Der Supermarkt schließt bis spätestens Ende Oktober. Es laufen Gespräche zwischen Stadt und Eigentümer. Eine Übergangslösung ist noch nicht in Sicht. Bürger fordern auf Versammlung im Haus Overhoff einmütig den Erhalt der Nahversorgung.

Die Bürger vom Schnee machen sich zurecht Sorgen, wo sie demnächst in der Nähe Butter, Fleisch und Kartoffeln einkaufen sollen. „Ihr“ Edeka wird spätestens Ende Oktober schließen. Es laufen zwar Gespräche zwischen Stadt und Grundstückseigentümer. Doch bisher sind weder Nachfolger noch Übergangslösung sind in Sicht. Es droht ein längerer Leerstand.

Der Gesellschaftssaal der Gaststätte Overhoff war Donnerstagabend bis auf den letzten Platz besetzt. Gut 80 Bürger aus dem Stadtteil waren der Einladung des Vereins „Witten Direkt“ gefolgt, der für den Erhalt der Nahversorgung auf dem Schnee schon 1023 Unterschriften gesammelt und der Bürgermeisterin überreicht hatte. „Wir älteren Leute wollen hier oben gar keinen größeren Laden, er muss nur gut sortiert sein, von außen ansprechend und eine gute Fleischtheke haben“, stellte eine Kundin klar und bekam Zustimmung von allen Seiten klar. Viele Senioren auf dem Schnee hätten kein Auto mehr, sagte eine andere Bürgerin. „Und im Wintern kommt man hier von oben gar nicht mehr weg.“

Die Lage ist vertrackt. Laut Mieter Edeka ist der Standort mit seinen 779 qm unrentabel. Edeka lässt den Vertrag mit dem Eigentümer, der Dortmunder Harpen Gmbh, Ende Oktober auslaufen und hat Pächter Peter Bökmann gekündigt. 1500 qm müsste der Laden nach Einschätzung von Edeka haben, um ihn wirtschaftlich zu betreiben.

Auch interessant

Wittens 2008 verabschiedeter Masterplan Einzelhandel lässt solche Größenordnungen nur in der Innenstadt und anderen „zentralen Versorgungsbereichen“ zu, zu denen auch Herbede, Annen, Rüdinghausen, Heven und Stockum zählen. Für den Schnee mit seinen 1300 Einwohnern im Einzugsgebiet von 1200 m fußläufig schließt die Stadt eine Sondergenehmigung von 1500 qm Verkaufsfläche schon aus Rechtsgründen aus. Dem würde die Nachbarstadt Herdecke, die gefragt werden muss, wegen „unzulässiger Abschöpfung von Kaufkraft aus dem Umland“ nie zustimmen. Erst vor weinigen Jahren wurde in Kirchende ein Einkaufszentrum eröffnet.

Aber geht’s nicht auch unterhalb von 1500 qm, die die Bürger vom Schnee ohnehin nicht fordern? Die Eigentümerin Harpen Immobilien GmbH bestätigte am Freitag, dass darüber Gespräch mit der Stadt Witten laufen. Harpen hält es für „durchaus realistisch“ auf 1200 qm einen Supermarkt auf dem Schnee wirtschaftlich betreiben zu können. Für einen Neubau habe man aber noch keinen Nutzer an der Hand.

Die Zeit läuft aber davon. Eine Änderung des Masterplans kann der Rat frühestens am 25. November auf den Weg bringen. Eine Sondergutachten und ein neuer Bebauungsplan sind erforderlich. Harpen rechnet damit, dass das schnell zwei Jahre dauern kann. Ganz verwaist wird das Gelände auf dem Schnee bis dahin nicht bleiben: Die Bäckerei im Anbau will weitermachen.

Als Überbrückungslösung bis zur erhofften Eröffnung eines neuen Supermarktes hatte Mirco Wilshaus von „Witten Direkt“ gleich mehrere Vorschläge parat einen Markt (an einem oder mehreren Tagen) auf dem Gelände, einen Bus-Pendelverkehr zu einem anderen Supermarkt oder einen „Milchwagen“ zur Versorgung des Schnees. Die Anwesenden wollten über solche Notbehelfe gar nicht erst diskutieren. Tenor: Wir wollen ganz einfach unseren Supermarkt behalten.