Witten. Der geplante autofreie Tag in der Wittener Innenstadt muss verschoben werden. Das Sicherheitskonzept war in der Kürze der Zeit nicht machbar.
Es schien, als wären alle Weichen bereits gut gestellt: Am 22. September sollten weite Teile der Innenstadt für Autos tabu sein. Der Rat hatte einen entsprechenden Bürgerantrag in seiner Sitzung Anfang Juli einstimmig genehmigt. Doch bei den weiteren Planungen stellte sich rasch heraus: Der Termin in diesem Jahr – zeitgleich mit dem Fest zum Weltkindertag – ist nicht zu halten. Die Behörden legten ihr Veto ein. Sie brauchen für die Planung und das Sicherheitskonzept mehr Zeit.
Die Stadt werde als Veranstalter mit an Bord sein und für das Sicherheitskonzept verantwortlich zeichnen, hatte Kämmerer Matthias Kleinschmidt bei der Ratssitzung gesagt und auch da schon betont: „Das ist ein aufwendiges Thema, das viel Organisation seitens der Stadt bedeuten wird.“ Bei einem Treffen der Organisatoren mit Feuerwehr, Polizei und den beteiligten Ämtern wurde dann rasch klar, wie viel Aufwand es wirklich bedeutet. Für jede Straße müsse geprüft werden, ob und wie die Rettungswagen an einem autofreien Tag durchkommen würden, erklärt Fahrradbotschafter Andreas Müller, der die Aktion mitplant. Denn autofrei heiße ja nicht nur, dass die Wagen stehen bleiben, sondern auch, dass die Menschen auf die Straßen kommen sollen.
29 verschiedene Aktionen waren für den 22. September bereits geplant
29 verschiedene Aktionen – gemeinsames Kochen, Tanzen, Spielen und Feiern – waren für den 22. September in der City bereits geplant. Doch die Behörden hätten erklärt, eine solche Aktion zu sichern, sei „in etwa so aufwendig wie eine Love-Parade“ und dies in knapp zwei Monaten nicht zu machen, so Müller. Eine Haltung, für die die Organisatoren Verständnis haben. Das Treffen sei sehr konstruktiv gewesen, die Bedenken für sie durchaus nachvollziehbar.
Den Vorschlag, den Aktionstag eine Woche später, aber dann nur in der Ruhrstraße – für die es ja entsprechende Erfahrungswerte gebe – durchzuführen, lehnten sie dennoch ab. „Wir wollen keine Familienfeier, sondern eine politische Aussage machen“, erklärt Florian Mende. Durch einen autofreien Tag könnten wichtige Impulse gegeben werden. „Wir wollen uns auf den Weg machen, damit es hier noch lebenswerter wird.“ Witten könne dabei ein Vorbild für andere Städte im Ruhrgebiet sein. In den Metropolen der Welt, selbst in China, werde der autofreie Tag ohnehin bereits groß begangen.
Tag soll keine einmalige Aktion sein,sondern ein Startschuss
Deshalb will das Planungs-Bündnis, das von der studentischen Nachhaltigkeits-Initiative „oikos“ angestoßen wurde, den Tag nun lieber komplett um ein Jahr verschieben. Enttäuscht über die Absage für 2019 sei er aber dennoch nicht, versichert Mende. „Wir haben bereits jetzt viel gelernt und dabei viel positive Resonanz erhalten.“ Für 2020 habe das Team jetzt die Möglichkeit, die Kräfte noch einmal zu bündeln und den Tag dann mit möglichst vielen Beteiligten noch größer und vielfältiger zu gestalten.
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Mende: „Wir wissen jetzt, dass wir Rückhalt von der Stadt haben, darauf können wir mit dem Vorlauf aufbauen.“ Schließlich solle der autofreie Tag 2020 keine einmalige Aktion sein, sondern ein Startschuss. „Wir haben die Vision, so etwas monatlich zu machen“, sagt Florian Mende und verbessert sich gleich. „Nein, es ist keine Vision. Es ist ein Plan.“