Witten. Wittens Karmelitinnen öffnen nur für besondere Gäste ihre Gartenpforte. Dahinter findet man ein steiles wildes Paradies.

  • Wittens Karmelitinnen haben einen Schatz, der im Verborgenen blüht – ihren Garten
  • Auf 15 000 Quadratmetern gedeihen hier Blumen, Obst, Kräuter und Wein
  • Ein Paradies auch für Bienen, der Klosterhonig wird jährlich ausgezeichnet

Es duftet nach Rosen, Lavendel, Kräutern, bunten Wiesen und Wald. Vögel zwitschern, Bienen schweben summend umher. Ein Platz, an dem sich die Insekten wohlfühlen, an dem sie Nahrung finden und den Menschen Honig schenken. Der Klostergarten der Wittener Karmelitinnen. Ein wildes Paradies, das im Verborgenen blüht. Denn die Schwestern öffnen ihre „Gartenpforte“ nicht für Besucher – und nur selten für besondere Gäste.

Schwester Anna Maria, Priorin des Klosters, das man in der Straße Auf der Klippe findet, erklärt auch, warum. „Der Garten ist für uns ein Rückzugsort, ein Ort der Stille, der Erholung, der inneren Einkehr.“

Urlaub in der Einsiedelei

13 Schwestern mit verschiedenen Nationalitäten leben hier im Ardeygebirge in enger Gemeinschaft.

© Bastian Haumann/Funke Foto Services

Der Garten, in dem es an vielen Stellen wild wuchern und sprießen darf, ist nicht nur ihre Augenweide, er ist auch ihr „Ferienort“. Denn auf dem 15 000 Quadratmeter großen steilen Gelände findet man eine Einsiedelei. „Jede Schwester kann sich hier einmal im Jahr für zehn Tage in die Natur zurückziehen“, erklärt Priorin Anna Maria. Der Garten – er war früher einmal voller Obstbäume. Das war zu einer Zeit, als an dieser Stelle noch kein Kloster stand, sondern das Wochenendhaus eines Bochumer Fleischermeisters. 1952 bauten hier die Karmelitinnen.

Bienenstöcke (hinten im Bild) inmitten üppiger Natur. 30 Bienenstöcke stehen im Klostergarten, in dem alles „öko“ ist, keine Chemie zum Einsatz kommt. Für Bienen ein Paradies.
Bienenstöcke (hinten im Bild) inmitten üppiger Natur. 30 Bienenstöcke stehen im Klostergarten, in dem alles „öko“ ist, keine Chemie zum Einsatz kommt. Für Bienen ein Paradies. © Bastian Haumann/Funke Foto Services

Sie nahmen sich auch sofort des Gartens an. In den ersten Jahren hielten sie in ihm Schafe, Hühner, eine Kuh und einen störrischen Esel, den 1972 ein Trecker ablöste. „Auf einem Feld hatten wir Kartoffeln und Weißkohl, im Gemüsegarten unter anderem Möhren, Tomaten, Salate und Buschbohnen. Im Obstgarten gab es Äpfel, Birnen, Kirschen, Pflaumen und vieles mehr. Wir haben viel eingekocht, Säfte gepresst, Sauerkraut gestampft“, erinnert sich die Priorin.

Vor zwei Jahren haben sie auch Wein gemacht

Heute ist die Auswahl an Obst und Gemüse im Garten kleiner, aber was geernet wird, kommt weiterhin im Kloster auf den Tisch. Sogar Wein gibt’s. Dank einer litauischen Schwester, die vor rund 20 Jahren eine Rebe mit nach Witten brachte. Die roten Trauben gedeihen gut. Vor zwei Jahren haben die Nonnen aus ihnen Wein gemacht. Ein einmaliges Experiment. „Das war zu aufwendig.“ Wie hat der Wein geschmeckt? „Herb.“

Die Priorin ist auch stolz auf ihr großes Sonnenblumenfeld und die zwei Kräuterbeete, auf denen unter anderem Basilikum, Majoran, Johanniskraut, Rosmarin, Wegwarte und Fenchel wachsen. „Wir machen daraus Kräutersalz für den eigenen Bedarf – und Tee.“ Nicht zuletzt erfreuten die Kräuter auch die Bienen.

Drei Kisten Honig gehen nach England

Die Imkerinnen des Wittener Klosters: Schwester Margarita ( li.) und Schwester Maria Martha. Ihr Honig wird stets ausgezeichnet.
Die Imkerinnen des Wittener Klosters: Schwester Margarita ( li.) und Schwester Maria Martha. Ihr Honig wird stets ausgezeichnet. © Bastian Haumann/Funke Foto Services

30 Bienenstöcke findet man im Garten, die von den Schwestern Margarita und Maria Martha betreut werden. Sie sind Imkerinnen und gehören dem Imkerverein Herdecke an. In der Einkochküche der Karmelitinnen sind sie jetzt mit der Gewinnung des ersten Honigs in diesem Jahr beschäftigt. Eigentlich schleudern sie ihn schon immer Ende Mai. Das viel zu kalte Frühjahr hat dies verhindert. Die Bienen konnten nicht ausschwärmen, keine Pollen, keinen Nektar sammeln. Ohne Nektar keinen Honig.

Im vergangenen Jahr, erzählt Schwester Margarita, hätten ihnen ihre Bienen 200 Kilogramm Honig beschert. „Und da hatten wir erst elf Bienenstöcke.“ 2016 hat das Kloster auch den besten Honig im Ennepe-Ruhr-Kreis produziert. Schwester Maria Martha erwähnt noch ein wenig verschmitzt: „Wir werden in jedem Jahr prämiert.“ Drei Kisten ihres ausgezeichneten Honigs werden jetzt auf Reisen gehen. Eine Bestellung aus England!

>>> DIE WITTENER KARMELITINNEN UND IHRE GESCHICHTE

  • Das Wittener Karmelitinnen-Kloster wurde 1952 in der Straße Auf der Klippe im Ardeygebirge errichtet. Klostergründerin war Mutter Marianna de Deo, geborene Marianna Gräfin Praschma. Diese hatte in den 30er Jahren schon ein Kloster in Pawelwitz bei Breslau (Schlesien) gegründet. Während des Zweiten Weltkrieges mussten die Schwestern dieses verlassen. 1946 kehrten sie als Vertriebene in den Westen zurück.

Heute leben im Kloster 13 Schwestern, die jüngste ist 47, die älteste 88 Jahre alt. Es handelt sich um einen kontemplativen Frauenorden. Die Schwestern arbeiten nicht in Schulen oder Kliniken, sondern leben in der Klausur. Das Kloster darf nur in Ausnahmefällen verlassen werden – etwa bei Krankheit. Sieben Mal am Tag wird gebetet.

  • Die Karmelitinnen unterhalten eine Hostien-Bäckerei. Die Oblaten verkaufen sie deutschlandweit. Auch ihr Klosterhonig ist sehr begehrt. In einer Kerzen-Werkstatt verzieren die Schwestern Kerzen für verschiedenste Anlässe. Viele Hochzeitspaare suchen sich bei den Karmelitinnen ihr individuelles „Lebenslicht“ aus.