Witten. Ab 5. August können Architekten Vorschläge für das Bildungsquartier Witten-Annen einreichen. Das neue Stadtteilzentrum kostet fast 18 Millionen.

Das „Bildungsquartier“ Witten-Annen nimmt langsam Formen an. Am Montag (5. August) startet der Architektenwettbewerb für das neue Schul- und Stadtteilzentrum. Es soll auf der Freifläche neben dem Park der Generationen entstehen. Eine Machbarkeitsstudie liegt bereits auf dem Tisch, nun geht es um Vorschläge für die konkrete Umsetzung. Insgesamt soll die Neugestaltung der rund 5000 m² großen Freifläche neben dem Parkplatz des Annener Hallenbads 17,8 Millionen Euro kosten. Der Baubeginn ist für 2021 geplant.

Ein Schulneubau in diesen Dimensionen sei „komplett neuartig“, sagt Bürgermeisterin Sonja Leidemann. Zum letzten Mal habe es einen Architektenwettbewerb vor rund 20 Jahren für die Helene-Lohmann-Realschule in Bommern gegeben. Fünf Architektenbüros sind für das Annener Projekt bereits gesetzt, Büros, die laut Stadtbaurat Stefan Rommelfanger schon ähnliche Projekte verwirklicht und dafür auch Preise gewonnen haben. Zehn weitere Büros können sich nun über die öffentliche Ausschreibung beteiligen. Eine 13-köpfige Jury entscheidet im Februar über die erfolgversprechendsten Bewerbungen.

Bildungsquartier in Witten-Annen soll sozialen Zusammenhalt stärken

Das neue Bildungsquartier in Witten-Annen soll an den Wandlungsprozess anknüpfen, der vom Projekt Soziale Stadt Annen angestoßen wurde. „Das Außengelände soll eine Erweiterung des Parks der Generationen werden und auch die KZ-Gedenkstätte mit einbinden“, sagt Rommelfanger. Zusätzlich sollen am nordwestlichen Rand der Fläche insgesamt zehn Einfamilienhäuser entstehen.

So sieht der grobe Lageplan des neuen Bildungsquartiers Witten-Annen aus.
So sieht der grobe Lageplan des neuen Bildungsquartiers Witten-Annen aus.

Kernstück wird der Neubau der Baedekerschule, die sich heute einige hundert Meter weiter nördlich an der Straße In den Höfen befindet. Auch eine neue Schulsporthalle soll entstehen, die die Märkische Halle ersetzen wird. Das neue Stadtteilzentrum soll darüber hinaus ein Bürgerzentrum beherbergen. Darin sollen unter anderem die offene Ganztagsschule, ein Kindertreff, ein Bewegungsraum und ein Seminarraum Platz finden. „Diese Vernetzung ist wichtig für den sozialen Zusammenhalt im Stadtteil“, sagt der Baurat.

Aufwertung der Baedekerschule

Sozialdezernent Frank Schweppe erwartet, dass sich die Beliebtheit der Baedekerschule durch das neue Schulgebäude wandeln wird. „Heute ist sie nicht gut nachgefragt“, räumt er ein. „Aber das liegt am Image, nicht an der Arbeit, die dort geleistet wird.“ Die aktuell einzügige Grundschule wird im Neubau jeweils zwei Klassen pro Jahrgang Platz bieten.

Vorab hatte das Planungsbüro „steg NRW“ eine Machbarkeitsstudie für die Stadt erstellt. „Mit dieser haben wir die grundlegende Förderfähigkeit des Projekts mit dem Land abgeklärt“, sagt Baudezernent Stefan Rommelfanger. Er rechnet damit, dass die Stadt 12 der 17,8 Millionen Euro Baukosten über Fördermittel finanzieren kann. Den Rest, rund 5,8 Millionen, muss sie aus eigener Tasche beisteuern.

Bürgerbeteiligung im Zuge der Planungen

Im Zuge der Machbarkeitsstudie waren Bürger und beteiligte Akteure aus dem Stadtteil in die Konzeption des Bildungsquartiers eingebunden. So trafen sich etwa Anfang 2018 Vertreter von Schule, Sportverein (DJK Blau-Weiß Annen), Awo, Kirche und Parteien zu einer „Dialogwerkstatt“.

2023 sollen die ersten Schüler in der neuen Baedekerschule Platz nehmen können. Ein Zug der Schule könnte dann ein gebundener Ganztag sein.

Es gibt auch bereits Planungen für das Gelände der heutigen Baedekerschule. Dort soll eine kleinere Wohnsiedlung mit 25 Häusern entstehen. Die schon lange angedachte Fuß- und Radwegbrücke über die Bahntrasse bleibt allerdings erst einmal Zukunftsmusik. Sie würde die beiden Stadtteile Annen-Süd und Annen-Nord besser miteinander verbinden und ist Teil des „Integrierten Stadtentwicklungskonzepts“ für Annen. Sie würde das neue Bildungsquartier auch leichter zu Fuß erreichbar machen und so auch die künftige Baedekerschule für Schüler, die südlich der Bahntrasse wohnen, attraktiver machen. „Die Machbarkeit ist momentan aber unklar“, dämpft Rommelfanger die Erwartungen.