Witten. Die Familien- und Krankenpflege baut in Witten ein neues Haus mit 20 Tagespflegeplätzen. Eigentlich sollte es eine Demenz-WG werden.
Noch sieht das Gelände aus wie ein brachliegender Acker. Doch der erste Bagger ist schon angerollt und beginnt Erde auszuheben. In einem Jahr soll auf der 2600 m² großen Fläche an der Wetterstraße ein zweigeschossiger Flachbau stehen: Unten ist auf 360 m² Platz für die neue Tagespflege der Familien- und Krankenpflege mit 20 Plätzen, oben zieht der ambulante Pflegedienst ein.
Idyllisch ist es hier, zwischen Mühlengraben und Bahnlinie, einen Katzensprung entfernt vom Cafe Del Sol. Nur ein Grundstück liegt zwischen dem Café und der neuen Tagespflege. Die Stadt möchte darauf eine Kita errichten. „Ich habe das hier als sehr exponierte Lage wahrgenommen“, sagt Volker Rumpel, Geschäftsführer der Familien- und Krankenpflege. Weshalb er auch gern eine Demenz-WG auf seiner Fläche errichtet hätte, „denn sowas braucht Witten dringend“. Die Vorschriften jedoch sehen an dieser Stelle keine Wohnbebauung vor – obwohl gleich daneben Wohnhäuser stehen. Deshalb fiel die Entscheidung für eine zweite Tagespflege.
„Auch da spüren wir eine ganz erhebliche Nachfrage und sehen Bedarf für die Zukunft“, so Rumpel. Im vergangenen August hat die Familien- und Krankenpflege dann die Fläche, die früher zur Schaufelfabrik Bredt gehörte, von Besitzer Böllinghaus gekauft. Das Architekturbüro Frielinghaus/Schüren hat die Baupläne erstellt. Auch an 15 bis 18 Stellplätze ist gedacht. Die braucht vor allem der ambulante Pflegedienst, mit dem 1989 alles begann. 30 Mitarbeiter betreuen derzeit noch vom Rathaus der Medizin in Herbede aus rund 200 Menschen.
Große Fensterfronten geben den Blick frei Richtung Mühlengraben
Das Gebäude wird hell und lichtdurchflutet sein, mit großen Fensterfronten in Richtung Mühlengraben. „Wasser ist ja immer ein Hingucker“, so Rumpel. Die Natur solle rund ums Haus, aber auch im Inneren, eine Hauptrolle spielen. „Wir werden es nicht bunt gestalten, sondern in ruhigen Tönen“, erklärt Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah. Beim Konzept setzt sie auf ganz neue Ideen.
Während im Wullener Feld der Schwerpunkt auf der Betreuung von Menschen mit Demenz liege, will das neue Haus Gästen bis Pflegegrad drei – oder ganz ohne Einstufung – einen Ort der Begegnung und Kommunikation bieten. „Wir sehen eine große Isolationsgefahr im Alter, die beträchtliche Auswirkungen haben kann“, so Mensah.
Beratung bei Fragen zu Leistungsansprüchen
Die Familien- und Krankenpflege bietet am Wullener Feld 34 derzeit 22 Tagespflegeplätze an. An der Wetterstraße sollen es 20 sein. Das Neubau-Projekt, das zwei Millionen Euro kostet, wird von der Deutschen Fernsehlotterie mit 300.000 Euro gefördert.
Die Tagespflege bildet ein Bindeglied zwischen der Pflege zuhause und der Heimunterbringung. Pflegende sollen entlastet werden, Gepflegte ihr gewohntes Umfeld behalten. Bei Fragen zu Ansprüchen berät die Familien- und Krankenpflege,
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So wird es in der künftigen Tagespflege zwar kein „Erinnerungszimmer“ für Demente geben, dafür mehr sportliche Angebote. „Wir kooperieren mit dem Fitnessstudio Drexelius und der Tanzschule Feldmann-Hartmann“, ergänzt Volker Rumpel. Außerdem soll es WLAN und Tablets für die Senioren geben. Mensah: „Wir wollen für unsere Gäste nicht die Entertainer sein, sie sollen miteinander etwas erleben.“
Das moderne Konzept schließt übrigens auch die ambulante Pflege mit ein: „Wir schaffen hier die Voraussetzungen für E-Mobilität.“ In sechs bis acht Jahren sollen nur noch Elektro-Autos vom Hof rollen. Und angesichts der Hitze in diesen Tagen denkt Rumpel noch über eine Klimaanlage fürs neue Haus nach.