Witten. Anwohner der Wittener Breite Straße kämpfen für die alten Bäume am Karl-Marx-Platz. Denn dort sollen Buchen und Birken für einen Neubau fallen.

Protest gegen Baumfällung: Mit einem Appell wenden sich Anwohner am Karl-Marx-Platz an Stadt und Investor, für einen neuen vierstöckigen Gebäuderiegel nicht den alten Baumbestand zu opfern, sprich Ahorn, Birken und Buchen. „Gegen eine Neubebauung haben wir nichts. Aber bitte lasst die Bäume stehen.“ Die Wittener finden: In Zeiten des Klimawandels sollten Städte nicht verdichtet, sondern durch hohe Bäume belüftet werden.

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Seitdem sie erfahren haben, dass fast alle Bäume auf dem heutigen Parkplatz neben der Pizzeria dem Neubau weichen sollen, wollen sich Bärbel und Heinz Stephani gegen die Pläne wehren. Erst in den vergangen heißen Tagen habe sich wieder gezeigt, wie stark sich die Hitze in der Häuserschlucht der Breite Straße staut. Verschlimmert wurde die Situation ihren Angaben zufolge noch durch eine hohe Blechhalle des Weichenwerks hinter den Häusern. Zwischen der Halle und der gegenüberliegenden Germania-Figur liegen die rund 50 Parkplätze, die hauptsächlich von Angestellten der Stadtverwaltung genutzt werden. Das etwas verwilderte Areal wird von alten und hohen Bäumen gesäumt. „Die stehen hier schon über 70 Jahre“, sagt Bärbel Stephani, die noch immer in ihrem Elternhaus lebt. Es gebe Eichhörnchen, Vögel, sogar Igel.

Bärbel (70) und Heinz (73) Stephani ärgern sich über die Pläne zur Bebauung des Parkplatzes an der Breite Straße im Wittener Hohenzollern-Viertel.
Bärbel (70) und Heinz (73) Stephani ärgern sich über die Pläne zur Bebauung des Parkplatzes an der Breite Straße im Wittener Hohenzollern-Viertel. © Barbara Zabka / FUNKE Foto Services

Im Dezember 2018 hatte die Stadt das 2350 m² große Grundstück zum Kauf angeboten, jedoch klare Vorgaben an Nutzung und Bauform gemacht. Mit einem Interessenten sei man inzwischen in der Feinplanung. „Im November rechnen wir mit einem Verkaufsbeschluss“, sagt Stadtbaurat Stefan Rommelfanger.

„Eine Verkehrsinsel mit Denkmal drauf“

Sein Argument gegen den Erhalt des Baumbestands: „Man kann nicht mit dem Klimaargument wichtige Innenstadtprogramme verhindern.“ Der Karl-Marx-Platz werde umgestaltet und städtebaulich deutlich aufgewertet. „Diese Situation nützt den Bewohnern.“ Vor allem die Anwohner der oberen Breite Straße bis zum Crengeldanz, die kaum Grün um sich haben, dürften sich über den künftigen Quartiersmittelpunkt freuen. Rommelfanger: „Zurzeit ist der Karl-Marx-Platz nicht mehr als eine Verkehrsinsel mit Denkmal drauf.“

Einige Bäume dürfen bleiben

Der Baudezernent führt an: Die Größe der Asphaltflächen werde erheblich zurückgebaut, der Platz attraktiv bepflanzt. Unter anderem werden die Einmündungen von Gartenstraße und zur Feuerwehrausfahrt Weichenwerk verkleinert, um mehr Grünfläche zu gewinnen. Einige Bäume würden auch bleiben, etwa rund um die Außengastronomie der Pizzeria sowie auf der Rückseite, zur Halle des Weichenwerks, hin. Und: „Für jeden gefällten Baum wird ein neuer gepflanzt.“

Aber wie lang dauert es, bis diese die Größe der heutigen Buchen und Ahornbäume erreicht haben, fragen sich die Stephanis. Wie ernst die Stadt Witten es früher mit dem Baumbestand meinte, zeigt ein Schreiben, dass das Ehepaar 1989 erhalten hat. Als sie eine kleine Ecke des Parkplatzes von der Stadt Witten für einen Privatstellplatz angemietet hatten, wurde vertraglich festgelegt, dass die „straßenseitig stehenden geschützten Bäume mit ihrer Ernährungszone“ zu erhalten sind.

Die geplante Neubebauung des Wittener Karl-Marx-Platzes nach einer Studie von 2018.
Die geplante Neubebauung des Wittener Karl-Marx-Platzes nach einer Studie von 2018. © funkegrafik nrw | Helge Hoffmann