Witten. Immer mehr Wittener kümmern sich um die Baumbeete vor ihrer Haustür. 100 Anwohner als Paten zählt die Stadt bereits. Vor drei Jahren waren es 33.

Von Unkraut überwuchert oder knochentrocken, zur Krönung ein Hundehaufen drauf. So sahen viele Baumbeete in der Wittener City noch vor nicht allzu langer Zeit aus. Aber inzwischen hat sich einiges getan. 100 Beetpaten, allesamt Anwohner, sorgen dafür, dass die Baumbeete vor ihrer Haustür ein hübscheres Gesicht bekommen.

„Für Pflanzungen rund um die Bäume fehlt uns das Geld“, sagt die neue städtische Abfall- und Umweltberaterin Krüger. „Wir können nur grob das Unkraut entfernen, teils durch externe Firmen, und bei Hitze die Bäume gießen.“ Um so mehr freut sie sich über jeden weiteren Beetpaten. Wer mitmachen will, kann sich unter 581-3912 an das Betriebsamt wenden oder aber eine Mail an gruenflaechen@stadt-witten.de schicken (Betreff: Patenschaft). Man bekommt dann eine Karte mit einem Gärtner und Gießkanne darauf, die man sich in das gepflegte Beet stecken kann. Wer beim Bummel durch die Stadt genauer hinschaut, wird dieses Emblem schon gesehen haben, auf dem steht „Dieses Beet wird von Anwohnern gepflegt“.

Kann gar nicht genug Wasser bekommen: Gabi Riese bewässert ihr Beet.
Kann gar nicht genug Wasser bekommen: Gabi Riese bewässert ihr Beet. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Monika Balster und ihre Schwester Christiane gehören zu den Beetpaten. Sie haben sich damit vor zwei Jahren einiges vorgenommen. Denn die Fläche an der Röhrchenstraße 25a, die sie so kreativ beackern, ist gut 15 Meter lang, Ein Hingucker ist das rot-gelbe Fahrrad, das mitten in der Blumenpracht steht. „Wir haben alles von Flohmärkten oder Haushaltsauflösungen. Die Kosten für so ein Beet sind damit überschaubar“, sagt Monika Balster. „Eine echte Herausforderung ist dagegen das Gießen bei dieser Hitze. Das könnte man rund um die Uhr machen.“

Vermüllung ist durch Beetpflege zurückgegangen

Seitdem die beiden Frauen das Beet pflegen, ist die Vermüllung zurückgegangen. „Früher flogen hier überall Kippen und leere Flaschen rum. Das hat sich geändert. Auch die anderen Anwohner fühlen sich nun für das Beet vor ihrer Haustür verantwortlich“, sagt die 51-Jährige. Gerade viele ältere Bürger, die sich die steile Süd- und Röhrchenstraße hinaufkämpfen, blieben stehen und würden den Blumenanblick für einen Zwischenstopp genießen.

Seit zwei Jahren pflegen Kerstin Oberbossel und Katrin Conrad das Baumbeet vor ihrer Haustür in der Röhrchenstraße 52. „Die Stelle sei zu dunkel, hat die städtische Beraterin damals gesagt. Wir sollten eine andere aussuchen“, erinnert sich Conrad. „Aber wir haben doch diese gewählt. Und schauen Sie mal, wie schön das geworden ist.“ Hortensien, Glockenblumen und Eisbegonien wachsen dort, teils umrahmt von Bruchsteinen, die südliches Flair versprühen.

Ein bepflanztes Fahrrad steht auch in einem Baumbeet in der Schützenstraße.
Ein bepflanztes Fahrrad steht auch in einem Baumbeet in der Schützenstraße. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Auch der kleine Esel mit dem Blumenkorb, der im Baumbeet von Gabi Riese an der Röhrchenstraße 69 steht, lässt südliche Urlaubsgefühle aufkommen. „Ich habe hier Wildhibiskus und Eisbegonien gepflanzt, die halten auch mal Trockenheit aus“, sagt die 63-Jährige. In ihrem Garten blüht es ebenfalls an allen Ecken und Enden. „Ich mache das für meine Seele. Andere gehen ins Fitnessstudio, ich habe meine Blumen.“

Gleich eine Reihe gepflegter Beete in der Steinstraße

Das empfindet auch Beate Brück so, die mit ihrer Mutter ein Beet vor ihrem Elternhaus an der Gartenstraße pflegt: „Ich wohne zwar seit Jahrzehnten hier. Aber so viele Nachbarn wie in der letzten Zeit habe ich noch nie kennengelernt“, freut sich die 61-Jährige. Wenn sie die Erde häcksele, bunte Blumen pflanze oder gieße, hieße es häufig von Passanten: „Ach, das ist aber eine tolle Idee“. Oder: „Was ist das für eine Pflanze? Geht die wohl auch in meinem Garten an?“

Zahl der Beetpaten rasant gestiegen

Die Zahl der Beetpaten ist rasant gestiegen. Waren es vor drei Jahren noch 33 im gesamten Stadtgebiet, so sind es inzwischen um die 100. „Wahrscheinlich sind es noch mehr. Denn nicht jeder, der sich um so ein Beet kümmert, meldet sich auch bei uns“, heißt es seitens der Stadt.

Die meisten Paten kämen aus der dichter besiedelten Innenstadt. Aber auch in den Stadtteilen gebe es Interessenten, die sich um die Pflege und Begrünung solcher Flächen kümmerten.

Gleich eine ganze Reihe gepflegter Beete finden sich in der Steinstraße. Maßgeblich daran beteiligt ist das „Blumenpott“-Projekt, das im Wiesenviertel ansässig ist und die Beete am Brunnen pflegt. Allerdings hat Angelika Busching von der Boutique Leger in der Steinstraße 3 nicht nur positive Erfahrungen gemacht: „Es gibt leider immer noch zu viele Mitbürger, die nicht achtsam sind. Sie werfen ihre Kippen in die Beete oder fahren mit ihren Wagen einfach durch.“

Michael Kapmeyer pflegt gleich mehrere Beete in der Steinstraße.
Michael Kapmeyer pflegt gleich mehrere Beete in der Steinstraße. © FUNKE Foto Services | Jürgen Theobald

Ein Schmuckstück war das schon parkartige große Beet an der Gartenstraße, Ecke Beethovenstraße. „Frau Achenbach hat es gepflegt. Aber sie ist vor vier Wochen nach Paderborn gezogen“, sagt eine Anwohnerin. Die Hausbewohner gießen dort noch gelegentlich. Sonst macht das Grundstück aber einen ungepflegten Eindruck. Vielleicht finden sich ja neue Paten, die sich bei der Stadt melden, um es wieder in Schuss zu bringen.