witten. Die Bohrungen an der Sandstraße sind beendet. Ob es Blindgänger gibt, erfährt die Stadt wohl bald. Der Bus bleibt dem Sonnenschein weiterhin fern.
Wenn alles gut geht, könnte die lang ersehnte Sperrung der Sandstraße zum Wochenende (13./14.4.) aufgehoben werden. Andernfalls bittet die Bogestra die betroffenen Fahrgäste und Anwohner auf dem Sonnenschein weiter um Verständnis und Geduld. Gerade ältere Menschen in dem Wohngebiet leiden, weil sie seit zehn Tagen vom öffentlichen Nahverkehr abgeschnitten sind.
Drei Haltestellen wurden aufgehoben, eine davon zur Autobahnbrücke verlegt. Es gibt viele Beschwerden von Anwohnern, die nun weite Wege in Kauf nehmen müssen. „Ich müsste die Bogestra auf Schmerzensgeld verklagen“, sagt Marion Langemann (55), die schwer behindert ist und eine Monatskarte für den Bus hat. Nun schleppt sie seit fast zwei Wochen ihre schweren Einkaufstaschen zu Fuß von der Stadt nach Hause.
„Uns würde ja schon ein Bus pro Stunde reichen“, sagt Marion Langemann. Normalerweise fährt der 379er. Aber er lässt den Sonnenschein wegen der Sperrung der Sandstraße nun links liegen. Und, nein, es gebe „keine Alternative zur derzeitigen Umleitung und die damit verbundene Aufhebung der Haltestellen“, sagt Patrick Lehnardt (35), bei der Bogestra zuständig fürs Baustellenmanagement.
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Immerhin hat der Kampfmittelräumdienst seine Sondierungsbohrungen schon gestern beendet und die Daten der Messsonde an die Bezirksregierung geschickt. Sie könnte heute mitteilen, ob sich der Verdacht auf zwei Blindgänger bestätigt. Ist das nicht der Fall, hieße das bald wieder freie Fahrt, auch für den 379er. „Wir würden sofort eine Straßenbaufirma beauftragen, die in drei Tagen fertig sein könnte“, sagt Gerd Pfaff, bei der Feuerwehr für die Kampfmittelräumung zuständig. Liegen aber tatsächlich Bomben im Boden, könnte sich die Sperrung noch hinziehen. „Es kommt darauf an, wo und wie tief die Bomben liegen“, sagt Pfaff.
Zwei Gas-, etliche Stromleitungen, eine Wasserleitung und ein Kanal würden die Arbeiten zusätzlich erschweren. Bei einem Fund bliebe das Wohngebiet weiter vom Busverkehr abgeschnitten. Derzeit gibt es im Bereich Almstraße/Sonnenschein nur eine Ersatzhaltestelle oben auf der Brücke an der Hörder Straße – 300 Meter vom offiziellen Stopp „Lerchenstraße“ entfernt.
Er könne den Ärger der Menschen verstehen, sagt Patrick Lehnard. Die Bogestra habe vier Möglichkeiten diskutiert, die Busse weiter durchs Viertel fahren zu lassen. Sie passten aber nirgends durch. Würde man den Bus über die Straße „Auf dem Kamp“ leiten, hätte man auf 500 Metern ein Halteverbot einrichten müssen. „Dann hätten sich die Parker beschwert.“ Außerdem hätte das Verbot fünf Tage vorher beantragt werden müssen – nicht machbar in der Kürze der Zeit. Keine Alternative sei es, den Bus über den Wendehammer am Ende der Almstraße fahren zu lassen. Dort belade die Firma Pilkington häufig ihre Lkw. Im Bereich Gregor-Boecker-/Leostraße wiederum sei die Fahrbahn zu schmal, gleiches gelte für die Lerchenstraße. Außerdem könne man Verspätungen durch Umwege nicht in Kauf nehmen. So müsse der 379er pünktlich den S-Bahn-Halt Langendreer erreichen. „Sonst hagelt es Beschwerden von den Pendlern.“
Adolf-Reichwein-Realschule auch betroffen
Gerade kommt Arno Albuszat die für den Autoverkehr gesperrte Sandstraße entlang. Der 92-Jährige stützt sich auf seinen Gehstock und holt kurz Luft, bevor er die Strecke hoch zum Sonnenschein erklimmt. „Es ist eine Sauerei von der Stadt, dass sie nicht erst eine Baustelle beendet, bevor sie die nächste errichtet“, sagt der Anwohner. Nun konnte er mit dem Bus nur bis zum Crengeldanz fahren, den Rest musste er laufen.
Schon letzte Woche hatten sich viele, vor allem ältere Bürger darüber beschwert, dass ihr Viertel nicht mehr von den Bussen angefahren werde und sie lange Fußwege in Kauf nehmen müssten. Doch auch die Schüler der Adolf-Reichwein-Realschule sind betroffen. „Der Schulbus fährt“, hatte Patrick Lehnardt von der Bogestra beim Ortstermin gesagt. Das stimmt, doch er fährt auch nur bis zur Haltestelle Breite Straße/Crengeldanz. „Ab da müssen die Schüler laufen“, sagt Sekretärin Cornelia Seigies – was nicht wirklich schlimm sei. Worüber sie sich allerdings ärgert: „Unsere Schule wurde überhaupt nicht über die Sperrung und ihre Folgen informiert.“
Seit dem 1. April (Montag) ist die Sandstraße dicht. Nachdem eine Mutter die Schule am Donnerstag darüber in Kenntnis gesetzt hatte, informierte diese per Aushang über die Situation und hörte selbst bei der Bogestra nach. Die gute Nachricht. Der Schwimmbus fährt. Er ist kleiner und kann in der Nähe wenden.