witten. . Sie fahren mit Tempo durch die Wittener Fußgängerzone, obwohl Radfahrer dort tagsüber nichts verloren haben. Das Ordnungsamt lässt sie gewähren.
Rad fahren mitten in der Fußgängerzone – was in Holland oder Nachbarstädten erlaubt sein mag, in Witten ist es verboten. Offiziell zumindest. In der Praxis werden die Verkehrssünder eher selten kontrolliert, geschweige denn bestraft. Das soll sich aber ändern.
Nehmen wir nur den Mittwoch (8.5.). Sie fahren fast im Fünf-Minuten-Takt durch die Bahnhofstraße, die einen schnell und rücksichtslos, andere etwas langsamer, aber nur die allerwenigsten schieben vorschriftsmäßig ihr Rad. Sie fahren nicht nur in der Mitte, da sind ja die Schienen, sondern zum Teil direkt an den Geschäften entlang.
Ordnungsamt nur für den ruhenden Verkehr zuständig
Um etwa ins Wiesenviertel zu kommen, biegen manche teilweise mit richtig Schmackes die Bahnhofstraße bergab fahrend bei Café Extrablatt links ab – ohne Rücksicht auf Verluste. Ein Radfahrer trägt rechts an der Hand einen Verband. Was ihn nicht daran hindert, mit Tempo die Kurve vor dem gut besuchten Straßencafé zu nehmen.
In der Innenstadt patrouillieren zwar Doppelsteifen des Ordnungsamtes zu Fuß. Für die Radfahrer fühlen sie sich aber nicht zuständig. Dies sei Sache der Polizei. Sie kümmere sich um den fließenden Verkehr. Ordnungsamtsleiter Ulrich Oertel (60) bestätigt das. „Wir dürfen den fließenden Verkehr zwar blitzen. Aber anhalten darf ihn nur die Polizei.“ Was nicht heißt, dass die Stadt den ein oder anderen Radfahrer nicht auch mal freundlich bittet, abzusteigen.
Die Polizei bestätigt die getrennten Zuständigkeiten. Ob man allerdings auch die Fahrradfahrer in der Fußgängerzone zum fließenden Verkehr zählen müsse, stellt Wachleiter Reinhard Glowka (60) zumindest in Frage. „Jedenfalls schadet es nichts, wenn auch ein Ordnungsamtsmitarbeiter in Uniform mal jemanden auf dem Fahrrad anhält.“
Radfahrer fahren oft auf Gehwegen in Witten
Die Polizei selbst hat drei Radstreifen, die sie auch in der Fußgängerzone einsetzt – wenn es die Personalsituation denn gerade hergibt. „Zuallererst müssen wir die Streifenwagen besetzen“, sagt Glowka. „Ich würde die Radstreifen aber gerne öfter einsetzen.“ Nun, das Thema sei auf der Agenda. Nicht zuletzt sollen Verstöße von Radfahrern wegen der zuletzt landesweit gestiegenen Unfallzahlen gerade mit E-Bikes stärker geahndet werden.
Radfahrer auf Gehwegen sind das eine, was negativ auffällt. Weitere Schwerpunkte setzt die Polizei etwa an der Herbeder Straße/Ecke Ruhrdeich, wo es in der Vergangenheit in Richtung Nachtigallbrücke Unfälle gab, auf dem Rheinischen Esel, wo sich Radfahrer und Fußgänger in die Quere kommen, an der Husemannstraße, wo gerade rechts abbiegende Autofahrer eine Gefahr für Radler sind, die bergab fahren, und in der Bahnhofstraße.
Wittener Polizei will verstärkt Radstreifen einsetzen
Dort, in der Fußgängerzone und in den Nebenstraßen, kündigt der Wachleiter verstärkte Kontrollen der Polizei an. Die Kollegen auf Rädern seien durchaus in der Lage, einem Raser auf zwei Rädern einmal nachzusetzen. Wie folgenschwer das Fahrradfahren in der Fußgängerzone sein kann, weiß auch Ordnungsamtsleiter Ulrich Oertel. „Ein Arbeitskollege ist schon mal angefahren worden.“
>>> Bei Verstößen werden 15 Euro fällig
Wer auf dem Rad in der Wittener Fußgängerzone erwischt wird, zahlt 15 Euro. Wenn jemand behindert wird, werden 20, bei Gefährdungen 25 und bei Schädigungen 30 Euro fällig. Erlaubt ist das Radfahren in der Fußgängerzone von 20 Uhr bis 8 Uhr.
2018 wurden in Witten 53 Radler bei Unfällen verletzt (2017: 58), darunter zehn Pedelecfahrer (2017: 12), drei Kinder (wie 2017) und neun Senioren (10). Immer öfter sind Radfahrer auch betrunken. Solange man keine Ausfallerscheinungen hat, sind bis zu 1,6 Promille erlaubt.