Witten. Scherben, Kippen, Graffiti: Auf Wittens Schulhöfen randalieren Jugendliche öfter mal. Das Ordnungsamt kontrolliert jetzt häufiger. Mit Erfolg.

Spätestens bei Anbruch der Dunkelheit treffen sich Jugendliche in Witten gerne auf Spielplätzen oder Schulhöfen – nicht nur, um sich nett zu unterhalten, sondern auch um zu rauchen, zu trinken und zu randalieren. Weil sich immer mehr Anwohner und Schulen beschweren, kontrolliert das Ordnungsamt jetzt nahezu täglich – mit Erfolg.

„Im Schnitt sprechen die Mitarbeiter 20 Platzverweise pro Woche an Jugendliche aus“, sagt Tobias Hahn vom Ordnungsamt. Denn es ist verboten, sich bei Einbruch der Dunkelheit auf Spielplätzen sowie auf Schulhöfen aufzuhalten, die nachmittags oft als Spielplatz dienen. Das, betont Hahn, „gilt vom Gesetz her grundsätzlich für alle“ und sei in allen Städten verboten. Allerdings wissen es viele offenbar nicht.

Wittener Ordnungsamt kann 35 Euro Verwarngeld kassieren

Die Mitarbeiter können 35 Euro Verwarngeld pro Person kassieren, wenn sie jemanden in der genannten Zeit auf diesen Flächen antreffen. Hahn: „Natürlich haben sie einen Ermessensspielraum.“ In Ausnahmefällen seien kostenfreie Verwarnungen möglich, etwa wenn sich ein verliebtes Pärchen auf der Bank küsst oder der Papa mit seinem kleinen Sohn mal in der Dunkelheit schaukeln will. Doch meist treffen die Kontrolleure auf ganz andere Szenarien.

Lampen und Zäune machen Schulhöfe unattraktiv für Vandalen

Die Stadt hat den Arbeitskreis „Sauberkeit und Sicherheit“ unter der Regie der Bürgermeisterin ins Leben gerufen. Vor wenigen Wochen haben die Beteiligten ein Bündel an Maßnahmen beschlossen mit dem Schwerpunkt, verstärkt Schulhöfe zu kontrollieren.

Außerdem werden nach und nach bauliche Maßnahmen umgesetzt, um die oft düsteren Ecken auf Pausenhöfen für herumlungernde Jugendliche unattraktiver zu machen. So werden etwa Lampen installiert oder Zäune errichtet. Auf diese Weise sollen langfristig auch Angsträume in der Stadt beseitigt werden.

„Manchmal brennt dort regelrecht der Baum“, sagt der Mann vom Ordnungsamt. Die Jugendlichen würden rauchen und Alkohol trinken, was jeweils 25 Euro Strafe kosten kann, aber auch Flaschen zerdeppern. Wenn es richtig hoch hergeht, „zerschlagen sie Lampen, treten Türen ein, zerhauen Bänke und beschmieren Wände mit Graffiti“, sagt Hahn. Lehrer und Schüler erwartet dann am nächsten Morgen oft ein Bild des Grauens.

Wittener Schulleiterin: „Manchmal müssen wir morgens erst mal Scherben entsorgen“

„Tatsächlich gibt es Tage, da müssen wir erst mal die Scherben der Bierflaschen entsorgen“, sagt etwa Ulrike Gilsebach, Leiterin der Harkortschule in Witten-Stockum. Derzeit sei die Situation leidlich in Ordnung – eine Folge der häufigeren Kontrollen, vermutet die Rektorin. Längst verschließt ein Tor den Haupteingang des Schulhofs, „um ihn weniger einladend zu machen“. Doch viele wissen: Die Grundschule ist auch von hinten über das Gelände des Edeka-Marktes zugänglich.

Der von außen schlecht einsehbare Pausenhof der Wittener Erlenschule lädt zum Abhängen regelrecht ein.
Der von außen schlecht einsehbare Pausenhof der Wittener Erlenschule lädt zum Abhängen regelrecht ein. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Fast alle Schulen seien von diesen Problemen betroffen, sagt Tobias Hahn vom Wittener Ordnungsamt, „manche mehr, manche weniger“. Dauerbrenner in Sachen Vandalismus sind aus Sicht der Behörde die Schulhöfe der Erlenschule und Holzkamp-Gesamtschule.

Wittener Schulleiter: „Vor allem montags sieht es oft schlimm aus“

Holzkamp-Schulleiter Michael Günzel hält das Problem nicht zuletzt für wetterabhängig. Er hat festgestellt, dass es gerade nach dem Wochenende, also montagmorgens, „oft schlimm aussieht“. Der Hausmeister müsse dann hauptsächlich Kippen und Kondome in der schwer einsehbaren Nische am Technikgebäude wegfegen. Inzwischen würden immer mal wieder schulfremde Gangs auftauchen und Randale anzetteln. Günzel: „Wir sind besorgt.“

Auch der Pausenhof an der Annener Erlenschule ist schlecht einsehbar und von Kita und Parkplatz begrenzt – offenbar ideal für herumlungernde Jugendliche, die darauf aus sind, Mist zu machen. Deshalb ist Rektor Andreas Gründer froh, „dass das Problem von der Stadt angegangen wird“. Es seien wohl vor allem die Kontrollen, die helfen. Und: „Wir haben auch eine bessere Beleuchtung bekommen.“

Nicht nur die Schulhöfe stehen derzeit im Fokus der städtischen Kontrollen. „Wir gehen auch durch den Lutherpark im Johannisviertel und durch den Park der Generationen in Annen“, sagt Tobias Hahn vom Ordnungsamt. Seit den häufigeren Einsätzen in den vergangenen Wochen sei es insgesamt ruhiger geworden. „Wir sind also auf einem guten Weg.“