Witten. . Die Betriebsgebäude der Scharfen Maschinenfabrik an der Ruhrstraße sollen zu Wohnraum umgewandelt werden. Büros in Scharfen-Villa geplant.
Wohnen, wo früher gearbeitet wurde: 25 Eigentumswohnungen sollen in den Betriebshallen der Hermann Scharfen Maschinenfabrik an der Ruhrstraße entstehen, die im April Insolvenz angemeldet hat. Die daneben stehende weiße Scharfen-Villa an der Ruhrstraße 76 wird in ein Bürogebäude umgewandelt. Für die Wohnungen wie auch für die Villa gebe es bereits einige Interessenten – „zu 90 Prozent Wittener“, so Architekt Michael Frielinghaus.
Unternehmer Hermann Scharfen hatte sein Gelände samt Gebäuden schon im Oktober vergangenen Jahres an die Frielinghaus-Schüren-Projektentwicklungs GmbH verkauft. 2019 hätte die Traditionsfirma, die vorwiegend Aufschnittmaschinen für Fleischereien produziert, in Witten ihr 100-jähriges Firmenjubiläum feiern können. Anfang Juli dann die Nachricht: Für Scharfen geht es mit deutlich reduzierter Belegschaft weiter.
Villa soll künftig hochwertige Büroflächen bieten
Mit dem Kölner Unternehmer Philipp Georgi fand sich ein neuer Eigentümer. Derzeit nutzt dieser noch die bisherigen Betriebsgebäude, muss aber mit seiner Firma umziehen. Laut Kaufvertrag können die Gebäude ab 1. Juni von der Frielinghaus-Schüren-Projektentwicklungs GmbH genutzt werden.
Die bisherige Scharfen-Villa soll laut Frielinghaus künftig hochwertige Büroflächen bieten. „Die fehlen nämlich in Witten im Unterschied zu Bochum und Dortmund.“ Angedacht sei, dass das denkmalgeschützte Haus, das laut Stadtarchiv Mitte des 19. Jahrhunderts für die Wittener Unternehmer Albert und Gustav Lohmann gebaut wurde, künftig von einer Firma genutzt wird. „An diese soll die Villa dann auch verkauft werden.“ Die Mauer, die heute die Sicht auf das Gebäude einschränkt, wird abgerissen. Das Haus wird durch eine neu angelegte Freitreppe zur heutigen Auffahrt aufs Scharfen-Gelände hin zugänglich sein.
„City-Lofts“ werden 87 bis 155 Quadratmeter groß
Die Ruhrstadt-Kegelbahnen werden samt Gastronomie spätestens im Mai 2019 auf dem Gelände schließen müssen. Der kleine Anbau, bislang der Eingang zur Gaststätte, soll abgerissen werden. Die 25 Eigentumswohnungen, die in den bisherigen Betriebsgebäuden geplant sind – der Architekt spricht von „City-Lofts“ – werden zwischen 87 und 155 Quadratmeter groß sein. Sie werden Balkone bekommen, für den rückwärtigen Bereich sind Dachterrassen vorgesehen. Insgesamt entstehen rund 3000 Quadratmeter Wohnfläche an einem Ort, der ein Teil der Wittener Industriegeschichte ist.
An die werden die künftigen Bewohner auch erinnert werden. Denn Frielinghaus möchte mit dem, was er vorfindet, arbeiten. Die Außenfassaden der Betriebsgebäude aus Ziegel- und stellenweise auch Ruhrsandstein will er erhalten. Der Architekt verweist hierbei auf den Ausbau der ehemaligen Burgruine Haus Witten zur kulturellen Begegnungsstätte, die 1996 feierlich eröffnet wurde. „Das haben die damaligen Architekten Hans-Busso von Busse und Eberhard Carl Klapp vorbildlich gelöst“, findet er.
Büro Frielinghaus Schüren Architekten zieht um
Das 22-köpfige Team von Frielinghaus Schüren Architekten wird künftig in direkter Nachbarschaft zum Haus Witten arbeiten, weil man von der Holzkampstraße auf das Scharfen-Gelände an der Ruhrstraße umziehen wird. „Unser bisheriges Büro platzt aus allen Nähten. Wir wollen wachsen und benötigen dafür mehr Platz.“ Als neuer Standort soll das Scharfen-Verwaltungsgebäude genutzt werden, im Bereich des Erdgeschosses auch noch ein Teil der bisherigen Betriebsgebäude. Zu den Investitionskosten möchte sich Michael Frielinghaus noch nicht äußern: „Wir sind gerade erst kurz davor, einen Bauantrag zu stellen.“
>>> BETRIEBSGEBÄUDE DIENTEN EINST ALS BRENNEREI Die ältesten Pläne der Betriebsgebäude auf dem Scharfen-Gelände, die dem Architekturbüro Frielinghaus-Schüren vorliegen, stammen aus dem Jahre 1889.
Früher produzierte hier an der Ruhrstraße die Dampfkornbranntweinbrennerei Lohmann. Im April 1938 kaufte der Großvater von Hermann Scharfen das Betriebsgelände und die frühere Lohmann-Villa.