Witten. Mal Segway fahren? Oder eine Biogasanlage besichtigen? All das konnten Besucher beim ersten Wittener Klimamarkt. Manchmal hat es ihnen gestunken.
Es stinkt. Sogar ziemlich. Viele Teilnehmer der Führung halten sich die Nase zu. Ein Rundgang durch eine Biogasanlage ist nicht gerade angenehm. Aber interessant. Wie auch die anderen Programmpunkte des ersten Klimamarktes, der am Samstag (28.9.) bei der AHE im Bebbelsdorf stattfand.
An den 25 Führungen nahmen rund 250 Leute teil – knapp die Hälfte aller Besucher. Und die staunten in der Annahmehalle der Biogasanlage nicht schlecht, als ihnen Dennis Berenbeck, einer von vier AHE-Mitarbeitern, die die Führungen leiteten, mit einem Blick auf den Müll erklärte: „So wird das hier angeliefert. Sie können sehen, wie von den Bürgern getrennt wird.“
Im Biomüll finden sich Plastiktüten, Becher, Blumentöpfe
Im Müll, der eigentlich ausschließlich Bio sein sollte, fanden sich Plastiktüten, Becher, Flaschen, Blumentöpfe, Bonbontüten und vieles mehr. Wie die Fremdstoffe entfernt werden, wie ein Blockheizkraftwerk funktioniert sowie Fakten zur Biogasaufbereitung erfuhren die Besucher beim Rundgang durch die Anlage. Die entstehende Abwärme wird übrigens komplett zum Heizen der Gebäude genutzt.
Ein großes Thema beim ersten Klimamarkt war Elektromobilität. Zur Probe konnten E-Autos der Stadtwerke, Pedelecs der Wabe und ein Segway gefahren werden. Einer der Segway-Tester: Fabio Moyzes. „Ich habe Segways immer mal wieder gesehen und wollte das einfach mal ausprobieren. Zuerst wurde ich an die Hand genommen, habe es aber recht schnell gelernt.“
Segway-Besitzer (75): „Das ist ein geiler Spaß für einen alten Mann“
Segway-Besitzer Klaus-Dieter Röllke, Mitbegründer der Bürger-Energie-Genossenschaft, düste mit seinem Gefährt während der gesamten Veranstaltung übers Gelände. „Kurze Wege, die ich früher mit dem Auto gefahren bin, lege ich jetzt mit dem Segway zurück. Das ist einfach ein geiler Spaß für einen alten Mann“, so der 75-Jährige. „Geht ab wie ‘ne Rakete!“
Die meisten der 28 Besucher, die in eines der beiden Stadtwerke-E-Autos stiegen, waren überrascht von der Beschleunigung – das volle Drehmoment steht bereits beim Anfahren zur Verfügung. Doch kein Licht ohne Schatten: Da bei Elektroautos kein Getriebe verbaut wird, standen manche Tester vor einem Problem: keine Gänge und ein Pedal zu wenig. „Es gab einige Leute, die mit dem Automatik-Auto überhaupt nicht klargekommen sind“, so Stadtwerke-Mitarbeiter Martin Dix, der die Fahrer auf ihrem Trip begleitete.
Physikanten setzen Experimente witzig in Szene
Auch „Showtime“ war angesagt. Bei einem Auftritt der „Physikanten“, vertreten durch Matthias Salewski, wurden physikalische Experimente witzig und interessant in Szene gesetzt und erklärt. Auch das Publikum wurde einbezogen. Insgesamt informierten am Samstag knapp 20 Aussteller über die unterschiedlichsten Themen zum Klimaschutz, zur Energieeinsparung, zu Solaranlagen.
Klima-Allianz wächst weiter
Im Mai 2019 hatten vier Initiatoren die Klima-Allianz Witten gegründet. Ihr Ziel: ein Online-Portal aufzubauen, in dem Initiativen, Vereine, Verbände, Organisationen und Unternehmen vernetzt werden.
Diese Idee kam offenbar gut an. Mittlerweile hat die Klima-Allianz bereits rund zwei Dutzend Mitglieder. Als bislang jüngstes Mitglied ist seit Samstag die VHS Witten/Wetter/Herdecke dabei. Wer mitmachen möchte, kann sich an Werner Frischmann wenden: 941211.
Nicht vergessen wurden auch sozial schwache Haushalte. Der Caritas-Verband war mit einem Stand vertreten, der Hartz-IV-Empfängern und Menschen, die mit ihrem Einkommen unterhalb der Pfändungsgrenze liegen, einen kostenlosen Stromspar-Check anboten. Dabei wird der Haushalt von geschulten Mitarbeitern auf Schwachstellen wie Lampen, Haushaltsgeräte und Standby-Fallen untersucht.
„Wir sind sehr zufrieden“, zog Werner Frischmann, Koordinator der Klima-Allianz Witten, am Ende eine positive Bilanz des ersten Klimamarktes. „Trotz des widrigen Wetters sind von morgens bis nachmittags immer wieder neue Besucher erschienen.“