Umfrage: Kunden stehen dem neuen Einkaufszentrum überwiegend positiv gegenüber und wünschen sich ein hochwertiges Angebot. Die Zustimmung ist aber nicht ungeteilt
Mit dem Abriss des City-Centers und dem Neubau der Stadtgalerie mit mehreren attraktiven Geschäften könnte in der Innenstadt eine zusätzliche Kauflandschaft entstehen. Das Projektteam "Concepta" und die Stadtverwaltung hoffen, dass die Galerie die Kauflust der Kunden anregt. Die Redaktion hat sich umgehört und die Frage gestellt: Stadtgalerie - Segen oder Fluch?
Elisabeth Groll (60): Gestern habe ich noch in Witten eine Jeans gekauft. Sporadisch, wenn mein Mann Zeit hat, fahren wir in den Ruhrpark nach Bochum. Wichtig ist für mich, dass das Angebot eine gute Qualität hat. Das ist in Witten meist auch so. Dass mit einem neuen Einkaufszentrum das Angebot erweitert wird, finde ich gut. Nur Qualität sollte es haben."
Bei einigen Jugendlichen in Witten scheint die geplante Stadtgalerie aus ganz praktischen Gründen eine sehr wünschenswerte Sache zu sein. "Die Geschäfte in Witten haben etwas für kleine Kinder, Erwachsene und alte Menschen, aber für unsere Alterklasse gibt es kaum etwas", ist die einhellige Meinung von Renata Weigler (12) und Marleen Marcus (14). "In Witten müssen wir wirklich lange suchen, deshalb fahren wir schon mal nach Bochum oder Dortmund zum Einkaufen. Da ist einfach das Angebot viel größer. Deshalb sind wir natürlich dafür, dass in dem neuen Einkaufszentrum auch Geschäfte sein werden, die für uns etwas haben."
"Nö", antwortet Gerlinde Tretow (43), die mit ihrem kleinen Sohn und Kinderwagen auf der Bahnhofstraße unterwegs ist, auf die Frage, ob sie denn alles, was sie einkaufen möchte, auch in Witten bekommen würde. Diverse Artikel kauft sie in den großen Nachbarstädten ein. "Zum Beispiel, wenn wir Sachen für meine beiden Töchter im Teenageralter suche", erklärt sie. Ein vernünftiges Kindergeschäft wäre auch nicht schlecht, fügt sie hinzu. Dass ein neues Einkaufszentrum in Witten gebaut werden soll, begrüßt die Hevenerin. Aber es muss mit Qualität gefüllt werden. "Handy- und Ein-Euro-Läden haben wir ja schon genug."
Für Dr. Richard Surrey vom Vorstand der Gemeinschaft Annener Gewerbetreibende (GAG) "ist gut, was Witten nützt". Grundsätzlich sei es zu begrüßen, dass die Kauflust gefördert werde und die Indentifikation der Bürger mit ihrer Stadt zunehme. "Einkaufstourismus ist unnötig in einer Stadt, die alles anbietet. "Euphorisch wie vielleicht andere", so Surrey, "bin ich im Hinblick auf die Stadtgalerie jedoch nicht."
Hinter den Berg mit ihrer Meinung zur geplanten Stadtgalerie hält Uta Zimmermann, Geschäftsführerin von Galeria Kaufhof. "Wir in der Standortgemeinschaft" (das sind die Interessen- und Werbegemeinschaften in der Innenstadt) "haben uns darauf geeinigt, zur Stadtgalerie keine einzelnen Statements abzugeben." Daraus lässt sich also kein Votum "Segen oder Fluch" ableiten.
Für Manfred Müller, Vorsitzender der Gewerkschaft IG Metall in Witten, steht jedoch fest: "Die Stadtgalerie wird ein belebendes Element in der Innenstadt sein", falls die Galerie gut in ihre Umgebung eingebunden werde. "Der jetzige Zustand" - und damit meint Müller das City-Center und das Drumherum, "ist nicht mehr vertretbar gewesen".
Eine Reihe von angesprochenen Bürgern hat noch gar keine Meinung dazu, ob die Stadtgalerie ein Segen oder ein Fluch für die City sein könnte. In Herbede beispielsweise, so war zu hören, sind die Angesprochenen mehr dafür, dass ihr Stadtteil attraktiv bleibt und sich nach den Wünschen der Mehrheit der Bürger weiter entwickelt. Auch Annener, so war zu erfahren, sind darauf bedacht, dass ihr Ortsteil mehr Zuwendung als bisher aus dem Rathaus bekommt. dima/Ke.