witten. . Für 1,6 Millionen Euro soll sich der Karl-Marx-Platz mit entsprechender Landesförderung in eine grüne Insel verwandeln. Aber wohin mit den Autos?
Alte Bäume, grüne Hecken, Bänke, Boule-Bahn – und so wenig grauer Asphalt wie möglich: Der Karl-Marx-Platz mitten in der Innenstadt soll wieder das werden, was er vor 100 Jahren einmal war: eine grüne Oase mit Aufenthaltsqualität und schönen Gründerzeitvillen drumherum. Die Frage, wieviel Parkplatz am Ende von der heute von Autos bestimmten Fläche noch übrig bleiben darf, löste nun eine Debatte im Stadtentwicklungsausschuss aus.
Bis auf wenige Ausnahmen waren sich alle einig, dass die vorgelegte Rahmenplanung gut ist. Selbst Ulla Weiß von den Linken, die gegen fast alles stimmen, war ganz angetan: „Ich bin überrascht, dass man aus dem Platz noch was machen kann.“ Sie habe ihn bisher nur als Parkplatz wahrgenommen. Weiß konnte sich ebenso wie einige andere nicht mit dem überraschenden Antrag des Bürgerbündnisses aus SPD und CDU „anfreunden“, nun doch mehr Parkplätze zu erhalten.
Die Koalition begründet das damit, dass sowohl Anwohner als auch deren Besucher ihr Auto dort weiterhin abstellen können müssten – zumal immer mehr gut erreichbare Parkplätze in der Innenstadt künftig baubedingt wegfielen, etwa am Kornmarkt oder in der Johannisstraße. „Was haben wir denn noch an Plätzen“, sagte Klaus Wiegand für die SPD. „Die Menschen werden auch in der Zukunft nicht nur mit dem Fahrrad oder Bus in die Stadt kommen“, sagte Arnulf Rybicki (CDU). 52 Stellplätze gibt es bisher. Sie sollen laut Sitzungsvorlage auf zehn reduziert werden, um genug Raum für einen attraktiven Quartiersplatz zu schaffen.
Grüne vermuten „Gesinnungswandel der SPD“
Roland Löpke von den Piraten forderte dazu auf, diesen „mutigen Schritt“ zu gehen, wenn man Aufenthaltsqualität wolle. Wobei auch die Sprecher aus Reihen der GroKo versicherten, ebenfalls einen schönen neuen Platz schaffen und dafür „Parkplätze im größeren Maßstab“ opfern zu wollen. Offen blieb aber, wie viele Parkplätze sie erhalten wollen. Weshalb Arnold Evertz (Grüne) der Koalitionsmehrheit mangelnde Klarheit vorwarf. Er vermutete einen „Gesinnungswandel der SPD“, weil die CDU ohnehin stets gegen eine Reduzierung gewesen sei. Kritik kam auch vom Bürgerforum. „Wir planen für die Zukunft und Sie wollen immer noch die autogerechte Stadt, Herr Wiegand?“ sagte Hermann Claßen.
Stadtbaurat Stefan Rommelfanger appellierte an den Ausschuss, mit der „guten Planung, die wir haben, weiterzumachen und Richtung Umsetzung zu denken“. Man sei sich über das Ziel doch einig, einem grünen Platz mit der „Germania“ in der Mitte und mehr Aufenthaltsqualität. Die Parkplatzfrage scheint er relativ gelassen zu sehen. Da könne man „ein bisschen nacharbeiten, ohne Abstriche an der Qualität zu machen“.
Tiefgarage bei einer Bebauung zur Breite Straße
Mehrheitlich brachte der Ausschuss das 1,6-Millionen-Projekt auf den Weg, indem er der Rahmenplanung, die auch einen neuen Gebäuderiegel als Platzkante zur Breite Straße vorsieht, als Grundlage für den Umbau zustimmte. Das Bündnis setzte seinen Parkplatzantrag durch – wobei die Planer bei einer Bebauung zur Breite Straße auch von einer Tiefgarage mit 50 Stellplätzen ausgehen.