Die Straßenbahn ist am Sonntagabend auf der Hans-Böckler-Straße in Witten-Heven entgleist. Die fünf Fahrgäste und der Fahrer blieben unverletzt.

Die Straßenbahn ist am Sonntagabend (21.4.) in Witten-Heven entgleist. Menschen kamen ersten Angaben zufolge nicht zu Schaden, als die 310 in Fahrtrichtung Heven-Dorf gegen 21.35 Uhr auf einer Weiche in Höhe des ehemaligen Sanitätshauses aus dem Gleis sprang. Zur Ursache wurde noch nichts bekannt.

Die wenigen Fahrgäste – laut Fahrer fünf – konnten die beiden Waggons der 310 unverletzt verlassen. Mehr als zwei Stunden stand die Bahn mit eingeschaltetem Warnblinklicht teilweise quer auf der Straße. Zunächst versuchte man, sie durch vorsichtiges Anfahren in umgekehrter Richtung wieder ins Gleis zu setzen. Das klappte nicht.

Zweimal musste das Mittelgestell aufgebockt werden

Zweimal musste das entgleiste Mittelgestell der 29 Tonnen schweren Bahn aufgebockt werden, bis sie wieder in die Spur gezogen werden konnte. Ein Ersatzbusverkehr wurde eingerichtet. Von der Überprüfung des Fahrdatenspeichers erhofft sich die Bogestra nun weitere Erkenntnisse bei der Ermittlung der Ursache. Nach Mitternacht konnte die entgleiste 310 wieder eigenständig weiterfahren -- in Richtung Depot.

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Der Unfall war bereits gegen 21.45 Uhr über die sozialen Netzwerke verbreitet worden. Polizei und Feuerwehr wussten da noch von nichts. Auch vor Ort: keine Polizei, nur nach und nach eintrudelnde Bogestra-Mitarbeiter. Zunächst versuchen sie, die Bahn durch langsames Anfahren auf Beton wieder flott zu bekommen. Es glimmt kurz Hoffnung auf. Doch nach ein paar Metern ist Schluss – kurz vor der Haltestelle Hans-Böckler-/Ecke Herbeder Straße. Jetzt werden die großen Wagenheber ausgepackt.

Bogestra-Mitarbeiter bereiten das Aufbocken des 29 Tonnen schweren Wagenkörpers vor.
Bogestra-Mitarbeiter bereiten das Aufbocken des 29 Tonnen schweren Wagenkörpers vor. © Augstein

Männer in orangenen Warnwesten schieben Holzkeile unter das Mittelgestell des tonnenschweren Kolosses, außerdem eine Metallschiene und Rollwagen. Dann wird von beiden Seiten „gepumpt“, bis die vier Räder in der Mitte in der Luft hängen. Doch der erste Versuch geht daneben. Ein Bogestra-Mann drückt mit einer Eisenstange von einer Seite, so dass sich der Wagenkörper langsam zur anderen bewegt. Doch dann kracht es, der Rollwagen unter der Bahn ist weggekippt. Zweiter Versuch.

Autofahrer sehen Unfallstelle erst spät

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Derweil biegen immer wieder Autofahrer nach rechts in die Hans-Böckler-Straße ab. Sie sehen die Unfallstelle erst im letzten Moment, fahren rechts an den Bogestra-Leuten vorbei. Und wieder wird der schwere Fahrzeugkörper aufgebockt. Und wieder wird von der Seite gedrückt, so dass sich die in der Luft hängenden Räder immer mehr den Schienen nähern. „Wie weit müssen wir noch?“ ruft einer auf der anderen Seite. „20, 30 Zentimeter“ schallt es zurück. „Noch’n bisschen, noch’n bisschen. Okay, langsam ablassen. Okay, jetzt ist er drin. Sitzt.“

Tatsächlich ist das Mittelgestell wieder in der Spur, ein Bogestra-Mann klettert auf den Führerstand und fährt langsam an – auch über die Weiche, wo die Bahn vor über zwei Stunden entgleist ist. Der Betriebsleiter glaubt aber nicht, dass es an der Weiche gelegen hat. Nun beginnt die Ursachenforschung, spätestens nach Ostern.

Nach Mitternacht ist es geschafft: Die Straßenbahn
Nach Mitternacht ist es geschafft: Die Straßenbahn © Augstein