Witten. Eine Bürgerinitiative will die Bebauung des Wittener Kornmarkts verhindern. Dazu braucht es 4600 Unterschriften, ein Bürgerentscheid kann folgen.
Die Bürgerinitiative „Der Kornmarkt muss grün werden“ hat damit begonnen, Unterschriften zu sammeln, um die vom Wittener Stadtrat beschlossene mehrgeschossige Bebauung des Areals zu verhindern. Sofern es der Initiative gelingt, über 4600 Unterschreiber zu finden, könnte dies zu einem Bürgerentscheid führen.
In einer Wahl müssten danach mindestens 12.500 Bürger für eine Nicht-Bebauung des Grundstücks gegenüber dem Rathausplatz stimmen. „Seit 2007 weiß die Politik, dass die Innenstadt zu dicht bebaut ist und sich Hitze- und Abluftinseln bilden. Diese Situation sollte durch mehr Frischluftschneisen und Begrünung verbessert werden“, sagt Carsten Samoticha, der sich für die Bürgerinitiative engagiert. In ihr haben sich Gruppen aus dem eher linken Spektrum wie Attac, „aufstehen“ oder „Transition Town Witten-Wetter-Herdecke“ versammelt.
Listen liegen in Wittener Geschäften aus
Aktuell werden die Listen in verschiedenen Läden in der Wittener Innenstadt ausgelegt – zum Beispiel in der Buchhandlung Lehmkul am Markt. „Wir hoffen, dass wir bereits bis zur nächsten Ratssitzung am 2. Februar genügend Unterschriften zusammen haben“, so Samoticha.
Der Wittener Stadtrat hat im September 2019 den Verkauf des innerstädtischen Filetgrundstücks an den Projektentwickler List Gruppe beschlossen. Dessen Konzept sieht einen Nutzungsmix aus Wohnen, Gastronomie und Handel vor. Dazu sollen sich vier kubische Wohnblöcke um den Kornmarkt gruppieren. Die Bürgerinitiative möchte, dass der jetzige Parkplatz zu einer entsiegelten, begrünten Kultur- und Begegnungsstätte umgestaltet wird.
Viele Bürgerentscheide sind gescheitert
Mit Bürgerentscheiden hat man in Witten unterschiedliche Erfahrungen gemacht. Erfolgreich stimmten die Bürger gegen einen Rathausanbau (1997) und gegen die Ansiedlung eines Lidl-Markts im Herbeder Gerberviertel (2004). Einige Unterschriftensammlungen waren erfolgreich, zum Bürgerbegehren kam es aus verschiedenen Gründen aber nicht – etwa beim Abriss des Stadtbads (2002), die Verlagerung der Adolf-Reichwein-Schule (2003), die Schließung der Grundschule Durchholz (2007) oder gegen den Neubau des Edeka-Marktes in Herbede (2012). Die meisten Unterschriften – nämlich 12.000 – konnte die Initiative „Rettet unsere Stadtbücherei“ sammeln, bei der über den künftigen Standort der Stadtbibliothek abgestimmt wurde. 60.000 Euro sollte die Durchführung des Bürgerentscheids kosten. Die Kommunalaufsicht kippte jedoch 2013 das Verfahren aus formalen Gründen – auch hier scheiterte das Bürgerbegehren.