Witten. Im Logistikcenter des chinesischen Amazonhändlers Euziel läuft der Probebetrieb. Ab März 2020 werden von Witten aus Millionen Kunden beliefert.
Das neue Logistikzentrum der chinesischen Firma Euziel in Witten-Rüdinghausen hat den Probebetrieb aufgenommen. Demnächst werden Büromöbel, Sportartikel oder Haustierzubehör in einer gigantisch großen Halle an der Brauckstraße gelagert und von dort an Kunden aus ganz Europa verschickt. Mit seiner Produktmarke „Songmics“ ist Euziel nach eigenen Angaben größter Anbieter bei der Verkaufsplattform Amazon. 24 Millionen Euro wurden in das ehemalige Firmengelände des Autozulieferers Pelzer investiert.
Nachdem einige Firmen in jüngster Zeit Witten verlassen hatten, freut es Bürgermeisterin Sonja Leidemann um so mehr, dass nun zwei Unternehmen der Logistikbranche in Witten neue Jobs schaffen. Im Ausschuss für Arbeit und Wirtschaft deutete sie sogar an, dass ein drittes Logistikunternehmen in Witten folgen werde.
Industriebetriebe wie Bahnzulieferer Faiveley und Autozulieferer Pelzer oder der Herbeder Karosseriebaubetrieb EK Fahrzeugtechnik hatten zuletzt wegen fehlender Gewerbeflächen ihren Wechsel in Nachbarstädte angekündigt.
Pelzer fiel der Weggang besonders leicht, weil es zweimal heftig auf dem Betriebsgelände gebrannt hatte. Der Eigentümer der Fläche, Garbe Industrial Real Estate, hatte sich daraufhin neue Mieter gesucht und die Fläche für zwei Unternehmen aus der Logistikbranche aufbereitet. Zum einen ist dies das Hermes-Depot mit 5.000 m², das seit Juni in Betrieb ist. Deutlich größer ist mit 75.000 m² das Gelände von Euziel.
30 von 80 Stellen sind bei dem chinesischen Unternehmen in Witten schon besetzt
Laut Euziel-Manager Tong Wang, der die Geschicke in Rüdinghausen leitet, läuft seit dem 11. November an der Brauckstraße ein Probebetrieb mit rund 30 Mitarbeitern. Demnächst sollen dort 80 Leute beschäftigt sein. „Ursprünglich war geplant, den vollen Betrieb am 1. Januar 2020 aufzunehmen. Da das Bauunternehmen die Außenanlage jedoch noch nicht abgeschlossen hat, kann unser tatsächlicher voller Betrieb erst ab 1. März 2020 stattfinden“, erklärt er.
Hoher Besuch aus China in Witten
Das Hochregallager, eine zwölf Meter hohe Halle, ist teilweise schon gefüllt. Für die schnelle Be- und Entladung der Lkw ist die Halle mit 20 Toren ausgestattet. „Durch den Neubau können wir die Warenmengen aus mehreren Außenlagern nun in einer modernen Logistikanlage noch effizienter abwickeln“, hebt Yi Kong, Geschäftsführer von Euziel, die Vorzüge des Standorts für das Unternehmen hervor. „Gleichzeitig ziehen wir hier in Witten mit unserer Europazentrale ein.“ Dazu wurde ein Bürotrakt mit 1000 m² errichtet. Zur Einweihung schaute auch der Gründer und Inhaber von Euziel, Chuan Song, aus Henan in China in Witten vorbei.
Pelzer war nach zwei Bränden gegangen
Für das Logistikzentrum von Euziel hat der Flächeninhaber, die Garbe Industrial Real Estate GmbH rund 24 Millionen Euro investiert. Darin enthalten sind auch Mittel für die Sanierung der ehemaligen Brachfläche. Dies war durch Rückstände aus zwei Bränden belastet.
HP Pelzer Chemie, inzwischen Adler Pelzer Holding, hatte sich nach fast 50 Jahren Ende 2018 aus Witten zurückgezogen. Im März 2015 und 2017 hatte es jeweils auf dem Gelände des Automobilzulieferers gebrannt, so stark, dass die Produktion über Monate lahmgelegt war.
Für Hermes wie auch Euziel waren die verkehrsgünstige Lage an der Brauckstraße und der unmittelbare Autobahnanschluss standortentscheidend. Euziel International bedient mit den Konsumgütern made in China nach eigenen Angaben mehrere Millionen Kunden im Monat.
Gibt man bei Amazon deren Marke „Songmics“ ein, finden sich seitenweise Büromöbel, Regalsysteme, Drehstühle oder Schmuckkästchen. Diese Artikel werden nun in dem neuen Logistikzentrum gelagert, kommissioniert und verschickt.