Witten. . Immer mehr Bürger folgen dem Aufruf der Stadt und werden Beetpaten. Zerstörung, Vermüllung und Hundekot gehen an diesen Stellen seitdem stark zurück

Den Wittenern blüht was. Vermehrt direkt vor der Nase.

Denn immer mehr Baumbeete im Stadtgebiet machen einen schmucken Eindruck. Hortensie statt Hundekacke – so könnte man den erfreulichen Wandel nennen, seitdem die Stadt ihre Bürger gebeten hat, Beetpatenschaften zu übernehmen.

Allein in den letzten zwei Monaten sind 15 neue Patenschaften hinzugekommen. „Manche Leute kümmern sich auch nicht nur um ein Beet, sondern um mehrere“, hat Abfallberaterin Ulrike Neuhoff festgestellt, an die sich weitere Interessenten wenden können. Zu diesen Neustartern gehört auch Armin Suceska, den viele Wittener als Sprecher der Bosnischen Gemeinde und ihrer „weißen Moschee“ an der Breite Straße kennen.

Putzig: Das kleine Hobbit-Haus in einem Beet an der Augustastraße baute Armin Suceska. Er gehörte zu den Initiatoren der Beetpflege durch Bürger.
Putzig: Das kleine Hobbit-Haus in einem Beet an der Augustastraße baute Armin Suceska. Er gehörte zu den Initiatoren der Beetpflege durch Bürger.

„Eigentlich gehören meine SPD-Kollegin Patricia Podolski und ich sogar zu den Motoren dieser Beetinitiative. Denn wir haben den Antrag vor etwa einem Jahr in den Rat eingebracht. Er wurde sogar einstimmig angenommen“, erinnert sich Suceska. „Nachdem wir zuvor an mehreren Stellen in der City solche Privatinitiativen gesehen hatten, wollten wird diese Aktionen legalisieren, damit es keinen Ärger zwischen Stadt und Bürgern gibt“, erzählt er weiter.

Klar, dass er sich als Anwohner der Augustastraße 35 inzwischen auch darum kümmert, dass ein Beet vor seiner Haustür eine besondere Note bekommt: „Ich habe eine Hobbit-Höhle gebaut. Mit bemaltem Eingang, Gras als Dach und einigen Blumen drumherum. Obwohl ich keinen grünen Daumen habe, sieht das ganz witzig aus“, erzählt er amüsiert. Gerade „Herr der Ringe“-Fans blieben fasziniert davor stehen, man käme miteinander ins Gespräch.

Diese Erfahrung hat auch Beate Brück gemacht, die gemeinsam mit ihrer 81-jährigen Mutter ein Beet vor ihrem Elternhaus an der Gartenstraße 17 pflegt: „Ich wohne zwar seit Jahrzehnten hier. Aber so viele Nachbarn wie in der letzten Zeit habe ich noch nie kennengelernt“, freut sich die 58-Jährige. Wenn sie die Erde häckele, bunte Blumen pflanze oder gieße, hieße es häufig von Passanten: „Ach, das ist aber eine tolle Idee“. Oder: „Was ist das für eine Pflanze? Geht die wohl auch in meinem Garten an?“

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Achtlos von Vorbeikommenden auf die Beete geworfener Müll oder Hinterlassenschaften von Vierbeinern gehörten seitdem der Vergangenheit an, hat die Ergotherapeutin erleichtert festgestellt


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Hüfthohes Unkraut und Müll

Das kann auch Timo Berger bestätigen. Vor dem Haus Beethoven-straße 27, wo der Student wohnt, reihen sich gleich mehrere liebevoll gestaltete Beete aneinander. Darin unter anderem Sonnenblumen, Rosen oder kleine Figuren wie eine Metalleidechse. „Zuvor sahen die Beete so aus wie jetzt noch auf der gegenüberliegenden Straßenseite am Platz der Gedächtniskirche: Mit hüfthohem Unkraut, Müll und abgestellte Fahrräder mittendrin“, schildert der 29-Jährige. Für die liebevolle Pflege der Beete vor seiner Haustür sorge eine Nachbarin, die auch den kleinen Park an der Ecke seit einiger Zeit mit ungeheurer Energie bewirtschafte, weiß der Student.

Die Figur mit Strickmütze und die gepflegten Baumbeete vor seiner Haustür an der Beethovenstraße 27 findet Student Timo Berger toll.
Die Figur mit Strickmütze und die gepflegten Baumbeete vor seiner Haustür an der Beethovenstraße 27 findet Student Timo Berger toll. © Funke Foto Services

Etwa 20 offizielle Partnerschaften gebe es in der City, hat Abfallberaterin Neuhoff registriert, insgesamt 33 im gesamten Stadtgebiet. „Aber das sind nur jene, die uns gemeldet werden. Darüber hinaus gibt es viele weitere Beete im Stadtgebiet, um die sich Anwohner kümmern, ohne Kontakt zu uns aufzunehmen.“

Und so sieht’s auf der anderen Seite der Beethovenstraße aus: Hüfthohes Unkraut und jede Menge Fahrräder stehen dort im Beet.
Und so sieht’s auf der anderen Seite der Beethovenstraße aus: Hüfthohes Unkraut und jede Menge Fahrräder stehen dort im Beet. © Funke Foto Services

Die klamme Stadt selbst hat vor vier Jahren auf Wildblumen-Aussaat umgestellt, weil „richtige“ Beetbepflanzungen zu teuer sind. Aber auch das findet Freunde. Über die Wildblumen-Beete zwischen den Kreiseln an der Friedrich-Ebert-Straße berichtet uns eine Rüdinghauserin: „Daran kann ich mich täglich aufs Neue erfreuen, wenn ich dort vorbeikomme. Hier blüht’s so herrlich wie auf einer Almwiese.“

Ansprechpartner für weitere Paten von Baumbeeten

Wildblumen schmücken die Beete, die von der klammen Stadt gepflegt werden. Diese preiswerte Mischung findet sich am Kreisel der Friedrich-Ebert-Straße.
Wildblumen schmücken die Beete, die von der klammen Stadt gepflegt werden. Diese preiswerte Mischung findet sich am Kreisel der Friedrich-Ebert-Straße. © Funke Foto Services

Wer Pate für Baumbeete werden möchte, kann sich an Umwelt- und Abfallberaterin Ulrike Neuhoff wenden: 581-3912 oder abfallentsorgung@stadt-witten.de
Die Stadt stellt Handschuhe und Kleingerät, Blumen müssen selbst bezahlt werden. Dafür weist später ein Schildchen im Beet auf Anwohnerpflege hin.