Witt. Doch jetzt feiert die Einrichtung der Familien- und Krankenpflege am Wullener Feld erstmal zehnjähriges Bestehen. Mit Glühwein und Musik.

Drei Tagespflegeeinrichtungen gibt es in Witten: Celonia bietet 20 Plätze, die Diakonie zwölf und die Familien- und Krankenpflege im Wullener Feld ist mit 22 Plätzen der größte Anbieter. „Das ist trotzdem viel zu wenig“, sagt deren Geschäftsführer Volker Rumpel. Die gute Nachricht: „Wir planen ein zweites Haus mit weiteren 20 Plätzen.“

Die Pläne des Architekturbüros Frielinghaus Schüren liegen bereits vor, nur der Standort wackelt noch ein bisschen. Doch auf jeden Fall soll das neue Objekt in Innenstadtnähe oder Bommern stehen. Beim Pflegeangebot dort wird Rumpel andere Schwerpunkte setzen als im Wullener Feld. „Wir haben auch Anfragen von Menschen, die keinen Pflegegrad haben, aber trotzdem nicht allein zu Hause sitzen wollen.“ An sie wird sich das neue Angebot ab 1. Juli 2020 richten. Doch erstmal wird das zehnjährige Bestehen der Tagespflege im Wullener Feld groß gefeiert.

Ein paar Stunden nicht allein zu Haus

Die Zeiten, als wir bei „Tagespflege“ in erster Linie an ein Kosmetikprodukt dachten, sind längst vorbei. Vor zehn Jahren war das noch anders. Als Volker Rumpel vom Familien- und Krankenpflege e.V. die Einrichtung im Salinger Feld plante, in der Senioren tagsüber versorgt werden, bewies er ordentlich Mut zum Risiko.

Das Konzept mit 14 Plätzen stand relativ schnell. Doch schon die Suche nach dem passenden Gebäude gestaltete sich schwierig, erinnert sich Geschäftsführer Rumpel (58). Bis im Salinger Feld ein ebenerdiger Bungalow zur Miete angeboten wurde, dessen Besitzer selbst mal im Rollstuhl gesessen hat. Doch eine Tagespflege mitten im Gewerbegebiet weit ab vom Schuss? „Wir waren auch erst skeptisch. Aber die Senioren werden ja ohnehin abgeholt und wollen dann auch nicht gleich schon wieder vor die Tür“, so Rumpel. „Wir haben uns dann dort richtig wohlgefühlt.“ 2009 lag die Auslastung bei 80 Prozent, Tendenz steigen.

Die Tagespflege im Wullener Feld.
Die Tagespflege im Wullener Feld. © Haumann

Deshalb entschied sich die Familien- und Krankenpflege, Ende 2012 ein zweites Haus zu eröffnen. Weil sich der Standort im Gewerbegebiet bewährt hatte, lag das neue Objekt – im Wullener Feld. „Wir dachten dann, das geht so weiter“, sagt Volker Rumpel. Doch die Auslastung lag in der einen Tagespflege bei 60, in der anderen bei gerade mal 40 Prozent. „Das war viel zu wenig. Deshalb haben wir nach einem halben Jahr die Notbremse gezogen.“ Und das alte Haus aufgegeben. Fatal: „Zwei Monate später begann es zu brummen.“ Wartelisten ohne Ende.

Weil der Bedarf weiter stieg, erhielt das Haus einen großzügigen Anbau. Heute sind dort täglich 22 Senioren zu Gast. Männer und Frauen gleichermaßen, zwischen 60 und über 100 Jahre alt. Insgesamt 15 Mitarbeiter kümmern sich acht Stunden pro Tag um sie. Personelle Probleme, so Rumpel, gebe es nicht. „Wir haben keinen Spätdienst und keinen Dienst am Wochenende.“ Obwohl: Wenn der Wunsch bestünde, samstags in die Tagespflege zu kommen, „würden wir das auch anbieten“.

Haus-Hund Balu sahnt Streicheleinheiten ab

Elisabeth Kammer (85) sitzt gerade gemütlich im Sessel. Haus-Hund Balu kuschelt sich an sie und sahnt Streicheleinheiten ab. Die 85-Jährige kommt mittwochs und freitags. „Was soll ich hier“, hatte sie anfangs gefragt, fühlt sich aber inzwischen sichtlich wohl. „Hier haben wir doch viel Unterhaltung und sitzen nicht immer alleine zu Hause“, sagt Hildegard Klimmek (94), die nach einem Schlaganfall nicht mehr gut laufen kann.

„Für die Gäste ist das hier wie Urlaub“, sagt Pflegedienstleiterin Rebecca Mensah (33). Viele würden sich richtig schick machen. Manch eine hat Perlenschmuck angelegt. Was nicht heißt, dass es nicht auch mal Streit gibt oder Lästereien, wenn unterschiedliche Menschen mit verschiedenen Krankheitsbildern aufeinander treffen. Übrigens werden die Gäste grundsätzlich gesiezt. Und wie gestandene Väter und Mütter behandelt, die ihr Leben gelebt haben. „Wir arbeiten sehr biografisch, wollen aber nicht zu viel vorgeben“, sagt Mensah. Sie nennt die Tagespflege: „geplante heile Welt“.

>> INFORMATION

  • Zum zehnjährigen Bestehen der Tagespflege im Wullener Feld 34 lädt die Familien- und Krankenpflege am Freitag, 14. Dezember, von 17 bis 20 Uhr zur Weihnachts-Wunderwelt ein.
  • Auf Besucher warten ein stimmungsvoll beleuchteter Garten, Glühwein und vieles mehr. Die Sängerin Brigitte Lorenz tritt ehrenamtlich auf.