Witten. . Der 1858 erbaute Helenenturm ist in einem denkwürdigem Zustand. Die Heimatvereine wollen das ändern – und starteten mit beachtlichem Erfolg.
Langsam geht Thomas Becker die 144 Stufen des Helenenturms nach oben. Im Innern: kein Licht, abbröckelnder Putz, Spinnenweben. Doch noch viel schwerer wiegen derb-vulgäre Sprüche an den Wänden, Graffitis, Schmierereien. Wirklich wundern kann sich Thomas Becker (50), Hobbyfotograf aus Witten, nicht mehr. Seit vielen Jahren wurde am Helenenturm nichts mehr getan. Wenigstens nass wird er im Turm nicht. Draußen meint der Wettergott es nicht gut mit den wenigen Besuchern, die wie der Hobbyfotograf zum Aktionstag der Wittener Heimatvereine an den Helenenturm gekommen sind.
Seit vielen Jahren ist der Turm geschlossen, nur zu besonderen Anlässen wird er für Besucher geöffnet. Grund dafür sollen weniger Sicherheitsbedenken als die Sorge vor weiterer Randale und Schmierereien im Turm sein, die vor rund 15 Jahren angefangen hätten, wie Besucher erzählen. „Das wäre hier doch ein weiterer Höhepunkt für Witten – hier oben könnte man eigentlich auch Trauungen machen“, findet Thomas Becker.
210 Bratwürste – jeder Euro für den Turm zählt
Damit der Turm endlich saniert werden kann, haben sich Wittens Heimatvereine sowie der Förderverein Zeche Nachtigall zu einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossen.
Wolfgang Lippert, 73, ist Vorsitzender der AG und brät unter einem Pavillondach Bratwürste auf dem Grill. Die gibt’s für zwei Euro pro Portion wahlweise mit Toastbrot oder hausgemachter Currysauce. 210 Würste hat er im Gepäck, denn jeder Euro für den Turm zählt.
Sanierungskosten von mehr als 40.000 Euro möglich
Von der Stadt wurden vor einigen Monaten 40.000 Euro als Orientierung für die Sanierungskosten genannt. Doch wieviel eine Sanierung tatsächlich kosten wird, bleibt unklar. Lippert: „Es kann auch deutlich mehr werden.“ Das Dach etwa scheine nicht ganz dicht zu sein, dadurch gelange Feuchtigkeit hinein.
Irene Rumpler vom Verein für Orts- und Heimatkunde in der Grafschaft Mark, fordert indes auch Engagement seitens der Stadt: „Die Kulturgüter der Stadt zu erhalten, das ist auch eine öffentliche Aufgabe“, findet sie. „Da kann man sich nicht rausziehen.“
Interesse der Wittener am Turm ist vorhanden
In Zukunft planen die Heimatvereine noch weitere Aktionen, um Spenden zu sammeln. Denn das Interesse der Wittener Bevölkerung scheint da zu sein. Oben auf der Plattform im Turm führt Hildegard Priebel, Vorsitzende des Geschichtsvereins Annen, Interessierte in „ihre Welt“ ein. Mit einer Haube und in historischer Kleidung spielt sie Helene Katharina Lohmann, also die Mutter der Helene Lohmann, für die der Turm im Jahr 1858 erbaut worden war.
Gut 375 Gäste habe sie am vergangenen Tag des offenen Denkmals im Turm begrüßen dürfen. Der ein oder andere lässt sich auch am Aktionstag in den Bann der „Ur-Wittenerin“ Hildegard Priebel ziehen. Sie erinnert sich: „Der Turm ist all die Jahre so geblieben, wie er ist – nur eben gammelig.“