Witten. Der Kunstverein Witten hat die Restaurierung eines expressionistischen Gemäldes ermöglicht. Bald wird „Die Melkerin“ im Märkischen zu sehen sein.

Da steht es, ausnahmsweise mal wieder mitten im Märkischen Museum und nicht in dessen Depot: das expressionistische Gemälde „Die Melkerin“ von Heinrich Campendonk. Die ländliche Szenerie leuchtet in wunderbaren Farben. Zu verdanken ist das dem Kunstverein Witten, der die Restaurierung ermöglicht hat.

Freuen sich über die restaurierte „Melkerin“: (v.li.) Diethild Gerlach, Gerold Herrmann und Manfred H. Wolff vom Kunstverein Witten sowie Museumsleiter Christoph Kohl.
Freuen sich über die restaurierte „Melkerin“: (v.li.) Diethild Gerlach, Gerold Herrmann und Manfred H. Wolff vom Kunstverein Witten sowie Museumsleiter Christoph Kohl. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Knapp 2000 Euro hat es gekostet, das Bild wieder auf Vordermann zu bringen. Campendonk hat es 1924 gemalt, inzwischen war es in einem „katastrophalen“ Zustand, sagt Museumsleiter Christoph Kohl. „Die Leinwand war ausgebeult und hatte Risse. Die Farbe war teils abgeblättert.“ Doch das Bochumer Restaurierungsatelier habe gute Arbeit geleistet.

Auch Münters „Schneelandschaft“ wurde bereits restauriert

Auch Gerold Herrmann, Manfred H. Wolff und Diethild Gerlach vom Kunstverein sind zufrieden. Sie freuen sich, einem Werk des Expressionismus wieder zu neuem Glanz verholfen zu haben. Denn die Jahresfahrt des Vereins ging nach Murnau, wo Künstler wie Gabriele Münter und Wassily Kandinsky zwischen 1908 und 1914 die Malerei des 20. Jahrhunderts revolutionierten. Dort entwickelte sich der Expressionismus, aus dem die Vereinigung „Der Blaue Reiter“ hervorging.

Marcel Daumann von der Spardabank Witten und Museumsleiter Christoph Kohl mit Gabriele Münters „Schneelandschaft“.
Marcel Daumann von der Spardabank Witten und Museumsleiter Christoph Kohl mit Gabriele Münters „Schneelandschaft“. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Apropos Münter: Deren „Schneelandschaft“ wurde im vergangenen Jahr restauriert – ebenfalls mit Sponsorengeldern. Das Bild stand auf Kohls „Sterbeliste“, wie er sie mit einem Augenzwinkern nennt, weit oben. „Es war ganz schlimm dran.“ Viele weitere Kunstwerke aus der Sammlung des Märkischen könnten eine Verschönerung vertragen.

Museumsleiter: Jedes restaurierte Gemälde wird kostbarer

„Wie bei einem Menschen müssen auch bei Gemälden zwischenzeitlich pflegende Maßnahmen und teilweise massive Operationen durchgeführt werden“, sagt der Museums-Chef, der sehr bemüht ist, den Bestand zu erhalten – und seinen Wert. Denn jedes restaurierte Gemälde werde kostbarer. Der Wert der „Melkerin“, seit 1948 im Besitz des Hauses, liege derzeit im mittleren sechsstelligen Bereich. Das Museum besitze ein gutes Dutzend solcher besonders kostbarer Gemälde, weiß Christoph Kohl.

Der „Zirkusreiter“ von Max Pechstein.
Der „Zirkusreiter“ von Max Pechstein. © WAZ FotoPool | Udo Kreikenbohm

Die würden auch gern mal von anderen Museen ausgeliehen. Etwa fünf bis 40 Arbeiten pro Jahr gehen auf die Reise. In Paderborn zum Beispiel hängen gerade viele Werke aus dem Informel. Kunstvereinsvorsitzender Manfred H. Wolff ist neulich beim Besuch des Leipziger Kunstmuseums auf die Wittener Skulpturengruppe „Totentanz“ gestoßen. Auch Max Pechsteins „Zirkusreiter“ hing zuletzt in Zwickau und ist gerade unterwegs nach Tübingen.

Pechsteins „Zirkusreiter“ war in die Schlagzeilen geraten

Das Bild war vor vier Jahren in die Schlagzeilen geraten. Doch der Vorwurf, es handele sich um einen „NS-verfolgungsbedingten Entzug“, wie es laut Kohl korrekt heißen muss, konnte nicht nachgewiesen werden. Das Institut für Kulturgutverluste in Magdeburg habe bestätigt, dass es wieder ausgeliehen werden könne. Allerdings nur innerhalb Deutschlands. „Ich habe auch Anfragen aus Polen oder Amerika“, so Kohl. Doch dort bestünde die Gefahr, dass es beschlagnahmt werden könne.

Neue Ausstellungen im Oktober

Noch bis zum 22. September ist die Ausstellung „B1 – Konstrukteure künstlerischer Form“ im Märkischen Museum an der Husemannstraße 12 zu sehen. Ebenfalls bis zum 22. September läuft die Schau „Hymne an die Jungen“.

Eine Preisverleihung mit Ausstellungseröffnung findet am Freitag, 11. Oktober, statt. David Rauer erhält den GWK-Förderpreis. Er zeigt seine Arbeiten unter dem Titel „Komplexreflex – Dem Flötmoment auf der Schliche“. Ebenfalls an jenem Tag wird die Gruppenausstellung „Belgian Thougths“ eröffnet. Neun Künstler sind daran beteiligt.

Natürlich kommen nicht nur die Besucher anderer Museen in den Genuss der Wittener Werke. Der Hausherr verspricht: „Im Laufe des nächsten Jahres werden die Expressionisten auch wieder hier zu sehen sein.“