Witten. . Ursula Sünder lebt in den Feierabendhäusern an der Pferdebachstraße. Die neuen Absperrungen für die Baustelle bremsen sie an vielen Stellen aus.

Flott fährt Ursula Sünder in ihrem elektrischen Rollstuhl den Fußweg vom Evangelischen Krankenhaus hinunter Richtung Pferdebachstraße. Doch kurz bevor der Fußweg auf die Straße trifft, ist für die 73-Jährige plötzlich Schluss. Zwischen den neu aufgestellten Baustellen-Absperrungen und der Einfassung des Krankenhausschildes ist für sie kein Durchkommen – auch nicht auf der anderen Seite, denn dort versperren ihr Betonpoller den Weg.

„Bei der Baustelle hier wurde einfach viel zu wenig an die schwächeren Verkehrsteilnehmer gedacht“, sagt Sünder, die seit sieben Jahren in den Feierabendhäusern wohnt. „Eigentlich ist es ja nur eine Kleinigkeit“, räumt die Rentnerin ein. Denn stünde die Absperrung – hinter der im Moment noch nicht gearbeitet wird – einen halben Meter weiter vom Krankenhausschild entfernt, würde Sünder problemlos vorbeikommen.

Rollstuhl kann keine Bordsteinkante hinunter fahren

Gerade ziemlich unübersichtlich, vor allem für Fußgänger: die Pferdebachstraße.
Gerade ziemlich unübersichtlich, vor allem für Fußgänger: die Pferdebachstraße. © Jürgen Theobald

So aber ist ihr der Zugang zum abgesenkten Teil des Bordsteins verwehrt, auf den sie angewiesen ist. Denn ihr Rollstuhl kann keine Kanten hinunter oder hinauf fahren. Also nimmt die Rentnerin einen etwas abenteuerlichen Weg: Unmittelbar vor dem Krankenhaus kann sie auf den dortigen Wendekreis fahren und dann hinunter zur Pferdebachstraße – auf der Autospur, die zum Parkhaus führt. „Da schauen die Autofahrer manchmal ziemlich komisch“, sagt Sünder. Zu brenzligen Situationen ist es bislang aber zum Glück nicht gekommen.

Hinzu kommt: Viele Bewohner der Feierabendhäuser gehen bei Boni einkaufen – und rufen mindestens für den Heimweg mit den Einkäufen ein Taxi. „Und wegen des Umwegs, den die Taxis jetzt fahren müssen, verlangen sie für einen Weg durchschnittlich 15 Euro. Davor waren es fünf Euro“, berichtet Sünder von den Erfahrungen ihrer Hausmitbewohner. „Das ist als Rentner schon ganz schön happig.“

Probleme auch an der Baustellenampel

Christa und Eberhardt Fritz an der provisorischen Fußgängerampel nahe des EvK. Der Grünstreifen bereitet vor allem ihr Probleme.
Christa und Eberhardt Fritz an der provisorischen Fußgängerampel nahe des EvK. Der Grünstreifen bereitet vor allem ihr Probleme. © Jürgen Theobald

Nicht nur den Bewohnern der Feierabendhäuser bereiten die neuen Baustellen-Absperrungen Probleme. An der provisorischen Fußgängerampel vor dem Johannes-Busch-Weg treffen wir Christa und Eberhard Fritz. Das Ehepaar überquert mit großer Mühe die Straße Richtung Krankenhaus.

„Wir sind beide über 90. Und meine Frau kommt mit ihrem Rollator allein kaum über die Grünstreifen“, klagt der Rentner. Auf der Gehwegseite, die am EvK entlang führt, hat der Grünstreifen an dieser Stelle zusätzlich eine leichte Steigung. Fritz muss seine Frau stützen, gleichzeitig ihren Rollator anheben, mehrfach geraten die beiden ins Wanken. „Alles wird hier abgesperrt, aber es wird nicht gearbeitet“, sagt er.

Baustellen-Hotline führt bislang ins Leere

„Das Ärgerlichste an der ganzen Sache ist eigentlich, dass ich bei der Stadt nicht durchkomme“, erzählt Ursula Sünder. Mehrfach habe sie schon versucht, bei der Baustellen-Hotline der Stadt anzurufen, hat auf den Anrufbeantworter gesprochen. Doch bislang ohne Reaktion. Die Stadt bittet die Wartezeit zu entschuldigen und verweist darauf, dass auch bei ihr derzeit Ferienzeit ist und man daher nicht voll besetzt sei. Man versuche aber, alle Anfragen nach und nach abzuarbeiten.

>>> Infoveranstaltung für Anwohner am 7. Mai

Die städtische Infoveranstaltung zur Pferdebach-Baustelle für Anwohner und interessierte Bürger findet am Dienstag, 7. Mai, statt. Treffpunkt ist um 18 Uhr das Stadtwerkehaus, Westfalenstraße 18 bis 20.

Dort können Anwohner und Betroffene auf besondere Probleme hinweisen und Vorschläge machen.