt gar nichts mehr.“ Mit dem Bus kam der Wirtschaftsinformatiker bis Witten, wo er ebenfalls am Bahnhof strandete. Der 57-Jährige nahm es gelassen. „Ich habe Gleitzeit.“
Sturmtief Sabine hinterlässt seine Spuren in Witten
Siegrid Schalk, die ins Büro nach Hagen muss, hatte ebenfalls noch gehofft, dass ihre Bahn „zehn Minuten später kommt“. Doch auch diese Hoffnung hat sich zerschlagen. „Jetzt geh’ ich nach Hause und ruf meinen Chef an. Dann muss ich einen Tag Urlaub nehmen.“ Während die Abellio-Bahnen relativ schnell wieder planmäßig fuhren, gab es bei der S 5 bis in den Nachmittag Verspätungen. Ebenso beim RE 4, der in Fahrtrichtung Dortmund lange Zeit ausfiel.
Längst bei der Arbeit waren am frühen Montagmorgen schon die Bäckereiverkäuferinnen in der Stadtgalerie. Sie sind problemlos mit dem Auto zur Arbeit gekommen. „Wir hatten uns auf ein größeres Chaos eingestellt.“
Auch interessant