Witten. Durch den Einsatz von Euro-6-Bussen sollen die Abgaswerte in der Ruhrstraße gesenkt werden. Damit wären in Witten Fahrverbote vom Tisch.

Witten wird den Luftreinhalteplan an der Ruhrstraße demnächst voraussichtlich erfüllen. Die Stickoxid-Belastung wurde bereits deutlich gesenkt. Letzter Baustein in einer Kette von Maßnahmen soll nun der Einsatz von Euro-6-Dieselbussen sein. Ab dem Fahrplanwechsel am 15. Dezember soll zumindest jeder Bus der Linie 371 nur noch so viele Schadstoffe ausstoßen wie ein moderner VW Golf.

Bürgermeisterin Sonja Leidemann und Peter Bökenkötter, Geschäftsführer der Verkehrsgesellschaft Ennepe-Ruhr (VER), haben am Montag (18.11.) einen Vertrag unterzeichnet, mit dem die Stadt diese klimafreundlichere Leistung „einkauft“. 30.000 Euro kostet Witten die Umstellung, die so nicht im Nahverkehrsplan des Kreises festgelegt war.

Die Linie 371 verkehrt momentan im Halbstundentakt vom Hauptbahnhof über die Uni und Stockum nach Dortmund-Oespel. Gefahren werden die Busse von einem Subunternehmen der VER, dem Wittener Busunternehmen Killer, das die Ausschreibung gewonnen hat.

VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter: „Das ist ein Riesenschritt“

„Zwischen den gängigen Euro-5-Bussen und den Euro-6-Bussen gibt es einen himmelweiten Unterschied“, sagt VER-Chef Bökenkötter. „Ein voll besetzter, zwölf Meter langer Euro-6-Bus stößt in etwa so viel gesundheitsschädliche Abgase aus wie ein moderner VW Golf. Das ist ein Riesenschritt.“

Unterzeichnen eine Vereinbarung zwischen der Stadt Witten und den Verkehrsbetrieben Ennepe-Ruhr, VER, zum Einsatz von Euro-6-Bussen: (v.l.) Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, Bürgermeisterin Sonja Leidemann und Peter Bökenkötter, Geschäftsführer der VER.    Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services
Unterzeichnen eine Vereinbarung zwischen der Stadt Witten und den Verkehrsbetrieben Ennepe-Ruhr, VER, zum Einsatz von Euro-6-Bussen: (v.l.) Stadtbaurat Stefan Rommelfanger, Bürgermeisterin Sonja Leidemann und Peter Bökenkötter, Geschäftsführer der VER. Foto: Jürgen Theobald / FUNKE Foto Services © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Wittens Stadtbaurat Stefan Rommelfanger wertet die Umstellung auf Euro-6-Busse „als letztes Puzzlestück“, um den Luftreinhalteplan für die Ruhrstraße zu erfüllen. Der Ausstoß an schädlichen Stickoxiden muss unter dem Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter liegen. Sonst droht die Bezirksregierung mit Fahrverboten.

Die Ruhrstraße ist die einzige so stark mit Abgasen belastete Straße Wittens. 2008 hat das NRW-Umweltministerium dort noch 52 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft gemessen, 2017 waren es bereits nur noch 43 und im Vorjahr 41 Mikrogramm. Diese Absenkung ist auf verschiedene Maßnahmen zurückzuführen, etwa eine Busvorrangschaltung, eine einkassierte Abbiegespur am Kornmarkt und einen kürzeren Fußgängerüberweg bei McDonalds.

Auch Johannisviertel wird umgebaut

Noch besser soll die Luft nach der letzten Maßnahme sein, der noch anstehenden Umgestaltung der Johannisstraße. Von der Ruhrstraße aus soll man dann nicht mehr in die Johannisstraße abbiegen können. Die Arbeiten starten aber erst, wenn die Baustelle Pferdebach-/Ardeystraße fertiggestellt ist, so der Technische Beigeordnete Stefan Rommelfanger. Bald beginnen die Vorarbeiten. Die Bonhoefferstraße bekommt einen neuen Kanal. Der Kreisel bei Hörakustik Rybarsch soll ab Mitte 2020 erneuert werden, der Förderbescheid sei bewilligt.

Warum keine Elektrobusse?

Warum aber setzt die VER keine Elektrobusse ein – so wie es die Bogestra ab 2020 zumindest in Bochum und Gelsenkirchen vorhat? VER-Geschäftsführer Peter Bökenkötter hat zu E-Bussen seine ganz eigene Meinung. „Für mich sind sie eine Zwischentechnologie. Perspektivisch sollten wir auf Wasserstoffantrieb setzen.“

Die Bogestra solle sich mit ihrem Testbetrieb „mal die Hörner abstoßen“, sagt Bökenkötter. Für das eher ländliche VER-Gebiet seien Elektrobusse mit ihrer Reichweite von aktuell 150 Kilometern ungeeignet. „Die Hälfte unserer Fahrzeuge fährt mehr als 400 Kilometer am Tag. Wo soll man die zwischendurch laden?“ Alternativ hieße das, mehr Fahrzeuge und mehr Personal einzusetzen. „Und das ist nicht wirtschaftlich“, sagt Bökenkötter. Er wolle warten, bis die Technologie verbessert sei. „Unser Fuhrpark besteht aus 108 Fahrzeugen, da setzen wir nicht 20 Exoten rein.“

Weil die deutschen Hersteller keine Batteriebusse liefern konnten, bekommt die Bogestra im nächsten Jahr 20 chinesische Modelle von BYD Auto („Build your dreams“) geliefert. Sie fahren vorwiegend auf zwei Strecken in Gelsenkirchen und Bochum. Außerdem wolle das Unternehmen testen, „welche Strecken für die Reichweite der E-Technik geeignet sind“, so Sprecherin Karoline Rösner. Das könne auch in Witten sein. 88 der insgesamt 231 Bogestra-Busse fahren bereits jetzt mit der Euro-6-Norm, 23 davon wurden erst in diesem Jahr angeschafft.