Witten. Schulen in NRW haben ein Foto-Verbot für die Einschulung ausgesprochen. Denn immer mehr Bilder landen im Netz. Wie Wittener Schulen dazu stehen.

826 kleine i-Dötzchen starten am Donnerstag an den Wittener Grundschulen in einen neuen Lebensabschnitt. Ein Erinnerungsfoto, das diesen besonderen Tag festhält, darf dabei nicht fehlen. Mit dem Smartphone ist es schnell geschossen – und ebenso schnell in sozialen Netzwerken geteilt. Sind jedoch andere Personen mit abgebildet, kann es problematisch werden. Aus Gründen des Datenschutzes haben daher bereits einige Schulen in NRW ein Foto-Verbot an ihrem Einschulungstag erlassen. Auch in Witten sind die Bestimmungen der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) Thema.

Doch ein hartes Verbot, wie es sie etwa in Essen, Mülheim oder Moers geben soll, kommt für die meisten Wittener Schulleitungen nicht in Frage. „Im Internet geteilte Fotos von Kindern sind ein hochsensibles Thema“, sagt Marion Tigges-Haar, Leiterin der Hellwegschule. Ein Verbot wird es in Heven aber nicht geben.

Eltern werden gebeten, während der Feier nicht zu fotografieren

„Wir bitten seit langer Zeit die Eltern darum, vom Filmen und Fotografieren während der Feier Abstand zu nehmen.“ Wer sich nicht daran halte, der werde auch persönlich angesprochen. „Die meisten Eltern reagieren aber verständnisvoll“, sagt Tigges-Haar. Nach der Feier könne dann jedes Kind einzeln im Klassenraum fotografiert werden.

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Von Gordon Wüllner-Adomako, Yannick Pege, Christina Wandt und Carolin Rau

„Bei der Feier sind so viele Menschen. Ein Handy ist schnell gezückt. Das können wir gar nicht verhindern“, sagt Susanne Daum. Die Leiterin der Bruchschule setzt darauf, „an den gesunden Menschenverstand zu appellieren“. Man müsse den Eltern nur ins Bewusstsein rufen, wie sie sich fühlen würden, wenn ein Bild ihres Kindes auf einer fremden Seite im Internet oder sozialen Netzwerken wie Facebook auftauchen würde.

„Fotografieren kann man nicht verbieten“

Für nicht durchsetzbar hält auch Annette Köppel-Blüggel von der Dorfschule ein Foto-Verbot, ebenso wie Martina Haag von der Borbachschule: „Wir müssen realistisch sein. Fotografieren können wir nicht verbieten. Aber darauf hinweisen, dass mit den Bildern sorgfältig umgegangen wird.“

Auch an der Baedeker-, der Brenschen-, der Bredde- und der Vormholzer Schule wird das Fotografieren erlaubt sein. „Wir haben dazu noch nie eine Regelung getroffen und tun das auch jetzt nicht“, sagt Baedeker-Schulleiter Andreas Straetling. Es habe auch noch nie Probleme gegeben. „Eltern müssen diesen besonderen Tag festhalten können“, sagt der 53-Jährige.

Schulministerium mahnt Aufklärung an

Das NRW-Schulministerium hat die Bezirksregierungen angemahnt, „Eltern für den datenschutzrechtlichen Umgang mit Fotos zu sensibilisieren“.

Schulleiter können selbst entscheiden, wie sie mit dem Thema umgehen. Spricht eine Schule ein Foto-Verbot aus, haftet sie im Zweifelsfall bei einem Verstoß. Ohne Verbot haftet der Fotograf beziehungsweise die Person, die das Foto veröffentlicht.

Auch an der Buchholzer Schule blickt man entspannt auf den ersten Schultag: „Bei uns läuft es wie immer“, sagt Rektor Stefan Richter. „Wer möchte, macht ein Foto. Was dann damit passiert, liegt in der Verantwortung der jeweiligen Person.“ Allerdings gilt auch in Buchholz eine Einschränkung: Während des Gottesdienstes und der Feier soll nach Möglichkeit nicht fotografiert werden. „Das kann sonst den Ablauf stören. Und außerdem sind die Kinder sowieso schon aufgeregt genug, blitzende Kameras oder Handys machen es nur schlimmer.“