Witten. . Der Wochenmarkt auf dem Edeka-Parkplatz in Witten/Schnee ist nun doppelt so groß. Was Kunden und Händler ärgert: Es gibt kaum Parkplätze.

Fast fünf Jahre ist es her, dass der Edeka-Supermarkt auf dem Schnee geschlossen hat. Seitdem müssen die Anwohner mindestens fünf Kilometer fahren, um ihre Einkäufe zu erledigen. Bis auf mittwochs – da gibt es den Wochenmarkt, seit gestern sogar in doppelter Größe. Die neue Auswahl begeisterte viele Schneer – und sorgte trotzdem für ein bisschen Ärger.

Der Markt ist vom Vorplatz des leerstehenden Supermarkts auf den Parkplatz auf der Gebäuderückseite umgezogen. Statt sechs bieten nun elf Händler ihre Waren an. Die Idee dazu hatte Wittens neue Marktmeisterin Gabriele Diedrichs, die seit Januar im Amt ist. Denn der Stadtteil-Markt läuft gut. Warum dort, während woanders – wie etwa in Vormholz – Stadtteilmärkte eingehen? Natürlich seien es die fehlenden Einkaufsmöglichkeiten, aber auch die herzliche Stimmung. „Die Leute sind uns dankbar“, sagt Rosi, Verkäuferin an der Gulaschkanone. „Sonst ist hier doch nix.“

Gemüsemann und Blumenhändler ziehen

Zudem ist das Publikum finanzkräftiger als anderswo. „Oft sind das ältere Leute, die bereit sind, für gute Qualität zu zahlen“, sagt Gemüsehändler Theo Vechtel. „Die Leute wissen den Geschmack unserer Produkte zu schätzen“, freut er sich.

Vechtel mit seinem großen Frischeangebot, das vom heimischen Hof nahe Gütersloh stammt, und der Rüdinghauser Blumenhändler Otto Gronemann sind zwei Zugpferde des Wochenmarktes. Nun kann man hier auch Textilien kaufen oder frischen Fisch.

Sizilianische Backwaren

Vincenzo Urso stellt in seinem Wagen sizilianische Backwaren her. Jeannette Sigh brät süße und deftige Pfannkuchen, garniert mit Ziegenkäse, Honig und Walnüssen. Friedhelm de Hass hat 160 kleine Tüten mit Gewürzen ausgelegt. „Die Leute gucken und suchen gern, sie kennen manche Gewürze aus dem Urlaub“, sagt er und verkauft „Chimichurri“, ein „argentinisches Gewürz für alles“.

Die Verkäuferinnen Brigitte (li.) und Kerstin (2.v.li.) bedienen Kundin Magdalene Zwehr. Sie verkaufen Frischwaren von einem Hof nahe Gütersloh.
Die Verkäuferinnen Brigitte (li.) und Kerstin (2.v.li.) bedienen Kundin Magdalene Zwehr. Sie verkaufen Frischwaren von einem Hof nahe Gütersloh. © Jürgen Theobald

Bei den vielen Besuchern kommt die neue Vielfalt gut an. „Was Besseres konnte uns nicht passieren“, sagt Anita Weißensee, die 40 Jahre an der Käsetheke vom Schneer Konsum gearbeitet hat. „Das ist ein schöner Treffpunkt.“ Schon deswegen geht die 80-Jährige regelmäßig zum Markt, ihre restlichen Einkäufe erledige sie in Herdecke. Auch Peter Grimme lobt: „Ich finde, das ist einer der schönsten Stadtteilmärkte überhaupt.“

Marktmeisterin Gabriele Diedrichs hat noch mehr Ideen: Sitzgelegenheiten sollen Aufenthaltsqualität schaffen und Publikum anlocken. Und ein Käsewagen oder ein Öl-Händler sollen folgen.

„So macht man den Markt kaputt“

Die Händler sehen die neue Aufteilung skeptisch. Weil der Parkplatz belegt ist, können nun die Kunden nicht mehr parken. Nur ein Dutzend Stellplätze gibt es vor dem Edeka. Einige Besucher fahren gar die Rampe hinunter zum Wochenmarkt, um ihre Einkäufe einzuladen. Theo Vechtel, der erfahrene Gemüsehändler, sagt klar: „Ein Wochenmarkt ohne Parkplätze ist Chaos. Dieser Markt hat vom ersten Tag an funktioniert, aber so macht man ihn kaputt.“

Auch in der Bäckerei Mohr, eines der letzten beiden Geschäfte auf dem Schnee, ist man nicht gut auf die neue Strategie zu sprechen. „Uns hat niemand in die Planung miteingebunden“, sagt eine Mitarbeiterin. Das Parkplatzproblem möchte Gabriele Diedrichs noch angehen. „Aber auch der Wochenmarkt in Witten-Mitte oder der in Herbede haben keine direkten Parkplätze. Vielleicht sollten die Marktbeschicker mehr Service bieten und betagten Kunden die Einkaufstasche zum Auto tragen.“

>> Nichts Neues in Sachen Edeka

Das leere Ladenlokal auf der Kuppe der Ardeystraße gehört der Firma Harpen Immobilien aus Dortmund. Im Februar 2019 bestätigte sie, dass es einen Interessenten für eine Neuvermietung des Edeka gäbe.

Die Gespräche laufen noch immer, so Prokurist Frank Neuhaus auf Anfrage. „Wir arbeiten dran. Es gibt nichts Neues.“