Witten. Der Donnerstag reicht für die 17 Sondierungsbohrungen wegen des Bombenverdachts in Wittens City. Trotzdem muss noch länger gesperrt werden.
In der Wittener Innenstadt ist am Donnerstag (14.11.) mit den Sondierungsbohrungen aufgrund eines Bombenverdachts begonnen worden. Dafür wurde die Bonhoefferstraße komplett gesperrt. Obwohl die Bohrungen noch am gleichen Tag abgeschlossen werden, bleibt die Straße länger dicht als geplant, nämlich bis Montag (18.11.). Frühestens dann kommen die Ergebnisse der Bodenuntersuchung.
Die Bautrupps von der Kampfmittelräumung sind mit schwerem Gerät angerückt. Das lange Bohrgestänge frisst sich bis zu sieben Meter tief in die Erde des Grabens, der vorher mit einem Bagger ausgehoben wurde. Hier und da wird von Hand nachgeschaufelt. Die Arbeiter müssen vorsichtig sein, nicht allein wegen des Blindgängers, der bei Hausnummer 7 vermutet wird, direkt gegenüber vom evangelischen Johanniszentrum. Beim Bohren dürfen sie auch nicht die blauen oder gelben Wasser- und Gasleitungen treffen, die freigelegt wurden. Der gesamte Bereich ist mit rot-weißen Barken großflächig abgesperrt.
Sonde misst Störungen durch Metall in der Erde – und spürt so eine mögliche Bombe auf
37 Löcher werden maximal gebohrt, um zu erkunden, ob hier wirklich noch eine Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg schlummert. „Das Wittener Stadtgebiet wurde zu 80 Prozent zerstört“, sagt Gerhard Pfaff, der zuständige Mann bei der Feuerwehr für diese Form der „Gefahrenabwehr“.
Die ersten 17 Löcher entstehen außerhalb des Hauses, überall dort, wo rote Punkte aufs Pflaster gemalt sind, sowohl auf dem Bürgersteig als auch auf der Straße davor und in der Einfahrt. In diese Löcher werden Rohre hinabgelassen, in denen eine Messsonde steckt. Sie spürt das Metall in der Erde auf. Sprich: Wenn tatsächlich eine Bombe im Boden liegt, findet man es durch diese Art der Überprüfung heraus. „Das Messgerät misst die ferromagnetischen Störungen“, sagt Pfaff.
Dass die Suche mitten in der Innenstadt erst jetzt stattfindet, 74 Jahre nach Kriegsende, hat einen einfachen Grund. Die Luftbilder der Alliierten, die die Abwurfstellen und mögliche Blindgänger zeigen, werden erst dann ausgewertet, wenn gebaut oder gebuddelt wird. In der Bonhoefferstraße ist das Ende des Jahres oder Anfang 2020 der Fall. Dann stehen Kanalarbeiten an.
Bombe soll dort eingeschlagen sein, wo heute Hausnummer 7 steht
Die Informationen, wo etwas Hochexplosives liegen könnte, bekommt Gerhard Pfaff von der Bezirksregierung. „Anhand der Koordinaten kann man genau sagen, wo der Bombenkörper eingeschlagen ist“, sagt er – in diesem Falle ausgerechnet dort, wo heute Hausnummer 7 steht. Gebaut wurde das Haus 1957, zwölf Jahre nach dem Krieg.
Die Einschlagstelle ist auf einer Skizze mit einem roten Punkt gekennzeichnet. Um diesen Punkt wird ein Kreis mit den 37 Bohrlöchern gezogen, die im Abstand von zwei Metern liegen. Wenn draußen nichts gefunden wird, muss die Suche später unter dem Haus weitergehen.
Andere Verdachtsstellen im Lande sind dazwischengekommen
Gerhard Pfaff hatte gehofft, die ersten Ergebnisse der Messungen schon an diesem Donnerstag zu bekommen. Spätestens Freitag (15.11.) wollte er eigentlich Bescheid wissen, ob sich der Bombenverdacht durch die Bohrungen vor dem Haus bestätigt hat oder nicht. Nun muss man sich noch einige Tage länger gedulden.
Denn der Experte bei der Bezirksregierung hat so viele Bilder auch von anderen Verdachtsstellen im Land auszuwerten, dass Witten nicht sofort drankommt. Und dann kam auch noch eine Zehn-Zentner-Bombe im Dortmunder Westfalenpark dazwischen. Konsequenz für Anwohner und Durchgangsverkehr: Die Bonhoefferstraße, die spätestens am Samstag (16.11.) wieder freigegeben sollte, bleibt nun bis Montag (18.11.) für den Verkehr gesperrt.