Witten. Wenn der Laden morgens wegen einer Betriebsversammlung schließt, kann das nichts Gutes bedeuten. So war es jetzt auch bei Kaufhof in Witten.
Die Angst vor Lohneinbußen dürfte auch bei den rund 40 Beschäftigten von Galeria Kaufhof in Witten die Runde machen. Bei Betriebsversammlungen von Verdi, die bundesweit stattfanden, wurde ihnen jetzt alles andere als die frohe Weihnachtsbotschaft verkündet. Erstmals sei dem ein oder anderen nun bewusst geworden, dass er demnächst vielleicht weniger im Portmonee hat, heißt es danach aus Gewerkschaftskreisen.
Bekanntlich haben sich die vier Sparten Karstadt Warenhaus, Galeria Kaufhof, Karstadt Sports und Karstadt Feinkost in der Signa-Gruppe des österreichischen Investors René Benko zusammengeschlossen. Im Januar soll die Verschmelzung endgültig besiegelt werden. Innerhalb dieser vier Sparten gebe es vier unterschiedliche Vergütungen, sagt Monika Grothe von Verdi in Hagen, die auch für Witten zuständig ist. Ihren Angaben zufolge gilt bei Karstadt seit 2013 ein Sanierungstarifvertrag. Nun wolle der Arbeitgeber einen Gehaltsverzicht bei Galeria Kaufhof durchsetzen.
Verdi: Karstadt-Sanierungstarifvertrag liegt 13 Prozent unter Flächentarif
Der „Zukunftstarifvertrag“ von Karstadt sehe zwar die Rückkehr zum Flächentarif im Jahre 2021 vor, liege aktuell aber 13,2 Prozent darunter, so Grothe. Kaufhof habe sich Anfang 2019 aus der Tarifbindung verabschiedet, weshalb die Mitarbeiter bereits die letzte Lohnerhöhung von drei Prozent nicht bekommen hätten. Grothe: „Der Arbeitgeber will die Karstadt-Beschäftigten minimal anheben und die Kaufhofleute massiv absenken.“ Am Ende sollen ihren Angaben zufolge rund zehn Prozent weniger Lohn für alle Mitarbeiter der vier Sparten herauskommen.
Die Gewerkschaftssekretärin kritisiert scharf all die Unternehmen, die den Flächentarif kündigen. Im konkreten Falle spricht sie von einer „Mogelpackung“. Gemeint seien damit Pläne von Galeria Kaufhof, das Weihnachts- und Urlaubsgeld zu „zwölften“, sprich auf zwölf Gehälter umzulegen. Momentan bekämen die Beschäftigten eine Sonderzahlung von 62 Prozent. Am Donnerstag und Freitag (12./13.12.) wollen eine Verdi-Tarifkommission und der fusionierte Kaufhauskonzern ihre Gespräche fortsetzen. Nach Medienberichten werden Streiks in der Adventszeit nicht mehr ausgeschlossen.