Witten. Von der Augustastraße in Witten nach London City. Auch als Frisörin kann man in der Welt herumkommen. Julia (21) freut sich schon riesig.

Julia Silva (21) wirbelt bald mit Kamm und Schere in der Londoner City. Nachdem die frisch gebackene Frisörin ihre Zwischenprüfung mit Bestnote bestanden hat, darf sie zur Belohnung zwei Wochen in die britische Metropole reisen.

Die junge Wittenerin nimmt an dem Austauschprogramm „Erasmus“ teil, das nicht nur Studenten, sondern auch Azubis nutzen können. Julias Chef, Edgar Pferner vom gleichnamigen Salon in der Augustastraße, unterstützt sie dabei. Die Kosten übernimmt die EU. „Julia ist die erste Auszubildende in Witten, die Erasmus macht“, sagt der Frisör und Kreislehrlingswart.

Bald schneidet sie Haare in der Mode-Stadt London

Edgard Pferner ist stolz auf seine Gesellin. Die junge schwarzhaarige Frau war bei der Zwischenprüfung mit einer 2+ die Beste. „Ich hatte mit meinem Chef abgesprochen, dass ich nach England darf, wenn ich eine gute Note bekomme“, sagt Julia Silva. Am 12. Oktober fliegt sie für zwei Wochen nach London. Dort ist nicht nur Sightseeing angesagt, sondern auch Arbeit. In einem Salon in der Innenstadt darf Julia demnächst die Briten und vermutlich Kunden aus aller Welt frisieren. „Ich möchte nicht nur mein Englisch verbessern, sondern auch neue Haarschnitte kennenlernen, weil London die Mode-Stadt überhaupt ist.“ Wohnen wird sie in einer katholischen Jugendherberge.

„Erasmus ist unter Azubis viel zu unbekannt. Das muss sich ändern“

Ihr Chef lud den Europa-Abgeordneten Dennis Radtke (CDU) am Freitag in seinen Laden in der Augustastraße ein. Der gratulierte der Gesellin. In seiner Ansprache betonte der EU-Politiker: „Erasmus ist unter Azubis viel zu unbekannt. Das muss sich ändern.“ Der Ende Oktober drohende Brexit betrifft Julia Silva übrigens nicht, weil sie Großbritannien am 27.10 wieder verlässt. Was aus dem Austauschprogramm Richtung Insel wird, wenn die Engländer der EU den Rücken kehren, weiß Radtke noch nicht. „Die Zukunft von Erasmus in England ist unklar. Es hängt davon ab, ob ein Vertrag zustande kommt.

Julias Mutter war übrigens anfangs gar nicht davon begeistert, dass ihre Tochter Frisörin werden wollte. Mit dem Beruf würde man zu wenig Geld verdienen. „Mittlerweile hat sie meinen Beruf akzeptiert, weil sie sieht, dass ich glücklich bin“, sagt Silva. Später will sie noch ihren Meister machen und einen eigenen Salon eröffnen. Es muss ja nicht gleich London sein.