Witten. Noch immer löschen Feuerwehrleute Glutnester nach dem Großbrand bei Pelzer. Bis zu 250 Kräfte waren im Einsatz, eine Rauchwolke zog übers Revier.

Ist es Zufall? Ist es Schicksal? Vor fast genau zwei Jahren hat es schon einmal beim Automobilzulieferer HP Pelzer Chemie gebrannt. In der Nacht zu Mittwoch stand ab zwei Uhr erneut eine Werkshalle der Rüdinghauser Firma in Flammen. 250 Einsatzkräfte von Feuerwehr, Technischem Hilfswerk und Polizei waren im Einsatz. Sechs Werksmitarbeiter und zwei Feuerwehrmänner wurden leicht verletzt. Und wieder zog eine dunkle Rauchwolke übers Ruhrgebiet.

Zunächst geht in dieser Nacht nichts mehr für den Verkehr zwischen Dortmunder Straße und Brauckstraße: Überall Straßensperren der Polizei, um das Gebiet weiträumig abzuriegeln, während Feuerwehrfahrzeuge aus allen Richtungen anrollen. „Wir hatten noch Unterstützung der Kollegen aus Dortmund und Herdecke“, sagt Ulrich Gehrke, Sprecher der Wittener Feuerwehr, die mit einem Großaufgebot vor Ort ist.

Landesumweltamt misst Schadstoffe

Von vier Drehleitern aus bekämpfte die Feuerwehr den Großbrand
Von vier Drehleitern aus bekämpfte die Feuerwehr den Großbrand © Thomas Weber | Thomas Weber

Herdecke und Dortmund helfen jeweils mit einer Drehleiter aus, die Wittener Berufsfeuerwehr hat zwei weitere im Einsatz. Überall blinkt es, werden Schläuche ausgerollt, eilen Feuerwehrleute und Polizisten durch die Nacht, um das weitere Vorgehen abzusprechen.




Derweil zeichnet sich eine große Rauchwolke vor dem dunklen Himmel ab. „Weil es recht kühl ist, steigt der Rauch aber auf und zieht gut ab, statt sich flächendeckend über den Stadtteil zu legen“, erklärt Gehrke. Und es ist windstill. Dennoch rollt gegen vier Uhr in der Früh ein Sondereinsatzwagen des Landesumweltamtes über die Brauckstraße an, um die Luftbelastung zu messen.

Die Rauchwolke zieht bis in den Kreis Recklinghausen

Über die Warn-App „Nina“ und Radio Ennepe-Ruhr wird dazu aufgefordert, Fenster und Türen geschlossen zu halten. Auch angrenzende Bochumer und Dortmunder Stadtteile sind betroffen. Die Rauchwolke zieht bis in Städte des Kreises Recklinghausen. „Wir hatten einen Rauchpilz und Schadstoffe in der Luft. Aber es wurden keine Grenzwerte überschritten“, sagt Feuerwehr-Einsatzleiter Mario Rosenkranz (49). 

Diesmal seien weniger verbrannte Öle in der Luft gewesen. Vor zwei Jahren gingen allein 20 000 Liter in Flammen auf. Damals, am 23. März 2015, stand ebenfalls eine hohe schwarze Rauchsäule am Himmel. Der ABC-Zug des EN-Kreises für Chemieunfälle ist auch diesmal alarmiert, muss aber nicht eingreifen.

Kunst- und Dämmstoffe werden in der Halle produziert

Sechs Arbeiter und zwei Feuerwehrleute wurden bei dem Feuer leicht verletzt.
Sechs Arbeiter und zwei Feuerwehrleute wurden bei dem Feuer leicht verletzt. © Thomas Weber | Thomas Weber

Um zwei Uhr früh ging der automatische Brandmeldealarm bei der Feuerwehr ein. „Als wir kurz darauf eintrafen, brannte Halle 1. Die Flammen schossen gerade durch das Dach“, sagt ein Feuerwehrsprecher. „Einzelne Gegenstände sind bis Richtung Dortmunder Straße durch die Luft geflogen“,ergänzt der Einsatzleiter der Polizei. In der über hundert Meter langen Halle werden Kunst- und Dämmstoffe produziert. In der Nähe eines Transportbandes soll es angefangen haben zu brennen. Arbeiter der Nachtschicht versuchen noch zu löschen. Sechs kommen später mit einer Rauchgasvergiftung kurz ins Krankenhaus.




Unterdessen breitet sich der Brand immer schneller aus. Während die Hallenabschnitte 1-4 nicht mehr zu retten sind, verhindert die Feuerwehr für den Teil 5 und 5a Schlimmeres. Einsatzleiter Mario Rosenkranz: „Wir haben sie in eine Wasserwand gelegt.“ Doch zwei Drittel der Halle brennen ab.



Selbst draußen gelagertes Material wie Armaturenbretter fängt Feuer. Für die Halle besteht Einsturzgefahr.

Das Feuer ist am frühen Morgen unter Kontrolle

Gegen vier Uhr morgens verkündet der Werksleiter dann: „Das Feuer ist so weit unter Kontrolle. Eine Ausbreitungsgefahr besteht nicht mehr.“ Doch für die Feuerwehr ist der Einsatz noch längst nicht beendet. Die Nachlöscharbeiten dauern noch den ganzen Tag über an. Mittags sind noch rund 20 Einsatzkräfte vor Ort. Die Einsatzleitung der Feuerwehr hat erst gegen acht Uhr morgens Entwarnung gegeben, auch was die zunächst nicht einschätzbare Rauchwolke angeht.

Nun suchen Brandermittler der Polizei die Ursache. Hinweise auf Brandstiftung gibt es offenbar nicht. Die Produktion bei Pelzer steht vorerst still.