Hagen. Am 30. August wird Peter Maffay 70. Und seit 50 Jahren steht er auf der Bühne. So feiert er diese Jubiläen.

Er kommt eine Viertelstunde vor der Zeit, ganz unauffällig im Kleinbus. Dabei hätte er sich beinahe noch verfahren. „Ich wollte direkt in die Stadt runter“, sagt Peter Maffay. Macht der Gewohnheit. Er war ja schon öfter hier, damals als er Teile seines Albums „X“ in Hagen aufgenommen und abgemischt hat. Beim Siggi in den Woodhouse-Studios. „Ich hatte ganz verdrängt, dass das Studio mittlerweile umgezogen ist“, sagt Maffay. Kommt ihm aber ganz gelegen. „Ich dachte, ich müsste mich wieder mit dem Bäcker an der Ecke um den Parkplatz streiten.“

Zahlreiche Erinnerungen an das Ruhrgebiet

Peter Maffay und sein Drache: „Tabaluga“ war einer der größten Erfolge des Sängers
Peter Maffay und sein Drache: „Tabaluga“ war einer der größten Erfolge des Sängers © dpa | Tobias Hase

Muss er nicht. An der neuen Stelle gibt es Parkraum satt. So sitzt der Sänger – Jeans, Sneaker, Paisley-Hemd, Händedruck wie ein Schraubstock - kurz vor Mittag entspannt im ersten Stock des Studio-Hauses. Eine „gute Zeit“ sei das gewesen hier in Hagen sagt er. Er war ja überhaupt oft in der Gegend. In Oberhausen, wo sein Drache Tabaluga lange ein festes Zuhause hatte und in Dortmund, in der Westfalenhalle, in der ihm die Fans so oft zugejubelt haben und in der er seinen ersten „Löwen“ von RTL bekommen hat. Muss er immer dran denken, wenn er – wie letzte Nacht - an der Halle vorbeifährt. „Bei der Verleihung habe ich den Text vergessen“, sagt er und lacht. „Ein Trauma.“

Er hat es längst verarbeitet, es ist eine Erinnerung geworden. Eine von vielen. Denn der Sänger, der am 30. August 70 Jahre wird steht seit 50 Jahren auf der Bühne. Der runde Geburtstag macht ihm wenig zu schaffen. Nicht nur weil er immer noch so durchtrainiert ist, dass man ihm die sieben Jahrzehnte nicht ansieht. „Die Definition von Alter hat sich in unserer Gesellschaft verändert“, hat er festgestellt. 70 ist nur eine Zahl.

Einmaliges Konzert in der Berliner Columbiahalle

Anders die 50 Jahre auf der Bühne. „Das ist schon etwas besonderes“, findet er. Jedenfalls etwas, dass gefeiert werden muss. Am 29. August geben Maffay und seine Band deshalb ein Konzert in der Berliner Columbiahalle, mit dem sie in den Geburtstag hineinfeiern. Längst ausverkauft ist es, wird aber live auf vielen Kinoleinwänden in Deutschland überragen (u.a. in Essen, Dortmund, Hagen, Iserlohn).

Er habe lange überlegt, was er zu den Jubiläen machen könnte, erzählt Maffay. Best Of- und Greatest-Hits-Alben gibt es längst und vielfach und „olle Kamellen neu polieren und noch einmal präsentieren, das haben wir schon auf dem MTV-Album gemacht“. Also hat Maffay mit seiner Band ein brandneues Album namens „Jetzt“ aufgenommen, das er auf dem Konzert in voller Länge vorstellen wird. Das erste seit fünf Jahren ist es und auch deshalb, sagt Maffay, „hatten wir alle Bock darauf“.

Viele Songs auf dem neuen Album hat er selbst komponiert

Viele der Songs hat er selber komponiert, Texte steuerten insbesondere Johannes Oerding und Benjamin Dernhoff bei. Auch den zum Song „Wollen wir wieder warten, bis der Morgen kommt?“, der mit einem beeindruckenden, fast schon Angst machenden Video daherkommt. Klimawandel, Rechtsradikalismus, Polizeigewalt, sonderbare Regierungschefs – „es geht um einen Teil der Dinge, über die man sich im Augenblick Sorgen machen kann“, sagt Maffay. „Dinge, von denen wir dachten, wir hätten sie längst abhaken können, aber die die Lebensumstände der kommenden Generationen stark prägen werden.“

Natürlich gibt es auch Balladen und klassische Rocknummern auf dem Album, aber vor diesem Lied mit seinem gesellschaftskritischen Inhalt habe er sich nicht drücken können, erzählt Maffay. „Die Menschen wollen wissen, wo ich stehe“, hat er aus vielen Kontakten mit seinen Fans gelernt. Maffay teilt es ihnen mit. Aber es ist keine Pflichtübung. Denn als Vater eines 16-jährigen Sohns und einer neun Monate alten Tochter, sagt er, „habe ich zwei gute Gründe, mir Gedanken zu machen, was auf der Welt passiert“.

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„Harter Tobak, aber so ist nun mal die Realität“ würden die meisten seiner vielen Gesprächspartner zu solchen Liedern sagen, erzählt Maffay. Einige wenige aber sagen, „das ist zu heftig, das kannst du so nicht machen.“ Seine Antwort ist immer die gleiche. „Wenn euch das zu heftig ist, dann macht doch etwas dagegen.“ Er will es zumindest versuchen. „Ich werde weiter alle Klinken putzen, die ich finde.“

Ein Bild aus den 70er-Jahren. Damals hatte Maffay noch mit Schlagern Erfolg
Ein Bild aus den 70er-Jahren. Damals hatte Maffay noch mit Schlagern Erfolg © picture-alliance/ dpa | dpa Picture-Alliance / Walter Becher

Trotzdem wird er wieder auf Tour gehen, wird 2020 in NRW in Dortmund, Köln, Halle und Oberhausen gastieren (Info unter www.maffay.de). Und anders als beim Jubiläumskonzert in Berlin wird es dann auch Songs aus der Vergangenheit zu hören geben. Er hat keine Probleme mit den Schlager-Klassikern der frühen Karriere, sagt er. Er habe aber auch keine Wahl, fügt er mit einem Schmunzeln hinzu. „Wenn wir die alten Hits nicht spielen würden, würden wir Haue von den Fans kriegen.“