Witten. Das jüngste Bilderrätsel entstand auf dem Gelände des Wittener Karmelitinnen-Klosters. Ein Ort, den auch viele Wittener nicht kennen.

Eine verschneite Treppe, eine in Schwarz gekleidete Frau, die diese hochgeht. Zum Foto, das Davide Bentivoglio im Winter 1967 machte, gab es sehr viele richtige Leser-Zuschriften. Danke dafür! Das Rätselbild zeigte die Treppe, die zur Kirche des Klosters der Karmelitinnen führt. Die Kloster-Adresse: Auf der Klippe 20.

Das Kloster betreibt eine Hostienbäckerei. Sie versorgt nicht nur die umliegenden Gemeinden mit Hostien, sondern auch Diözesen in ganz Deutschland. Eine weitere Einnahmequelle ist der Verkauf von verzierten Kerzen, die in den geschickten Händen von Schwester Elisabeth zu wahren Kunstwerken werden. Außerdem gibt es Klosterhonig. Die Schwestern Margarita und Maria Martha sind Imkerinnen und gehören dem Imkerverein Herdecke an. Die Imkerei im Kloster ist das „Erbe“ der inzwischen verstorbenen Schwester Maria Theresia, die die Imkerei begonnen hatte.

„Eine kleine Idylle, die nicht jeder in Witten kennt“

Das Foto zeigt einen herrlichen Blick auf das Wittener Karmelitinnen-Kloster im Winter.
Das Foto zeigt einen herrlichen Blick auf das Wittener Karmelitinnen-Kloster im Winter. © Foto: Jutta Köster

Auch Leserin Jutta Köster hat es richtig erkannt: „Die Nonne aus dem Karmelitinnen-Kloster kommt aus der Klosterkirche und geht zur Straße Auf der Klippe hoch.“ Jutta Köster hat der Redaktion ein Foto geschickt, das im Winter von ihrem Grundstück in der Flurstraße aus aufgenommen wurde. Von hier aus kann man das Kloster sehr gut sehen. Jutta Köster: „Ein kleines Idyll, das nicht jeder in Witten kennt.“

  
 
  © - Bentivoglio

Christina Wildvang erinnert sich beim Anblick des Fotorätsels an ein schönes Konzert mit Violine und Cello, das sie in der Klosterkirche erleben durfte. Leserin Susanne Ronge berichtet, dass „viele dunkle Momente in meinem Leben“ sie die Stufen hinunter in die Kapelle geführt haben, „um einen kleinen Augenblick der Ruhe, des Gebetes, der Besinnung zu erleben“. Immer habe sie dort Beruhigung gefunden, schreibt sie. „An der Pforte des Klosters kann man die Schwestern immer um ein Gebet für Angehörige oder für sich selber bitten. Für mich ist das Balsam für die Seele.“

Bei den Nonnen Kerzen für die Hochzeit des Sohnes gekauft

Das Foto entstand in den 80er Jahren im Garten des Klosters am sonnigen Südhang. Zu sehen sind ehemalige Gärtnerin und Imkerin Schwester Maria Theresia auf dem Traktor, begleitet von Schwester Brocarda.  
Das Foto entstand in den 80er Jahren im Garten des Klosters am sonnigen Südhang. Zu sehen sind ehemalige Gärtnerin und Imkerin Schwester Maria Theresia auf dem Traktor, begleitet von Schwester Brocarda.   © Davide Bentivoglio

Dass die Treppe zur Klosterkirche führt, weiß auch Marita Grun. Sie schreibt: „Die Kirche haben wir auf unseren Spaziergängen schon oft besucht. Von den Nonnen des Klosters haben wir Kerzen zur Hochzeit unseres Sohnes und zu den Taufen der Enkelkinder herstellen lassen.“ In der Nähe des Klosters führe ein steiler Weg ins Borbachtal, „der mit einigen Stufen versehen ist, die leider ziemlich zerstört sind“. Von ihrem Vater hat Marita Grun erfahren, dass diese Stufen von Zwangsarbeitern im Zweiten Weltkrieg angelegt wurden.

Nicht ganz richtig liegt Werner Schultze, der sich von Brokdorf aus an der Auflösung des Fotorätsels beteiligte. Er schrieb: „Mich erinnert das Foto an den Treppenaufgang zum Lutherpark an der Bonhoefferstraße. Auf der anderen Straßenseite stand das alte Pfarrhaus, welches dem neuen Gemeindezentrum weichen musste.“

Die Schwester war für die Sakristei verantwortlich

Auch Manfred W. Schwandt dachte im ersten Moment an die Treppe zum Lutherpark in der Bonhoefferstraße. Schwandt: „Eine Diakonisse auf dem Weg aus der Stadt zur Pferdebachstraße war meine Vermutung, die ich dann aber wieder schnell fallen ließ, denn eine Diakonisse trägt eine weiße Haube.“ Bei der Person auf der Treppe muss es sich um eine Schwester eines Ordens handeln, so Schwandt. So sei er auf das Kloster der Karmelitinnen im Ardeygebirge gekommen. Um das Bilderrätsel lösen zu können, besuchte Manfred W. Schwandt am vergangenen Sonntag das erste Mal die Klosterkirche der Karmelitinnen. „Obwohl ich hier in Witten zu Hause bin.“

Im Kloster leben zwölf Schwestern

Das Kloster der Karmelitinnen steht dort, wo die Straßenbezeichnung „Auf der Klippe“ im Ardeygebirge fast wörtlich zu nehmen ist. Der Grundstein für das Kloster wurde am 13. Juli 1952 gelegt. Die Einweihung fand am 1. Februar 1953 statt. Heute leben hier zwölf Schwestern. Die Priorin wird jeweils vom Konvent für drei Jahre gewählt – mit der Möglichkeit zur Wiederwahl. Die derzeitige Priorin ist Schwester Anna Maria.

Der Tag einer Karmelitin beginnt um 5.45 Uhr und endet um 20 Uhr. Er ist geprägt von Gebet und Arbeit, Zeiten der Erholung und einer bescheidenen Lebensführung. Mehr Informationen über das Kloster findet man im Netz unter: www.karmel-witten.de.

Bei Markus Edel löste der Anblick des Bilderrätsels „eine kurzfristig gedankliche Reise in die Vergangenheit aus“. Ein abendliches Telefonat mit Joachim Isken brachte ihn zum richtigen Lösungsvorschlag: Auf dem Foto von Davide Bentivoglio sei Schwester Maria Klara zu sehen. „Diese unterhielt damals den Pfortendienst und war für die Sakristei verantwortlich.“