Witten. . Friseur-Meister Klaus Stumph verlässt zum Jahresende seinen Herrensalon an der Hammerstraße. Nach 64 Jahren im Beruf kein leichter Schritt.

Es wird ein schwerer Abschied, den er lange hinausgezögert hat. Am Samstag wird Klaus Stumph zum letzten Mal seinen Herren-Salon an der Hammerstraße aufschließen. Dann legt der Friseurmeister nach fast 64 Berufsjahren Schere, Kamm und Rasiermesser beiseite und geht in den Ruhestand. „Es ist nicht einfach“, sagt Stumph und seine Stimme wird kurz brüchig. „Ich habe immer gesagt, wenn ich aufhöre, dann kommt das Ende plötzlich.“

Stumph ist 79 Jahre alt, schon mit Mitte 60 hätten ihn Bekannte gefragt, wann er denn aufhören wolle mit dem Haare schneiden: „Aber das kam für mich damals nicht in Frage. Mein Ziel war es, die 80 zu knacken.“ Vor zwei Monaten brach sich Stumph eine Rippe. „Da hab ich entschieden, dass es jetzt genug ist.“

Mit 15 Jahren Ausbildung zum Friseur begonnen

Warum er sich als junger Mann für den Beruf des Friseurs entschieden hat? Ausbildungsplätze seien damals, 1955, knapp gewesen. Zufällig wurde seine Mutter auf einen freien Platz im Salon Aulmann in der Augustastraße aufmerksam, erzählt Stumph. Der 15-jährige Klaus bewarb sich, wurde angenommen – und hatte seine Berufung gefunden.

Klaus Stumph als 15-jähriger Auszubildender im Salon Siegfried Aulmann an der Augustastraße. 1955 noch im „weißen OP-Kittel“, der damaligen Berufsbekleidung.  Foto/Repro: Barbara Zabka
Klaus Stumph als 15-jähriger Auszubildender im Salon Siegfried Aulmann an der Augustastraße. 1955 noch im „weißen OP-Kittel“, der damaligen Berufsbekleidung. Foto/Repro: Barbara Zabka

„Viele, die mit mir gelernt hatten, haben schnell aufgehört, sind zu den Edelstahlwerken gegangen, weil man dort besser verdiente. Für mich war das nie eine Option.“ Sein Beruf habe ihm immer Spaß gemacht, erzählt er – und wurde ihm quasi schon in die Wiege gelegt: Auch sein Vater, der im Zweiten Weltkrieg sein Leben verlor, war Friseur gewesen.

Stammkunde seit 49 Jahren

Besonders den Kontakt, die persönliche Beziehung zu seinen Kunden liebt der 79-Jährige. Viele von ihnen kommen seit Jahrzehnten zum „Meister“, einige hat er schon in seiner Zeit als Lehrling im Salon Aulmann geschnitten.

Und einige seiner Stammkunden machen Stumph dann auch in seiner letzen Woche noch einmal ihre Aufwartung. „Es wird etwas fehlen, er ist ein Original“, sagt etwa Hans-Jürgen Wortmann, der seit 49 Jahren Kunde bei Stumph ist. Für „einen letzten Händedruck“ kommt auch Siegfried Breitenbach noch einmal in das Friseurgeschäft, in dem die Zeit still zu stehen scheint. Er nimmt auf einem der 35 Jahre alten, orangefarbenen Stühle Platz, und lässt sich von Stumph ein letztes Mal den Kurzhaarschnitt in Form bringen.

Mitarbeiterin übernimmt den Salon

Ab Januar übernimmt die langjährige Mitarbeiterin Simone Köstler das Geschäft. „Ich werde auch weiterhin hierher kommen“, sagt der 93-jährige Breitenbach. „Aber in Gedanken werde ich mir vorstellen, dass mir der Meister die Haare schneidet.“

1969 machte sich Stumph mit seinem ersten Salon auf dem Sonnenschein selbstständig. Seit seinen Anfangsjahren habe sich einiges geändert. „Früher sind die jungen Männer spätestens alle vier Wochen zum Friseur gegangen“, erinnert sich Stumph. „Der Nacken muss frei sein“, lautete damals die Devise.

Früher gehörte ein Witz zum gelungen Haarschnitt

Insgesamt sei es schwieriger geworden in der Branche. „Vor 15 Jahren gab es in Deutschland etwa 50.000 Friseurgeschäfte, heute sind es rund 80.000“, sagt Stumph. „Man macht heute nicht den gleichen Umsatz.“

Seit 1992 an der Hammerstraße

Sein uriges Friseurgeschäft an der Hammerstraße hat Stumph 1992 eröffnet, davor führte er einen Salon nur wenige Meter entfernt in der Steinstraße.

2014 wurde Stumph von der Handwerkskammer Dortmund mit dem „Goldenen Meisterbrief“ ausgezeichnet – für 50 Berufsjahre als Friseurmeister.

Was sich sonst noch geändert hat im Laufe seines langen Berufslebens? Stumph muss überlegen: „Früher habe ich fast jedem Kunden Witze erzählt und sie mir“, erinnert er sich. Klaus Stumph hat sie sich alle auf kleinen Zetteln notiert und sie sorgfältig in zwei großen Zigarrenkisten gesammelt und aufbewahrt. „Mindestens 200 bis 300 Stück.“

In seinem bevorstehenden Ruhestand will er sie alle noch einmal herausholen und durchlesen – und dabei sicherlich in der ein oder anderen Erinnerung schwelgen.