Witten. Sogar die Vertragskündigung stand im Raum. Die Probleme zwischen Stadt und der Tiefbaufirma auf der Pferdebachstraße sind noch größer als bekannt.
Droht das Großbauprojekt Pferdebachstraße ein Jahr nach Baubeginn zu platzen? Die federführende Tiefbaufirma hat der Stadt nicht nur mit einer 87-monatigen Bauzeitverlängerung gedroht (wir berichteten), sondern auch mit einer Kündigung des Vertrags. Sie sieht viele, ungeahnte Probleme, die ihre Arbeiten behinderten. Am Mittwoch (17.7.) fanden nun neue Gespräche statt. „Es gibt aber noch kein Ergebnis“, sagte Stadtbaurat Stefan Rommelfanger am späteren Nachmittag, als er gerade noch mit der Bereichsleitung des Unternehmens zusammensaß.
In einem der WAZ vorliegenden Schreiben an die Bürgermeisterin, das vom 2. Juli stammt, beklagt die Firma Depenbrock aus dem ostwestfälischen Sternwede, dass „unsere Arbeiten im ersten Bauabschnitt durch eine Vielzahl von Störungsereignissen behindert werden“. Die Stadt habe als Auftraggeber nicht für ungehindertes Arbeiten gesorgt. Beklagt werden gerade fehlende Ausführungsplanungen.
Tiefbaufirma aus Ostwestfalen vermisst Ausführungsplanungen
„Wir benötigen dringend eine koordinierte Ausführungsplanung, die die tatsächlich anzutreffende örtliche Gegebenheit wiedergibt“, heißt es. Aktuelle „Planlagen“ fehlten sowohl für den Straßenbau, den Rheinischen Esel, den kompletten Bereich „Versorgungsleitungen“ und den Bereich Bahnhofsgebäude. In dem Schreiben räumt die Firma der Stadt eine Frist bis zum 22. Juli ein, um diese Unterlagen nachzuliefern. Gleichzeitig hoffe man, in einem Gespräch „eine Klärung herbeizuführen“. Das fand am Mittwoch statt.
Den guten Willen auf beiden Seiten unterstreicht der Baudezernent. Rommelfanger: „Die Firma und wir haben ein gemeinsames Interesse, die Baustelle zu Ende zu bringen.“ Dass es zahlreiche Probleme bei diesem ursprünglich mit zwölf Millionen Euro kalkulierten Projekt gibt, räumt der Technische Beigeordnete ein. Dazu gehören unvorhergesehene Leitungen im Boden genauso wie Reste einer alten Tankstelle oder die Befestigung des Untergrunds im Bereich Leostraße „Wir diskutieren gerade eine Lösung für das Bodenproblem“, so Rommelfanger am Mittwoch.
Stadtbaurat: „Natürlich reden wir auch über Geld“
Den Vorwurf fehlender Ausführungsplanungen will er aber nicht so stehen lassen – und verweist auf Fachplanungen und Ausschreibungen des Wittener Büros, das die Großbaustelle für die Stadt begleitet. Gleichzeitig bescheinigt der Technische Beigeordnete dem Unternehmen „berechtigte Nachforderungen für unvorhergesehene Dinge im Untergrund. Natürlich reden wir auch über Geld“.
In dem Schreiben an die Bürgermeisterin hatte die Firma erklärt, den vorgegebenen „Fertigstellungstermin“, den 15. August 2020, nicht mehr einhalten zu können. Werde man wie in der Vergangenheit „im gleichen Maße behindert“, ergebe sich eine „Gesamtbauzeitverlängerung von 87 Monaten“. Als neues Enddatum wird für diesen Fall der 11. November 2027 genannt. Bestimmte Leitungsarbeiten seien darin zeitlich noch nicht erfasst. Sollten sich die Dinge nicht klären lassen, behalte man sich vor, den Bauvertrag zu kündigen.
Baudezernent Stefan Rommelfanger bleibt nach dem Gespräch am Mittwoch aber zuversichtlich. „Wir wollen gemeinsam nach vorne kommen und haben uns gerade noch die Hand gegeben.“