Witten. Neues vom „Kukloch“ in Stockum: Die Kleinkunstbühne im katholischen Gemeindezentrum öffnet sich der Ökumene in Witten. Man hat Großes vor.

Letztes Jahr ist das Wittener „Kukloch“ zehn Jahre alt geworden. „Aber das haben wir gar nicht so gefeiert“, sagt Dieter Fender, Mitbegründer der Kleinkunstbühne im Stockumer Gemeindezentrum von St. Maximilian Kolbe. Dafür haben sie demnächst Großes vor und ziehen mit einem musikalischen Schauspiel sogar in die Erlöserkirche Annen um – aus gutem Grund.

Kommt nach Witten: Schauspieler Kai Bettermann, hier in einer Szene der Komödie „Rita will’s wissen“, tritt am Freitag, 6. September, in der Erlöserkirche auf.
Kommt nach Witten: Schauspieler Kai Bettermann, hier in einer Szene der Komödie „Rita will’s wissen“, tritt am Freitag, 6. September, in der Erlöserkirche auf. © Sascha Kreklau

„Don Juan und die sieben Todsünden heißt das Stück mit Schauspieler Kai Bettermann und Gitarristin Sabine Thielmann. „Es ist eine unserer größten Veranstaltungen und würde uns hier in Stockum völlig überfordern“, sagt Fender (61). Denn ins kleine Kukloch-Wohnzimmer – die ersten drei Buchstaben stehen übrigens für Kirche und Kunst – passen gerade mal 40 bis 50 Besucher hinein. Maximal. Doch weil es immer mehr Anfragen von Leuten gibt, die gern in der Gemeinde auftreten würden, aber zum Beispiel eine Bühne oder ein Schlagzeug einfach nicht in den vorhandenen Raum passen – deshalb wandert das Team ab und zu aus.

Gemeindereferent: „Wir sind ja keine geschlossene Gesellschaft“

Dieter Fender, außerdem Gemeindereferent in der Pfarrei Heiligste Dreifaltigkeit, kommt da auch zupass, dass die Protestanten ein anderes Verhältnis zu ihrem Kirchenraum haben. Denn vor dem Allerheiligsten, dem Altar, Rock’n’Roll oder Ähnliches zu präsentieren – das könne er sich nicht vorstellen. Er schmunzelt: „Obwohl der Herrgott sicher Spaß daran hätte.“ Pfarrer Claus Humbert (60) hat da keine Berührungsängste. Schon seit Jahren gibt’s Kunst und Kultur in der Erlöserkirche. „Wir öffnen unsere Kirche damit und bieten mehr als nur Glockengeläut zu den Gottesdiensten“, sagt er. Auch Kulturarbeit könne Spiritualität vermitteln.

Helmut Sanftenschneider: Der Gitarrenflüsterer tritt am Freitag, 30. August, um 20 Uhr im Kukloch an der Hörder Straße 364 auf.
Helmut Sanftenschneider: Der Gitarrenflüsterer tritt am Freitag, 30. August, um 20 Uhr im Kukloch an der Hörder Straße 364 auf. © Oliver Haas Fotodesign

Die Ökumene sei es, die durch solche Kooperationen verstärkt werden soll. „Über die gemeinsame Kulturarbeit enger zusammenzurücken, das macht Sinn“, so Fender – vor allem angesichts der aktuellen Situation, in der ohnehin Gemeinden zusammengelegt werden. Er würde das Stockumer Kleinkunstprogramm deshalb in Zukunft gern als Anliegen des gesamten pastoralen Raumes verstanden wissen. Fender: „Wir wollen üben, offen zu sein. Wir sind ja keine geschlossene Gesellschaft.“

Bei Kukloch-Veranstaltungen wird es weiterhin Wein und Laugenstangen geben

Längst feiern sie deshalb auch ihre Gemeindefeste in Stockum mal bei den Katholiken, mal bei den Protestanten, betont Norbert Mannebach (66) vom Presbyterium der Ev. Kirchengemeinde.

Gitarrenflüsterer und Don Juan zu Gast im Kukloch

Kommt offenbar gerne ins Stockumer Kukloch: Gitarrenflüsterer Helmut Sanftenschneider tritt am Freitag, 30. August, um 20 Uhr an der Hörder Straße 364 auf. Im Gepäck hat er witzige und tiefgründige Lieder. Der Eintritt ist frei, um eine Spende wird gebeten.

Kukloch-Premiere in der Erlöserkirche Annen: „Don Juan und die sieben Todsünden“ heißt das musikalische Schauspiel mit Kai Bettermann und Sabine Thielmann am Freitag, 6. September, um 19.30 Uhr an der Westfeldstraße 81 in Annen. Karten kosten im Vorverkauf zehn, an der Abendkasse elf Euro. Es gibt sie im Ev. Gemeindebüro an der Ardeystraße 234, im Pfarrbüro Heiligste Dreifaltigkeit an der Stockumer Straße 17, in der Buchhandlung Gronau (Hörder Straße 340) sowie nach den Gottesdiensten in den jeweiligen Kirchen.

Schottische Lieder gibt’s am Mittwoch, 11. September, um 20 Uhr im Kukloch. Zu Gast ist der schottische Liedermacher Simon Kempston mit einer Mischung aus Folk, Blues und Klassik. Der Eintritt ist frei, eine Spende erwünscht.

Wer nun Sorge hat, dass das angestammte Kukloch bei all der Ökumene auf Dauer verloren gehen könnte, den kann Barbara Teeke (55) vom achtköpfigen Organisationsteam beruhigen. „Das Format bleibt gleich“, sagt die Mitstreiterin der Initiative, die Verstärkung dringend gebrauchen kann. Man bleibt sich also treu, wie den Laugenstangen und dem Wein, den es weiter gibt, und der Zeit zum Plaudern. Teeke: „Wir achten als Gastgeber darauf, dass es den Leuten gut geht.“ Auch in dem kleinen Raum unten im Gemeindezentrum werden weiterhin Künstler auftreten. Denn viele lieben einfach den engen Kontakt zum Publikum. Die Stühle dort haben sie neulich erst vom Landgericht Bochum bekommen.

Ob er einen Wunsch-Gast habe? Kukloch-Mitbegründer Dieter Fender grinst: „Grönemeyer.“ Nein, im Ernst, ein paar mehr Literaten wären schön. Vielleicht schaue Frank Goosen ja mal vorbei.