Witten. Das Tierheim Witten hat für Schweinchen Rosalie zum Jahresende ein neues Zuhause gesucht und gefunden. Das Ferkel zieht nach Soest – zu Klausi.

Munter grunzend wuselt Rosalie durchs Stroh und schnüffelt neugierig in allen Ecken. Wer das kleine Schweinchen so sieht, der muss es einfach mögen. Auch bei Reiner Lück ist es Liebe auf den ersten Blick. Der Mann aus Soest ist an diesem Montag vor Silvester extra ins Wittener Tierheim an der Wetterstraße gekommen. Denn er und seine Frau möchten Rosalie ein neues Zuhause geben.

Es passiert nicht alle Tage, dass ein Ferkel hier auf ein neues Herrchen oder Frauchen wartet. Am 4. Dezember haben Kirsten Simon und Jakob Böckler, die Leiterin des Tierheims und ihr Stellvertreter, es in Wuppertal abgeholt. Das Ordnungsamt hatte angerufen: Die bisherigen Besitzer konnten das Tier offenbar nicht mehr in ihrer Wohnung halten und hatten die Behörde selbst informiert.

Mitarbeiter des Wittener Tierheims holen das Ferkel in Wuppertal ab

Laut quiekend, aber gesund und munter hat das Ferkel den Abtransport überstanden. „Rosalie war nicht verängstigt oder eingeschüchtert, hat normal gefressen“, so Jakob Böckler. Weil unsere Redaktion in Kooperation mit dem Tierheim regelmäßig samstags ein sogenanntes „Tier der Woche“ vorstellt, landete das Ferkel kurzerhand am 28. Dezember in dieser Rubrik.

„Als ich das gelesen habe, habe ich sofort reagiert“, sagt Gerd Lappe,Vorsitzender des Kreisverbands Ennepe-Ruhr der Tierschutzpartei. Heißt: Er hat Reiner Lück informiert. Denn der ist Landesgeschäftsführer der Tierschutzpartei und hat vor wenigen Tagen bereits einen kleinen Frischling adoptiert.

Der Rest der Wildschwein-Rotte sei überfahren worden, erzählt Ehefrau Sandra, ihres Zeichens Bundesvorsitzende derselben Partei. Weil „Klausi“, wie der etwa vier Monate alte Frischling inzwischen heißt, Gesellschaft braucht, haben die Lücks nicht lange überlegt. Genug Platz sei auf dem 2000 m² großen Grundstück vorhanden und Klausi kastriert. Nur deshalb dürfe das Paar mit Zustimmung des Veterinäramtes ein Haus- und ein Wildschwein überhaupt zusammen halten. Natürlich müssen sich die beiden erst aneinander gewöhnen, kommt Rosalie nicht direkt mit Klausi in einen Stall. „Aber sie werden sich prima verstehen“, ist sich Sandra Lück (45) sicher.

Das Ferkel reagiert zutraulich auf sein neues Herrchen

Ihren Mann jedenfalls hat Rosalie, die passend zu Klausi nun Rosi gerufen wird, sofort ins Herz geschlossen. Reiner Lück sitzt ganz entspannt in einer Ecke des Raums im Tierheim und lässt das schwarz gefleckte Ferkel in aller Ruhe an sich schnuppern.

Schweine gehören nicht in die Wohnung

Dass Menschen sich Mini-Schweine als Haustiere halten, sei laut Tierheim eine Art Modeerscheinung – und meist nicht artgerecht: „Sie sind zwar zunächst klein und niedlich, gehören aber nicht in eine Wohnung, sondern in einen entsprechend großen Außenbereich.“ Und: Sie können durchaus 60 bis 80 Kilo schwer werden.

Schon seit Jahren leben zwei Hängebauchschweine im Tierheim Witten, Wetter, Herdecke. Manni und Minni gehören jedoch inzwischen sozusagen zum Bestand. Sie sind schon zu alt, um sich noch umzugewöhnen.

Rosi reagiert überaus zutraulich. Vor allem die Schuhbänder des 40-Jährigen haben es ihr angetan. Unermüdlich kaut sie darauf herum. Dafür darf Lück das Schweinchen streicheln. Drei Hunde und 13 Katzen haben bei dem Soester Ehepaar bereits ein Zuhause gefunden. Ganz privat. „Normalerweise konzentrieren wir uns auf alte und gehandicapte Tiere“, sagt Sandra Lück und nennt das „gelebten Tierschutz“. Rosi, schätzt sie, sei maximal ein paar Wochen alt.

Schweinchen Rosi mag Schuhbänder, frisches Obst und Gemüse

Frisches Obst und Gemüse wird sie bekommen, außerdem Haferkleie, Nüsse und Leinsamen. „Was man sich selbst so in die Müslischale packt, nur eben in großen Portionen.“ Sandra Lück warnt: „Obwohl Schweine Allesfresser sind, sollte man ihnen keine Essensreste geben.“ Überhaupt seien Schweine völlig unterschätzte Tiere – hochintelligent und grundsätzlich sehr reinlich.

Das hört Rosi gern. Ihr Schwänzchen jedenfalls rotiert wie wild. Jetzt müssen die Lücks nur noch die Formalitäten im Tierheim-Büro erledigen und ihr neues Haustier in eine Transportbox packen. Dann heißt es: Gute Fahrt, kleines Glücksschweinchen.